Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Nikolaus beim Krisengipfel
Nachdem jetzt klar ist, dass Deutschland wieder Fußball-Weltmeister wird, die Reise dank Herrn Kubicki doch noch nach Jamaika geht und bei der CSU neue interne Machtkämpfe für alle Zeiten ausgeschlossen sind, hatte der Nikolaus auch für die Ravensburger in dieser Woche einige gute Nachrichten im Reisegepäck.
Zuvorderst natürlich die, dass die Ravensburger Trommlergruppen im Sommer 2018 ihr Rutenfest wieder wie seit Generationen gewohnt feiern können. Das wäre ja auch eindeutig zu viel gewesen: erst Memminger Bier im Bärengarten und im Jahr darauf ein neues Auswahlverfahren, freundlich angeregt von den Schulleitern der Gymnasien. In besinnlicher Adventsstimmung gelang nach dem absehbaren Shitstorm doch noch so etwas wie ein Kompromiss am runden Tisch: Vorerst bleibt alles beim Alten, Anfang des Jahres will man sich in Ruhe zu einem zweiten Krisengipfel zusammensetzen – dann hoffentlich auch unter Beteiligung der Eltern.
Es mag dem neutralen Beobachter überzogen erscheinen, aber am Ende könnte der Streit um den Numerus clausus für Trommler ein Fall für die Juristen werden. Die entscheidenden Fragen heißen: Garantiert das Ravensburger Stadtrecht die Unabhängigkeit beim Wahlmodus? Die Formulierung ist eher schwammig. Trommlerkorps und Landsknechte, heißt es da, sollen sich „demokratisch organisieren“. Nicht minder diffizil ist auch die Antwort auf die Frage, ob es sich beim Mitwirken in einer Trommlergruppe um eine Schulveranstaltung handelt oder nicht. Letztlich geht es aber genau um diesen Punkt, wenn Rektoren ein Mitspracherecht einfordern.
Weitere schöne Botschaften hatte der Nikolaus in seinem Sack: Die Stadtverwaltung konnte sich, und das kommt nicht allzu oft vor, über ein Lob vom Bürgerforum Altstadt freuen. „Gold“für die gelungene Sanierung des Rathauses gab es stellvertretend für Oberbürgermeister Daniel Rapp. In eben diesem alten Rathaus durfte sich dann gleich noch die neue Leiterin des Kunstmuseums vorstellen: Ute Stuffer wird vom Kunstverein Hannover, bei dem sie seit neun Jahren als Kuratorin arbeitet, ins Schussental wechseln und damit Nachfolgerin von Nicole Fritz. Wie schön: Frau Stuffer kann dann gleich auch noch auf einen verlässlichen Parkplatz in der Ravensburger Oberstadt hoffen, denn die Parkgarage unter dem Gänsbühl hat mittlerweile 24 Stunden am Tag geöffnet.
Wo der Nikolaus nicht mehr ausreicht, muss der Knecht Ruprecht ran. Vielleicht können ihn die Anwohner der Altstadt im Frühling noch mal anfordern. Denn das neue Polizeigesetz wird den Ravensburgern im Kampf gegen nächtliche Saufgelage, Lärm und Vandalismus wohl nicht helfen können. Zu eng gefasst sind die Vorgaben für eine Anwendung in der Realität. Wer Krach macht, ist im Sinne dieses Gesetzes noch kein Problem, sondern erst, wenn er das unter der Einwirkung von Alkohol tut. Und 40 feiernde Menschen auf einem Haufen unter dem Schlafzimmerfenster genügen nicht, 50 müssen es schon mindestens sein. Na dann: Fröhliches Zählen und ein schönes Wochenende!