Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Wieder mehr Asylbewerber im Kreis
Anzahl der Asylbewerber im Landkreis steigt wieder an – Mehr Flüchtlinge aus der Türkei
Anzahl türkischer Flüchtlinge steigt – Bruggenhof in Zußdorf wird Unterkunft.
WILHELMSDORF - Immer mehr Flüchtlinge strömen wieder nach Baden-Württemberg. Das ist auch im Landkreis Ravensburg spürbar, in dem deutlich mehr Asylbewerber registriert werden als noch 2016. Direkt betroffen von dieser Entwicklung ist die Gemeinde Wilhelmsdorf. Noch vor Weihnachten, so die Planungen, sollen türkische Familien eine Unterkunft im kreiseigenen Gebäude Bruggenhof im Wilhelmsdorfer Ortsteil Zußdorf finden. In diesem Haus, das früher dem Sozialunternehmen Zieglersche gehörte, können bis zu 40 Menschen untergebracht werden. Das Haus ist von seiner Bauart, der Raumaufteilung, der Freifläche rund ums Haus und der Lage am Ortsrand von Zußdorf „sehr geeignet“für Familien, wie es die Verantwortlichen für die Unterbringung formulieren. Sonderveröffentlichung Derzeit müssen noch bauliche Veränderungen vollendet werden. Je nach Fortschritt der Arbeiten könnte der Erstbezug auch erst Anfang des kommenden Jahres anstehen.
Rund 70 Zußdorfer Bürger erhielten bei einer Informationsveranstaltung im Dorfgemeinschaftshaus Schalander Einblicke in die aktuelle Flüchtlingssituation im Kreis und der Gemeinde. Über die Lage informierte Andreas Bleicher vom Landratsamt. Er hat die Sachgebietsleitung im Amt für Migration und Integration sowie Leistungen und Betreuung Asyl im Westen des Landkreises Ravensburg inne. Mit dabei hatte er die aktuellsten verfügbaren Zahlen zum Stichtag 31. Oktober.
Anstieg auf 343 Geflüchtete
Danach sind derzeit 960 Personen in der vorläufigen Unterbringung registriert. Für diese läuft das Asylverfahren. Sie sind in 57 Gebäuden im Landkreis untergebracht. Während von Januar bis März 2016 genau 1098 Geflüchtete im Kreis aufgenommen werden mussten, waren es von April bis Dezember 2016 nur noch 108 Personen. Von Januar bis Oktober dieses Jahres stieg die Zahl der Geflüchteten auf 343 an. Insgesamt rund 4400 Personen sind derzeit nach Abschluss ihres Verfahrens in der Anschlussunterbringung. Diese leben in privaten Wohnungen oder in Unterkünften der Städte und Gemeinden.
Von den neuen Asylbewerbern stammen 21,6 Prozent aus Eritrea, 14,9 Prozent aus Nigeria, 13,7 Prozent aus Kamerun, 12,2 Prozent aus der Türkei und 11,1 Prozent aus Gambia. Die früher dominierenden Geflüchteten aus Syrien nehmen mit sieben Prozent derzeit einen hinteren Platz ein. Die Prognose für 2018 von Andreas Bleicher geht von weiterhin leicht steigenden Zugangszahlen für den Landkreis aus. Daher sei insgesamt eine Erhöhung der Kapazitäten für eine vorläufige Unterbringung von Flüchtlingen, die neu in den Kreis kommen, notwendig.
Möglichst eine Nationalität
In Zußdorf sollen Familien möglichst einer Nationalität eine vorläufige neue Heimat finden. Dabei wird an Türken gedacht. Die Belegung wird voraussichtlich in mehreren Schritten erfolgen, erklärte Andreas Bleicher. Die Verwaltung des Wohnheims wird vom Landkreis Ravensburg übernommen. Der Hausmeister wird von der Gemeinde Wilhelmsdorf gestellt. Auch die Sozialarbeit soll von der Gemeinde organisiert werden. Dieses System der Aufteilung der Aufgaben habe sich bisher schon bewährt und soll beibehalten werden. „Die Gemeinde Wilhelmsdorf hat auf diesen Gebieten schon bisher gute Arbeit geleistet“, lobte Bleicher die Anstrengungen der Vergangenheit.
Auf die engagierte Mitarbeit des bestehenden Helferkreises sowie weiteren künftigen Helfern aus Zußdorf hoffen Bürgermeisterin Sandra Flucht und der Zußdorfer Ortsvorsteher Thomas Schädler. Dieser hatte eingangs der Sitzung auf Listen hingewiesen, in die sich Bürger für eine Mitarbeit im Helferkreis eintragen könnten. Sandra Flucht bedankte sich bei dieser Gelegenheit bei allen, die sich bisher für die Flüchtlinge in der Gemeinde eingesetzt haben.
Auch die Bürgermeisterin hatte Zahlen mitgebracht. Derzeit sind in der Gemeinde 78 Flüchtlinge zu betreuen. 44 stammen aus Syrien. 34 sind alleinstehend, der Rest lebt in Familien. 24 Betroffene sind in privaten Wohnungen untergebracht.