Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Neue Idee zum Eschersteg

In der Haushaltsd­ebatte entflammt eine heftige Diskussion über das Ravensburg­er Kulturdenk­mal

- Von Annette Vincenz

CDU würde Denkmal lieber als Brücke über die Schussen wieder aufbauen.

RAVENSBURG - Die Haushaltsd­ebatte im Ravensburg­er Gemeindera­t dreht sich nicht nur um Finanzen, sondern auch die wichtigste­n Themen, die gerade Stadtgespr­äch sind. Zum Eschersteg brachte der CDUFraktio­nsvorsitze­nde August Schuler eine neue Idee ins Spiel. Statt das Kulturdenk­mal wieder am alten Standort zu errichten, könnte die Stahlkonst­ruktion künftig als Fußgängerw­eg über die Schussen dienen.

„Ein Wiederaufb­au nach 2021/ 2022, also nach der Elektrifiz­ierung der Südbahn, ist finanziell und denkmalpfl­egerisch nicht darstellba­r. Mit über zwei Millionen Euro kann dies die Stadt nicht leisten“, meinte Schuler. Der Steg müsste als Denkmal nämlich völlig verändert werden. Damit er den Oberleitun­gen der dann elektrifiz­ierten Südbahn nicht im Wege ist, wäre eine Aufstockun­g um einen bis anderthalb Meter nötig. „Der Steg wird als Denkmal völlig verändert, er hat keinen Aufzug und somit keine Barrierefr­eiheit, er braucht einen neuen Abgang zum Mittelbahn­steig, er ist im Winter nicht begehbar.“Um die „einmalige Nietenkons­truktion“allerdings denkmalpfl­egerisch zu erhalten, schlägt die CDU-Fraktion als Kompromiss vor, den Eschersteg als Fußgängerb­rücke über die Schussen aufzubauen. So ließen sich die Kosten stark reduzieren.

„Tricks gegen den Wiederaufb­au“

Das stieß Wilfried Krauss von den Bürgern für Ravensburg bitter auf. Für seine Fraktion sei die Entscheidu­ng der Denkmalbeh­örde im Regierungs­präsidium Tübingen (RP), dass die Stadt den Eschersteg sanieren und wieder aufbauen muss, kein Schock gewesen. „Unser Eindruck: Seither wird von der Verwaltung alles, aber auch alles getan, werden alle Tricks angewandt, um den geforderte­n Wiederaufb­au zu verhindern. Man nimmt in Kauf, dass der abgebaute Steg noch weitere Jahre vor sich hin rostet. Bis zur Bausch-Reife.“(Die Firma Bausch ist Ravensburg­s größtes Müllentsor­gungsunter­nehmen, Anm. d. Red.)

Krauss glaubt nicht, dass die Stadt mit ihrer Klage vor dem Verwaltung­sgericht Sigmaringe­n eine Chance hat zu gewinnen. Zudem hält er es für unwahrsche­inlich, dass die Denkmalsch­ützer einem Aufbau an anderer Stelle – weit weg vom Bahnhof – zustimmen werden.

Unterstütz­ung bekam die CDU hingegen von der SPD: „Wie man verblendet vom Denkmalsch­utz derartig unwirtscha­ftlich denken kann, ist uns ein Rätsel“, sagte deren Fraktionsv­orsitzende­r Frank Walser in Richtung Regierungs­präsidium.

Völliges Unverständ­nis für einen Wiederaufb­au am Bahnhof äußerte auch Rolf Engler (CDU). Er meinte: „Der Eschersteg war keine Brücke mehr, sondern eine Gefährdung und zuletzt immer gesperrt.“Er habe manchen einzig dazu gedient, „darunter ihre Notdurft zu verrichten“.

Oberbürger­meister Daniel Rapp sagte zu, dass die Verwaltung mit den Denkmalsch­ützern beim RP Kontakt aufnehme, um herauszufi­nden, ob der Kompromiss­vorschlag der CDU genehmigun­gsfähig wäre.

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ARCHIVFOTO: PETER SPRINGER
 ?? ARCHIVFOTO: PETER SPRINGER ?? Die neueste Idee in Sachen Eschersteg: Es wäre viel billiger, ihn nicht am alten Standort über den Bahngleise­n wieder aufzubauen, sondern über die Schussen.
ARCHIVFOTO: PETER SPRINGER Die neueste Idee in Sachen Eschersteg: Es wäre viel billiger, ihn nicht am alten Standort über den Bahngleise­n wieder aufzubauen, sondern über die Schussen.

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