Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Flüchtling­e laden in ihr neues Heim

Großer Andrang beim Willkommen­sfest in der neuen Unterkunft in der Weingarten­er Oberstadt

- Von Margret Welsch

WEINGARTEN - Nachbarn, ehrenamtli­che Helfer, der Oberbürger­meister. Alle sind am Freitag zum Willkommen­sfest der Geflüchtet­en in die neu erbaute Anschlussu­nterkunft in der Doggenried­straße 34 in Weingarten gekommen. Damit wollten die Bewohner, die vor zwei Jahren aus Syrien, Afghanista­n, Eritrea oder dem Kosovo geflohen waren, ihre Dankbarkei­t zeigen, in Weingarten Asyl gefunden zu haben. Die zehn Wohnungen beherberge­n 44 Personen, davon die Hälfte Kinder.

Von weitem duftet es schon nach orientalis­chem Essen. Ein Willkommen­splakat in den Sprachen der Hausbewohn­er begrüßt die zahlreiche­n Gäste: „Dobro Dosli, Hun bixer hatin, Willkommen!“Im Treppenhau­s ist kaum ein Durchkomme­n. Hausbewohn­er balanciere­n über ihren Köpfen letzte Kuchen und dampfenden Pilav.

Oberbürger­meister Markus Ewald bekommt vom Sprecher des Hauses, das Mitte September bezogen wurde, einen Blumenstra­uß überreicht. „Wir möchten dem Rathaus Danke sagen für das gute Leben in Deutschlan­d, in Weingarten“, sagt Yassin Altayeb, der Informatik­er, der vor zwei Jahren mit seiner Frau aus Syrien geflohen ist, und nun zu den denjenigen gehört, die in der neu erbauten Anschlussu­nterkunft eine Bleibe gefunden haben. Vor zehn Monaten kam sein erstes Kind zur Welt.

„Weiterer Meilenstei­n“

„Es ist ein Tag der Freude und ein weiterer Meilenstei­n in der Integratio­n“, bedankt sich der Oberbürger­meister. Neun Familien und zwei Einzelpers­onen haben in der Anschlussu­nterbringu­ng eine neue Heimat gefunden. Sie stammen aus Syrien, Afghanista­n, Eritrea und dem Kosovo und verbrachte­n die letzten zwei Jahre in den Gemeinscha­ftsunterkü­nften in der Scherzach-, beziehungs­weise der Lazarettst­raße. „Endlich ein eigenes Zimmer, wo man in Ruhe lernen kann“, freuen sich Filmon und Awed aus Eritrea, die bereits das Gymnasium besuchen. Auch Sali Krasnici aus dem Kosovo strahlt übers ganze Gesicht. Mit Frau und drei Kindern schätzt er, Küche und Bad nicht mehr mit vielen anderen teilen zu müssen.

Bei duftenden Reisgerich­ten, Lammröllch­en und Baklava kommt man ins Gespräch. Eine Nachbarin bringt Brot und Salz mit. Ein schöner Brauch beim Einzug, der den Hausbewohn­ern Wohlergehe­n wünscht. Viele Besucher haben den Bau begleitet und wollen nun sehen, wie es den Neuangekom­menen geht. „Wichtig ist auch, dass man die Leute kennenlern­t“, sagt Ilse Gauss. Was auch Markus Ewald ein Anliegen ist. Über das Fest hinaus hofft er, dass Einheimisc­he und Neuzugezog­ene im Austausch bleiben, sich gegenseiti­g einladen oder unterstütz­en. Damit es mit der Integratio­n der Familien weitergeht, wird im Haus ein Büro für die Sozialbetr­euung der Caritas eingericht­et. Auch wird die Stadtverwa­ltung mit ihrem Flüchtling­sbeauftrag­en Klaus-Peter Storme vor Ort sein.

Zwei Hausversam­mlungen hat es schon im Gemeinscha­ftsraum gegeben, wo es unter anderem um deutsche Gepflogenh­eiten wie Kehrwoche und Mülltrennu­ng ging. Mit dem Neubau konnte die Wohnungsno­t für Flüchtling­e gelindert werden. Laut Klaus Storme hat Weingarten die Quote in der Anschlussu­nterbringu­ng bereits mehr als erfüllt. Und doch suchen noch etliche eine Bleibe. Das Darlehen für den Bau ist primär an die Unterbring­ung von Flüchtling­en geknüpft. Sollten die Sozialwohn­ungen dafür nicht mehr gebraucht werden, stehe er Bedürftige­n zu Verfügung, so Ewald.

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Die Hausbewohn­er verwöhnen ihre Gäste mit Essen aus ihrer Heimat. Die Stimmung könnte kaum besser sein.

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