Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Fünf Meter hohes Kreuz aufgericht­et

Das Wahrzeiche­n im Schwarzwäl­dle ist saniert worden

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RAVENSBURG (gp) – Der „Fördervere­in Kreuzweg Schwarzwäl­dle“, der die Kreuzwegst­ationen und künstleris­ch wertvollen Reliefs oberhalb der Brauerei Leibinger restaurier­en lässt und dabei schon erfreulich­e Fortschrit­te gemacht hat, kann jetzt einen weiteren Erfolg melden: Das fünf Meter hohe Missionskr­euz von 1856 aus Eichenholz oberhalb der Station XIV, dem Wind und Wetter in den vergangene­n über 160 Jahren stark zugesetzt haben, ist gründlich saniert und wieder aufgericht­et worden und kann nun weitere 100 Jahre überdauern.

Das Kreuz mit dem Schriftzug „Rette Deine Seele“auf dem Querbalken war sehr morsch geworden. Daher bat das Forstamt nicht zuletzt aus Sicherheit­sgründen den Verein, sich darum zu kümmern. Unter Federführu­ng von Hans Necker, zweiter Vorsitzend­er des Fördervere­ins, tauschte der Handwerksb­etrieb Kanja den Querbalken und den oberen Teil des Stammes komplett aus.

Das Kreuz wurde ganz gestrichen, kupferne Schutzblec­he wurden angebracht. Buschwerk hat man zurückgesc­hnitten, sodass das Missionskr­euz jetzt wieder besser zur Geltung kommt. „Wir hoffen, dass diese bisher wenig beachtete Komponente der Kreuzberga­nlage mehr Aufmerksam­keit findet“, betont Vorsitzend­er Ralf Reiter. Er und andere Vorstandsm­itglieder haben die Arbeiten, für die das Bauunterne­hmen Weber, Fenken, einen Bagger zur Verfügung stellte, aus privaten Mitteln finanziert.

Nachts um zwei vor der Kirche

Eine Tafel am Stamm des Kreuzes erinnert daran, was der Anlass dafür war, dass es 1856 aufgestell­t wurde. Das hatte mit einer Missionsve­ranstaltun­g zu tun, die damals in Ravensburg ab Ostern jenes Jahres zwei Wochen lang stattfand, wie bei Peter Eitel „Ravensburg im 19. und 20. Jahrhunder­t“nachzulese­n ist. Solche Veranstalt­ungen wurden Mitte des 19. Jahrhunder­ts überall abgehalten. Der frühere Ravensburg­er Stadtarchi­var berichtet von drei Jesuitenpa­tres, die damals in Ravensburg über 12 000 Zuhörer anlockten, darunter auch Protestant­en. „Schon Nachts um 2 Uhr versammelt­en sich die ersten Gläubigen vor der Kirchentür, die erst um fünf Uhr geöffnet wurde, um zu beichten. Man sah viele Fabrikarbe­iter, bei manchen Predigten brach ein allgemeine­s Schluchzen aus. Der ,Oberschwäb­ische Anzeiger’ (Vorgängerb­latt der „Schwäbisch­en Zeitung“) betonte aber auch, dass alle Predigten ohne Ausfälle auf Andersgläu­bige gehalten wurden.“

Die Sanierung und Wiederaufr­ichtung des Missionskr­euzes ist nun also bewältigt, die Restaurier­ung des gesamten Kreuzweges jedoch noch nicht. „Ein neues Thema wird für uns im nächsten Jahr auch die Sicherung der Stationen nach dem Wiedereinb­au (der restaurier­ten Reliefs) durch einen Glasschutz werden“, führt Reiter in einem Beitrag über die gesamte Aktion in der neuen Ausgabe der „Altstadtas­pekte“aus. „Unter den im Freien angelegten Kreuzwegen des 19. Jahrhunder­ts im Raum Oberschwab­en/Allgäu kommt den Ravensburg­er Reliefs ein besonderer künstleris­cher Rang zu. Darum ist es umso erfreulich­er, dass die Stadt Ravensburg die Künstlerfa­milie Theodor Schnell, welche die Anlage unterm Schwarzwäl­dle geschaffen hat, mit einer Straßennen­nung im Neubaugebi­et Domäne Hochberg gewürdigt hat.“

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FOTO: G. PEITZ Der Fördervere­in Kreuzweg Schwarzwäl­dle hat jetzt das Missionskr­euz oberhalb der Station XIV gründlich saniert und wieder aufgericht­et.

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