Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Zuerst hatte ich Bedenken bei so heftigen Typen“
Die Musikerin Omnitah aus Fronreute hat in der JVA Ludwigshafen ein Konzert vor „schweren Jungs“gegeben
FRONREUTE - Die Singer/Songwriterin Omnitah aus Fronreute hatte Anfang der Woche ein ganz besonderes Konzert – in der Justizvollzugsanstalt Ludwigshafen. Dort spielte sie ohne Gage vor Mitarbeitern und rund 50 Gefangenen, die dort vor allem wegen schwerer Gewaltkriminalität oder Sexualdelikten einsitzen. Im Gespräch mit unserer Redakteurin Jasmin Amend hat Omnitah von dieser sehr prägenden Erfahrung berichtet – und bereits angekündigt, ab sofort öfter in Gefängnissen auftreten zu wollen.
Wie kommt man überhaupt auf die Idee, in einem Gefängnis aufzutreten?
Ich habe mal einen Film gesehen, in dem das Leben von Johnny Cash verfilmt wurde; dort sieht man auch seinen berühmten Auftritt im Folson Prison (Gefängnis in Kalifornien, USA, Anm. d. Red.). Dadurch wurde ich inspiriert, so etwas auch mal zu machen. Als ich dann erfahren habe, dass die JVA Ludwigshafen auch noch eine sozialtherapeutische Anstalt ist, hat mich das noch mehr gereizt, weil die Gefangenen, die dort diese Therapie bekommen, mit sich selbst arbeiten. Das finde ich sehr gut, weil es ja darum gehen soll, dass sie nicht mehr rückfällig werden. Und Musik ist auch eine Art Therapie. Ich hatte das Gefühl, dass es wichtig und gut ist, dass ich dort mit der Musik etwas bewirken kann.
Hast du das Gefühl, das hat funktioniert? Wie hast du den Abend empfunden?
Ich hatte zuerst Bedenken, wie das ankommt bei so heftigen Typen. Deshalb war ich sehr aufgeregt. Ich dachte, das Konzert wird ausgebuht und dass sie quatschen werden. Aber das Gegenteil war der Fall: Ich hatte noch nie ein so aufmerksames Publikum. Es war unglaublich berührend, zu sehen, wie die Musik aufgesaugt wird. Es macht etwas mit einem, wenn man einen volltätowierten Mann mit Glatze und breitem Kreuz plötzlich weinen sieht. Das war eine sehr schöne Erfahrung und ich möchte das dringend noch einmal machen.
Du warst ja nicht alleine bei deinem Auftritt, sondern hattest Unterstützung von einem Ravensburger Rapper. Wie kam es dazu?
Thööö kenne ich schon seit zwei Jahren, wir sind gut befreundet. Er hatte schon zuvor bei einem Song von mir – „Lieber Gott“– gerappt. Und da kam uns die Idee, diesen Auftritt zusammen zu machen. Er hat dann dort auch ein paar eigene Lieder vorgetragen, was sehr gut ankam. Und ich hab ihn auch ein bisschen mit Geige und Gesang unterstützt.
Was bedeutet es für dich als Künstlerin, so etwas gemacht zu haben? Würdest du das auch anderen Künstlern empfehlen?
Ja – wenn es wirklich darum geht, etwas bewirken zu wollen, und nicht, um cool zu sein oder für sich selbst einen Nutzen daraus zu ziehen. Das ist wirklich eine menschliche Sache.
Du tourst zurzeit durch den deutschsprachigen Raum. Wo kann man dich als Nächstes in der Region sehen?
Am Samstag (9. Dezember, Anm. d. Red.) bin ich zum Beispiel in Schwäbisch Gmünd im Exlibris, ich bin diesen Monat aber auch in Weingarten oder Isny-Neutrauchburg. Die Informationen kann man alle meiner Homepage entnehmen unter www.omnitah.de. Dort steht auch, wo man Karten kaufen oder vorbestellen kann.
Für alle, die dich noch nicht kennen: Wie kann man sich ein Konzert von dir vorstellen?
Viele verbinden meine Konzerte mit „Seele baumeln lassen“oder „Seele berühren“. Meine Musik ist eine Mischung aus Jazz, Soul, Pop und Klassik. Ich begleite mich am Klavier und singe meine Songs über das Leben, über das, was mich berührt, was mich umgibt. Ich werde definitiv keine Weihnachtslieder singen – „Oh Tannebaum“oder Sonstiges. Im Grunde singe ich über das Leben.
Einen Videotalk mit der Sängerin Omnitah sowie einen Zusammenschnitt ihres Auftritts in der JVA Ludwigshafen findet sich online unter: