Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Actic bringt Stadt keine 25 000 Euro ein
Fitnessstudio im Hallenbad hat weniger Mitglieder als erwartet – Umbau wird teurer
RAVENSBURG - Das Studio der schwedischen Fitness-Kette Actic, das vor einem Jahr in das Obergeschoss des Hallenbades eingezogen ist, hat bislang noch Anlaufschwierigkeiten: Die Mitgliedszahlen liegen aktuell bei 600 statt der erwarteten 1000 Mitgliedern. Damit wird der jährliche Betrag von 25 000 Euro, den das Fitnessstudio an die Stadt zahlen muss und der an die Mitgliederzahlen gekoppelt ist, für 2017 wohl nicht erreicht werden.
Doch das ist nicht alles: Die Umbauarbeiten des Obergeschosses, die für den neuen Mieter vorgenommen wurden, kommen die Stadt teurer zu stehen als ursprünglich angenommen. Die Mehrkosten belaufen sich auf 94 000 Euro. Darin beinhaltet ist auch die nachträglich beschlossene Modernisierung der Personalumkleiden für 31 500 Euro. In Summe macht das 483 000 Euro für den gesamten Umbau des Hallenbades. Actic übernimmt davon einen Baukostenzuschuss in Höhe von 89 000 Euro. Nach Angaben der Stadt seien es die vollen Auftragsbücher der Handwerker und die gestiegenen Baukosten gewesen, die zu dem erhöhten Betrag geführt hätten.
Die Mitglieder im städtischen Werksausschuss grämt das nicht, wie in der Sitzung am Mittwoch deutlich wurde. Im Gegenteil: Sie befürworten, dass Actic den leer stehenden Räumen im Hallenbad vor einem Jahr Leben eingehaucht hat und die Fläche nicht mehr brachliegt. Selbst die früheren Kritiker des Projekts geben sich mittlerweile begeistert.
Anton Buck, kaufmännischer Leiter bei den Technischen Werken Schussental (TWS), erklärte im Werksausschuss die Gründe, warum Actic bislang noch hinter den erwarteten Mitgliederzahlen zurückbleibt. So habe es unter anderem Probleme mit der Innentemperatur gegeben: Im Winter 2016/17 war es zu kalt, weshalb bei der Heizung nachgerüstet werden musste; im Sommer war es zu warm, weshalb Innenjalousien erforderlich waren. Außerdem war der Zugang zum Studio während der Sommerschließung des Bades erschwert.
Dennoch ist Buck optimistisch. „Wir gehen davon aus, dass die Mitgliederzahl von 1000 noch erreicht wird“, so Buck. Wird die Marke allerdings nicht geknackt, wird der jährliche Ergebnisbeitrag des Fitnessstudios an die Stadt geringer ausfallen.
Was die Investitionen in den Umbau des Hallenbades anbelangt, wies der kaufmännische Leiter der TWS darauf hin, dass die Stadt alle Kosten für „die Gebäudehülle, die Anpassung der Technik sowie die Infrastruktur“übernommen hätte. Die Firma Actic habe sich daran mit einem Baukostenzuschuss beteiligt. Außerdem habe das Fitnessstudio sämtliche Kosten für den Innenausbau getragen.
„Stehen voll hinter Vorhaben“
Markus Brunner von der CDU meinte in der Ausschusssitzung, der Umbau des Hallenbades sei eine „nachhaltige Investition“. „Damit haben wir eine Verbesserung für das Bad erreicht“, sagte er. Sein Fraktionskollege Hugo Adler, anfänglich ein Skeptiker des Projekts, betonte die Familienfreundlichkeit: „Oben trainiert der Vater und unten schwimmt die Mutter mit den Kindern.“
Maria Weithmann von den Grünen gab zu verstehen, dass ihre Fraktion „voll hinter dem Vorhaben steht“. Weithmann: „Die Räume waren jahrelang ungenutzt, vor Actic zeigte keiner daran Interesse.“Rainer Frank von der Unabhängigen Liste bemängelte die Kostenerhöhung für den Umbau als „Makel“. Nichtsdestotrotz sei die Sanierung nötig gewesen. Dabei habe sich die Firma Actic durchaus eingebracht, meinte Frank. „Sie hat ein Interesse daran, dass es läuft.“
Zur Vorgeschichte: In den Jahren 2004/2005 ist das Ravensburger Hallenbad grundlegend saniert worden. In den Räumen im Obergeschoss wurde allerdings nichts gemacht – bis zum vergangenen Jahr, als Actic kam. Wie berichtet, hatte das Projekt der Stadt im Vorfeld viel Kritik eingebracht: von Teilen des Gemeinderats ebenso wie von Fitnessstudiobetreibern und Sportvereinen.