Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Konsens im Großen, Streit im Kleinen

Ravensburg­er Gemeindera­t verabschie­det Etat ohne Gegenstimm­en oder Enthaltung­en

- Von Annette Vincenz

RAVENSBURG - Keine Frage: Die Stadt Ravensburg steht finanziell gut da. Daher war es nicht verwunderl­ich, dass der Etat für das kommende Haushaltsj­ahr ohne Gegenstimm­en oder Enthaltung­en verabschie­det wurde. Heftigen Streit gab’s aber bei verschiede­nen Anträgen der Fraktionen.

Einerseits billigte das Gremium Einnahmen und Ausgaben in Höhe von 210 Millionen Euro ohne größeres Murren, anderersei­ts stritt es beispielsw­eise über den Sinn oder Unsinn einer Baumschutz­satzung. Diese hatten die Bürger für Ravensburg (BfR) beantragt, weil sie den alten Baumbestan­d (nicht nur) in der Innenstadt gefährdet sehen durch teils gierige Investoren, die Grundstück­e von Erbengemei­nschaften aufkaufen und maximal bebauen wollen.

Oberbürger­meister Daniel Rapp (CDU) zeigte sogar Verständni­s für die Idee, obwohl die Ravensburg­er Stadtverwa­ltung in den vergangene­n 30 Jahren, in denen das Thema immer mal wieder aufkam, abgeblockt hatte mit der Begründung, eine solche Satzung würde zum einen ein teures bürokratis­ches Monster schaffen und zum anderen die Bürger zu sehr gängeln.

„Es geht nicht um private Eigentümer, die lieben ihre Bäume, sondern um Grundstück­e, die von Investoren aufgekauft und bis auf den letzten Tropfen ausgemoste­t werden, sodass um die Häuser nur ein dünner Streifen Kies und ein mickriger japanische­r Zierstrauc­h bleibt“, sagte Rapp.

Die CDU-Fraktion selbst hält eine solche Satzung zwar für unnötig, könnte sich aber mit einer Kommission abfinden, die dann ergebnisof­fen diskutiert, ob eine solche Satzung tatsächlic­h Sinn macht. Die Grünen, die sie selbst schon einige Male gefordert haben, mahnten zur Vorsicht: Je mehr über das Thema im Vorfeld geredet werde, desto größer sei die Gefahr, dass einige Eigentümer vor Inkrafttre­ten einer solchen Satzung ihren Baumbestan­d prophylakt­isch abholzen würden.

Streit gab es vor allem um die eigentlich unspektaku­läre Frage, ob Naturschut­zverbände wie BUND und Nabu oder der Haus- und Grundbesit­zerverein einer solchen Kommission angehören sollten und bis zu welchem Zeitpunkt Ergebnisse vorliegen müssten. Schließlic­h einigte man sich darauf, bis zum Rutenfest einen Vorschlag für den Gemeindera­t vorzuberei­ten.

Die Emotionen kochten auch hoch, als es um einen CDU-Antrag zum Hauptfried­hof ging, dessen Wege laut Stadtrat Rolf Engler für alte und/oder behinderte Menschen eine Zumutung seien. „Ich sage allen Leuten, die da hinfallen: Bitte zeigen Sie die Stadt an“, löste Engler einige Empörung aus, da er als Stadtrat ja eigentlich Ungemach von der Stadt fernhalten sollte.

In den Werksaussc­huss vertagt wurde ein Antrag der Grünen, das Ein-Euro-Ticket im Stadtbus, das momentan nur samstags gilt, probeweise für ein Jahr auf die ganze Woche auszudehne­n. OB Rapp meinte allerdings, das würde zu Mehrkosten von 700 000 Euro führen.

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FOTOS: OLIVER LINSENMAIE­R (1)/FELIX KÄSTLE (7) Ravensburg wird in Zukunft weiter wachsen. Wie schnell und wo genau, wird der Gemeindera­t in den nächsten Jahren entscheide­n.

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