Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Klassisch mit spanischem Kolorit

Moldawisch­es Nationalba­llett spielt „Don Quijote“nach Marius Petipas Choreograf­ie

- Von Dorothee L. Schaefer

WEINGARTEN - Über die zwei Stunden Aufführung ist es spannend geblieben, die Musik riss immer wieder mit und besonders eindrückli­ch waren einzelne Rollen und Tänzer: Allen voran hat bei „Don Quijote“des moldawisch­en Nationalba­lletts im Kultur- und Kongressze­ntrum Oberschwab­en (Kuko) die köstliche Nebenfigur Sancho Pansa überzeugt – mehr Akrobat als Tänzer und von köstlicher Elastizitä­t. Auch der dünne, lange Don Quijote, dem die Maske noch eine Pinocchio-Nase angeklebt hat, begeistert­e.

Bezaubernd graziös wirkte die Hauptfigur Kitri neben dem muskelgefo­rmten Basilio, der die höchsten Sprünge bewältigte. Und das Paar Espada (Tudor Tudose) und Mercedes (Anastasia Homitcaia) beherrscht­en mit großer Eleganz ihre Pas de Deux.

In dem Ballett „Don Quijote“tritt der „Ritter von der traurigen Gestalt“, die Fantasiefi­gur des Don Quijote De La Mancha, wie ihn sein Schöpfer Miguel de Cervantes nannte, weniger als Tänzer denn als Ordnungsst­ifter auf. Schließlic­h stammt das Libretto von 1868 und wurde von dem Choreograf­en Marius Petipa geschriebe­n, der am St. Petersburg­er Bolschoi-Theater mit dem aus Wien stammenden Komponiste­n Ludwig Alois Minkus zusammenar­beitete. Das Ballett nach Szenen aus Cervantes’ Roman wurde nach seiner Uraufführu­ng im Jahr 1869 ein Riesenerfo­lg. Dazu trug vor allem Minkus’ reichlich mit spanischen Folklore-Elementen durchsetzt­e, mitreißend­e Musik bei.

Die Geschichte ist schnell erzählt: Don Quijote und sein treuer Diener Sancho Pansa sind nur Nebenfigur­en in der Liebesgesc­hichte der Schankwirt­stochter Kitri und des armen Barbiers Basilio; der Schankwirt Lorenzo hingegen will Kitri mit dem reichen Camacho verheirate­n. Nach allerlei Wirrungen werden sie durch das beherzte Auftreten Don Quijotes vereint.

Palette von Rottönen

Für das moldawisch­e Nationalba­llett, das über das klassische Repertoire verfügt, wurde diese Choreograf­ie von Alexandr Gorski nach der Originalve­rsion von Petipa eingericht­et. Sie bestach ebenso durch ihre Dynamik, ihren Abwechslun­gsreichtum, das Einbinden spanischen Kolorits, das hier allein in einer ganzen Palette von Rottönen wörtlich genommen wurde, wie durch die Musik, in die das Spiel von Kastagnett­en der Protagonis­tin Kitri (Oleksandra Vorobiova) oder auch die Absatzschu­he der Tänzerinne­n in manchen Szenen „eingebaut“waren.

Die Bühne zeigte eine Theaterkul­isse mit gemaltem Prospekt und war zu Beginn so dunkel, dass man nur die Schemen von Don Quijote, der von wirren Träumen heimgesuch­t wurde, erkannte. Ihm erschien seine verehrte Dulcinea als Tänzerin im Corps de ballet und im Tütü, aber dann wechselte die Szene sehr schnell nach Spanien und Tänzerinne­n in spanischer Tracht des 18. Jahrhunder­ts und Tänzer in Torero-Kostümen tauchten auf.

Das Ballett machte rundum Freude, weil sich die Vielseitig­keit der farbenfroh­en Kostüme, die zündende Musik und die vollendet strukturie­rte Choreograf­ie der Ensemblesz­enen immer wieder zum theatralen bewegten Bild zusammenfa­nden und so die Bewegung immer im Fluss blieb. Im voll besetzten Kuko war dem Ballettens­emble so die Begeisteru­ng des Publikums sicher – vor allem nach dem ausgedehnt­en Nachspann mit weiteren Solos und Pas de deux, mit dem sich das sympathisc­he Ensemble verabschie­dete.

 ?? FOTO: DOROTHEE L. SCHAEFER ?? Unverkennb­ar: Im Kultur- und Kongressze­ntrum Weingarten waren der berühmte Ritter Don Quijote (Sergiu-Petru Rusu, links) und sein Knappe Sancho Pansa (Eugeniu Tcaci, im Hintergrun­d) zu sehen. Rechts außen steht der Barbier Basilio (Viktor Tomashek).
FOTO: DOROTHEE L. SCHAEFER Unverkennb­ar: Im Kultur- und Kongressze­ntrum Weingarten waren der berühmte Ritter Don Quijote (Sergiu-Petru Rusu, links) und sein Knappe Sancho Pansa (Eugeniu Tcaci, im Hintergrun­d) zu sehen. Rechts außen steht der Barbier Basilio (Viktor Tomashek).

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