Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Die Tropfen müssen stetig fallen“
Dietmar Bär spricht im Interview über die Arbeit des Vereins „Tatort - Straßen der Welt“
RAVENSBURG - Vor knapp 20 Jahren hat Tatort-Kommissar Dietmar Bär gemeinsam mit seinem Schauspielerkollegen Klaus J. Behrendt den Verein „Tatort – Straßen der Welt“gegründet. Der Verein unterstützt seither unter anderem die Arbeit der Kinderschutzorganisation Preda. Wie dabei auch eine Partnerschaft mit der DWP Fairhandelsgenossenschaft aus Ravensburg entstand und welche Rolle fair gehandelte Mangos dabei spielen, das verrät Dietmar Bär im Interview mit Alena Ehrlich.
Herr Bär, den Tatort-Verein haben Sie 1998 nach den Dreharbeiten für den Tatort „Manila“gegründet. Um was geht es in dieser Geschichte und wie realitätsnah ist sie?
Die Geschichte ist äußerst realitätsnah, zumal wir damals eine andere Ebene aufgezeigt haben. Man kannte ja den Sextourismus damals schon: Der weiße Europäer fährt in die einschlägigen Länder und kann dort ohne große Probleme an Kinder und Jugendliche kommen, um sie zu missbrauchen. Bei uns war eben das besondere, dass eine Mutter mit einem Sohn auftaucht, mit einem Visum für ein paar Monate nach Deutschland kommt und dieses Kind in Kinderschänder-Kreisen vermietet wird. Als es brenzlig wird, verschwindet der Junge zurück auf die Philippinen und die Kommissare Ballauf und Schenk reisen hinterher. Während der Dreharbeiten haben wir auch Pater Shay Cullen kennengelernt. Von den ganzen Umständen und Missständen waren wir so beeindruckt, dass wir, alle Menschen vor und hinter der Kamera, abends im Hotel die Idee hatten, einen Verein zu gründen. Keiner wusste damals, was daraus entstehen würde. 1998 haben wir den Verein gegründet und einer unserer ersten und auch wichtigsten Partner ist eben Pater Shay Cullen und Preda, die wir mit unseren Spenden von Deutschland aus unterstützen.
Das Projekt Preda unterstützt in Zusammenarbeit mit der DWP auch den Anbau von fair gehandelten Mangos. Wie trägt das dazu bei, dass die Kinder auf den Philippinen ein besseres Leben führen können?
Die Mangobauern sind ein indigenes Volk, die Aetas. Die leben in den Bergen und sind geknebelt von den Marktpreisen. Da greift Pater Shay Cullen ein, indem er den Bauern ei- nen fairen Preis versprechen kann. Damit wird bewirkt, dass sie dort bleiben und nicht versuchen, mit ihren Familien in die Großstadt Manila zu ziehen, wo sie auf gar keinen grünen Zweig mehr kommen. Es gibt den tollen Lehrsatz, dass die Ernte von einem großen Mangobaum das Schulgeld für zwei Kinder in einem Jahr sichert. Das sind Perspektiven, die auch ich als „Nicht-RechnenKönner“ganz schnell verstehe.
Wo herrscht Handlungsbedarf auf den Philippinen?
Handlungsbedarf herrscht immer, denn das Land befindet sich in einer Entwicklung. Preda hat laufende Kosten, die Arbeit hört nicht auf und muss immer unterstützt werden. Es bleiben die Tropfen auf dem heißen Stein, aber diese Tropfen müssen stetig fallen. Und das fängt mit Spenden an. Wenn es um Preda geht, können wir immer versichern, dass wir wissen, wo das Geld hingeht.
Was treibt Sie persönlich dazu an, sich auch nach so langer Zeit weiter zu engagieren?
Die Ergebnisse, die man sieht, die Mühen und die tollen Leute, die den Verein in ihrer Alltagsarbeit führen – wir engagieren uns ja nicht nur auf den Philippinen. Wir haben beobachtet, dass diese Energie, die die sogenannte Prominenz mit sich bringt, viel bewegen kann. Ich bin zwar kein richtiger Christ, aber das hat für mich trotzdem mit Nächstenliebe zu tun und mit sozialem Engagement.
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit der DWP Fairhandelsgenossenschaft in Ravensburg?
Begonnen hat es, als wir uns bei der Menschenrechtspreisverleihung für Shay Cullen in Weimar kennengelernt haben. Da startete Shay auch gerade die Knastkinder-Kampagne. Die Idee war, die „Mango-Monkeys“herzustellen und den Erlös teilweise in die Aktion der Knastkinder-Kampagne einfließen zu lassen. Und dann wurden wir eingeladen, waren auf verschiedenen Festen, und so hat sich eben über die Jahre entwickelt, ANZEIGE