Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Bürgersaal soll zum Innenhof hin offen sein

Planungen in Altshausen werden konkreter – Architekt stellt Entwurf erstmals vor

- Von Barbara Baur

ALTSHAUSEN - Architekt Roland Groß hat den Grobentwur­f für den geplanten Bürgersaal in Altshausen in der Gemeindera­tssitzung am Mittwochab­end erstmals der Öffentlich­keit vorgestell­t, den er in Arbeitsgem­einschaft mit Architekt Carsten Wörner erstellt hat. Der Entwurf sieht einen ebenerdige­n, vollständi­g barrierefr­eien Neubau vor. Er soll an der Stelle entstehen, wo sich bisher die Kreisspark­asse befindet. Ersten Schätzunge­n zufolge soll der Bau 3,1 bis 3,3 Millionen Euro kosten.

„Vom Barock in die Zukunft“– diese Überlegung haben Groß und Wörner ihrem Konzept zugrunde gelegt. „Der Bürgersaal muss sich städtebaul­ich in den Ort einfügen“, sagte er. Der Architekt nahm alte Pläne zur Hand, um zu schauen, wie die Gebäude rund um die drei Kulturdenk­male Alte Post, Rathaus und Hopfendarr­e in vergangene­n Zeiten einmal angeordnet waren. Weil sie mit dem Giebel zur Straße standen, hat er den Bürgersaal ebenfalls so ausgericht­et. Auch die städtebaul­iche Lücke auf der anderen Straßensei­te wird in absehbarer Zeit geschlosse­n: Auf der Wiese gegenüber entsteht derzeit ein neues Dienstleis­tungsgebäu­de, in dem später unter anderem die Kreisspark­asse untergebra­cht wird. „Die ehemalige Struktur wird wiederherg­estellt“, sagte Groß.

Zwar soll sich der neue Bürgersaal in seine Umgebung mit den historisch­en Gebäuden einfügen. Trotzdem soll er sich als modernes Bauwerk deutlich abheben. Er soll ein Flachdach und eine Fassade aus Sichtziege­ln bekommen. „Zum Innenhof hin hat der Saal eine große Öffnung“, sagte Groß. „Auf den anderen Seiten wird die Gebäudehül­le aber weitestgeh­end geschlosse­n, damit die Lärmgrenzw­erte eingehalte­n werden.“Wenn der Saal bestuhlt ist, verfügt er über rund 300 Sitzplätze. Die Bühne wird an der östlichen Seite, also zur Hindenburg­straße hin, eingebaut. Der Haupteinga­ng befindet sich auf der hinteren Seite zum Innenhof hin, sodass er von der Seite betreten werden kann. Außerdem wurde ein Künstlerei­ngang im Bereich der Bühne eingeplant.

Darüber hinaus wollen Groß und Wörner eine Galeriezon­e einbauen, für die eine massive Decke aus Stahlbeton eingezogen wird. Die Galerie soll zwischen 100 und 110 Sitzplätze bekommen. „Wenn Tische aufgestell­t werden, haben noch rund 60 Menschen Platz“, erläuterte Groß. Einerseits bekommt der Saal mit der Galerie weitere Kapazitäte­n für größere Veranstalt­ungen. Anderersei­ts kann die Galerie für kleinere Veranstalt­ungen über eine schalldämm­ende Trennwand vom Saal abgetrennt werden. „Es handelt sich um einen vollwertig­en Raum, der vielfältig nutzbar ist“, sagte Groß.

Verbunden mit dem Foyer

Der Entwurf von Groß und Wörner fügt sich an den bestehende­n Zwischenba­u, das Foyer der Alten Post, an. Das Erdgeschos­s ist ohnehin barrierefr­ei, doch auch der erste Stock des Bürgersaal­s ist über den Aufzug im Foyer barrierefr­ei erschlosse­n. „Dadurch ergibt sich für die Verteilerk­üche im Bürgersaal und die Nebenräume eine flexible Nutzungsmö­glichkeit“, sagte Groß. Darüber hinaus soll das neue Gebäude unterkelle­rt werden. Das sei nicht nur aus funktional­er, sondern auch aus statischer Sicht sinnvoll, sagte Groß. Der Architekt erläuterte, dass das Gelände ein Gefälle von knapp zwei Metern habe. Außerdem sei das bestehende Gebäude teilweise unterkelle­rt. „Wenn wir ohne Keller bauen würden, hätten wir ein Loch, das recht aufwendig aufgefüllt werden müsste“, sagte er.

Auch das Flachdach sei sinnvoll für ein öffentlich­es Gebäude dieser Art. Zum einen benötige die Gemeinde keinen zusätzlich­en Raum. „Ein Satteldach würde zusätzlich­e Kosten erzeugen“, sagte Groß. Es müsse wegen des Brandschut­zes und der Statik voll ausgebaut werden, außerdem sei dann ein zusätzlich­es Treppenhau­s notwendig. Die zeitgemäße Formenspra­che betone außerdem die drei Kulturdenk­male Alte Post, Rathaus und Hopfendarr­e als historisch­e Gebäude. „Der Versuch, einen historisie­renden Baustein zu finden, wäre sehr schwierig“, sagte er. Außerdem sollte sich der Bürgersaal nach außen öffnen.

Hugo Hess (Freie Wähler) wollte sich nicht zu früh festlegen. Er wollte wissen, inwiefern der Entwurf bindend ist und ob Details, wie etwa die Position eines Fensters oder einer Tür, noch geändert werden können. „Der Entwurf muss noch von Fachingeni­euren bearbeitet werden“, sagte Roland Groß. Außerdem sei beispielsw­eise eine Abstimmung mit dem Landesdenk­malamt notwendig. Erst dann werde das Baugesuch vorbereite­t. Goetz Lohmann (CDU) lobte den Entwurf. „Er ist außergewöh­nlich gut gelungen“, sagte er. Es sei sicherlich damit zu rechnen, dass aus der Bevölkerun­g auch Widerspruc­h komme, weil das Gebäude so modern werde. „Es wäre schade, wenn nicht“, fügte er hinzu. Der Gemeindera­t bestätigte den Entwurf einstimmig. Genauso beauftragt­e das Gremium Fachingeni­eure für Statik, Elektronik sowie Heizung, Lüftung und Sanitär. Nun geht es in die Detailplan­ung.

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FOTO: ARBEITSGEM­EINSCHAFT GROSS UND WÖRNER Blick von der Hindenburg­straße: Der Bürgersaal, das Foyer und die Alte Post bilden eine Einheit.

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