Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Baienfurter Hallenbad schreibt schwarze Zahlen
Genossenschaft rettete das Baienfurter Hallenbad – Im vergangenen Jahr kamen 70 000 Besucher
BAIENFURT - So wie die Baienfurter es gemacht haben, könnte auch manches andere teure Hallenbad im Lande vor der Schließung bewahrt werden. Seit 2013 betreibt eine Genossenschaft das Baienfurter Hallenbad. Die Gemeinde kommt für die Investitionen auf, bezahlte auch den Abmangel, wenn es denn einen gäbe, die Genossenschaft trägt die Betriebskosten. Es gelang ihr, die Zahl der Besucher (2016: rund 70 000) seit 2013 um 30 Prozent zu steigern. Eine exemplarische Erfolgsgeschichte.
Darüber berichtete der Vorstandsvorsitzende der Genossenschaft, Arthur Pfau, der auch Gemeinderat (SPD) ist, im Gemeinderat. Der aktuelle Anlass: Eine neue Kassenanlage muss angeschafft werden, weil die alte, erst 2013 im Rahmen der Hallenbad-Sanierung installierte Anlage „absolut unzuverlässig“arbeite, höchst störungsanfällig sei und hohe Wartungskosten verursache. Einstimmig billigte der Gemeinderat den Austausch der Kassenanlage, deren Kosten sich auf rund 50 000 Euro belaufen werden.
Wie Arthur Pfau berichtete, beschäftigt die Genossenschaft vier festangestellte Mitarbeiter und 14 auf 450-Euro-Basis. Die jährlichen Betriebskosten der Genossenschaft (samt Personalkosten) belaufen sich auf rund 240 000 Euro. Seit der Gründung schreibt die Genossenschaft schwarze Zahlen. Die 101 Mitglieder haben 160 Anteile gezeichnet. Dem Förderverein gehören knapp 450 Mitglieder an – ein Beweis dafür, wie wichtig den Baienfurtern ihr Hallenbad ist.
Es ist auch bei den Schulen in der Umgebung überaus beliebt. Nicht nur die einheimischen Achtalschüler, auch Schüler von St. Konrad in Ravensburg, von Baindt, Bergatreute, Blitzenreute, von der Humpisschule in Ravensburg, von Mochenwangen und Wolpertswende kommen zum Schwimmen nach Baienfurt. Noch mehr Schulen könne das Hallenbad aber nicht mehr aufnehmen, sagte Pfau, „wir sind komplett ausgelastet“.
In einem Hallenbad fallen stetig Investitionen an. So arbeitete ein Ingenieurbüro zusammen mit der Genossenschaft und der Gemeindeverwaltung einen zehnjährigen Investitionsplan aus mit Grobkosten, die sich auf brutto rund 950 000 Euro belaufen werden. Kosten, die die Gemeinde finanzieren muss. Neben der neuen Kassenanlage (fürs nächste Jahr vorgesehen) werden als größte Posten die Sanierung des Beckenumgangsbelags, die Erneuerung des Lüftungsgeräts, der Warmwasserbereitung und die Lüftungsregelung genannt. Der Gemeinderat nahm die Investitionsplanung zustimmend zur Kenntnis, wie es im Amtsjargon heißt. Sie soll in den kommenden Haushaltsplänen etatisiert werden.
Binder: „Wir können stolz sein“
Die Genossenschaft erntete im Gemeinderat großes Lob. „Die Genossenschaft – das war der richtige Weg“, äußerte sich Christof Kapler (CDU). Marga Fischer (G+U) sagte: „Klasse! Wir haben ein Hallenbad, das funktioniert“. Richard Birnbaum (FWV) meinte: „Wir können als Baienfurter stolz sein, dass wir das so hingebracht haben“. Und Bürgermeister Günter A. Binder lobte besonders das ehrenamtliche Engagement des Vorstands.
Im Übrigen fand das Baienfurter Modell keine Nachahmer. Zumindest in Baden-Württemberg gibt es kein zweites Hallenbad, das von einer Genossenschaft betrieben wird.