Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Paul-Gerhardt-Kindergarten wird saniert
Gemeinderat beschließt Zuschüsse von 186 000 Euro – Kirche streckt Geld vor – Erhebliche Mängel beim Brandschutz
WEINGARTEN - Der zweigruppige Paul-Gerhardt-Kindergarten in Weingarten kann saniert werden. Der Weingartener Gemeinderat hat mit seinem mehrheitlichen Beschluss bei nur einer Gegenstimme den Weg dafür frei gemacht. Die Stadt wird das im Haushaltsjahr 2019 insgesamt 186 000 Euro kosten. Eigentlich hätte Weingarten aufgrund gesetzlicher Verpflichtungen noch mehr Geld zur Verfügung stellen müssen, doch die evangelische Kirchengemeinde kam der Stadtverwaltung finanziell entgegen. Denn eigentlich wäre die Stadt verpflichtet, 90 Prozent der Sanierungskosten in Höhe von 224 000 Euro zu übernehmen. Doch die evangelische Kirche gibt sich mit 83 Prozent zufrieden – und schießt das Geld sogar vor.
Dass der im Jahr 1960 erbaute Paul-Gerhardt-Kindergarten dringend saniert werden muss, darüber waren sich beinahe alle Stadträte einig. Bereits im vergangenen Jahr war über bauphysikalische Mängel im Untergeschoss und im angrenzenden Bürogebäude informiert worden. Auch entspricht der Bewegungsraum im Untergeschoss nicht mehr den brandschutzrechtlichen Anforderungen. Daher soll neben vielen kleineren Maßnahmen eine Fluchttreppe aus dem Untergeschoss heraus angelegt und eine neue Brandschutztüre im Gymnastiktraum eingebaut werden.
„Es macht unbedingt Sinn, den Brandschutz über das geforderte Maß auszurichten“, sagte Nicolas Werckshagen, städtischer Fachbereichsleiter für Planen und Bauen.
Weitere Posten im Untergeschoss sind vor allem Abdichtungen gegen Feuchtigkeit, das Verputzen und Streichen der Wände sowie die Installation von weiteren Heizkörpern. Im Erdgeschoss geht es vor allem um das Büro in einer angrenzenden Wohnung, welche erst vor wenigen Jahren hinzugenommen wurde. Dort müssen Außenwände abgedichtet, der Terrassenbelag und Eingangsbereich abgeändert beziehungsweise erneuert, Fenster und Rollläden ausgetauscht, Tapeten entfernt sowie Wände abgespachtelt und gestrichen werden.
Doch ist es nicht die erste Sanierung im Paul-Gerhardt-Kindergarten. Bereits zwischen 2009 und 2012 wurden gewisse Bereiche in Sanitär, Dach und Heizung gerichtet. Damals hatte die Stadt knapp 300 000 Euro zugeschossen. Und genau deswegen hinterfragte manch ein Stadtrat die neuerlichen Maßnahmen. „Warum hat man 2012 nicht so renoviert, dass es jetzt fertig ist?“, fragte Horst Wiest, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler. „Geht das jetzt im Drei-Jahres-Rhytmus so weiter?“Unterstützung gab es von Claus Keßel, Fraktionsvorsitzender der Grünen und Unabhängigen. Er forderte perspektivisch etwas mehr Kontrolle, damit nicht in absehbarer Zeit wieder investiert werden müsse.
Derweil verteidigte Werckshagen das Vorgehen. „Es ist vollkommen legitim, nicht gleich die große Lösung zu machen“, sagte er. Schließlich hatte das Ingenieurbüro bei der Sanierungsplanung auch einen zusätzlichen Anbau im Bereich des vorhandenen Lagerschuppens für den Bewegungsraum diskutiert und verworfen. Allerdings müsse das Untergeschoss dennoch saniert werden. Einzig die Fluchttreppe mit Kosten von knapp 42 000 Euro hätte man sich dann sparen können – bei zusätzlichen Kosten für den Neubau im sechsstelligen Bereich.