Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Klassisch mit spanischem Kolorit
Moldawisches Nationalballett spielt „Don Quijote“nach Marius Petipas Choreografie
WEINGARTEN - Über die zwei Stunden Aufführung ist es spannend geblieben, die Musik riss immer wieder mit und besonders eindrücklich waren einzelne Rollen und Tänzer: Allen voran hat bei „Don Quijote“des moldawischen Nationalballetts im Kultur- und Kongresszentrum Oberschwaben (Kuko) die köstliche Nebenfigur Sancho Pansa überzeugt – mehr Akrobat als Tänzer und von köstlicher Elastizität. Auch der dünne, lange Don Quijote, dem die Maske noch eine Pinocchio-Nase angeklebt hat, begeisterte.
Bezaubernd graziös wirkte die Hauptfigur Kitri neben dem muskelgeformten Basilio, der die höchsten Sprünge bewältigte. Und das Paar Espada (Tudor Tudose) und Mercedes (Anastasia Homitcaia) beherrschten mit großer Eleganz ihre Pas de Deux.
In dem Ballett „Don Quijote“tritt der „Ritter von der traurigen Gestalt“, die Fantasiefigur des Don Quijote De La Mancha, wie ihn sein Schöpfer Miguel de Cervantes nannte, weniger als Tänzer denn als Ordnungsstifter auf. Schließlich stammt das Libretto von 1868 und wurde von dem Choreografen Marius Petipa geschrieben, der am St. Petersburger Bolschoi-Theater mit dem aus Wien stammenden Komponisten Ludwig Alois Minkus zusammenarbeitete. Das Ballett nach Szenen aus Cervantes’ Roman wurde nach seiner Uraufführung im Jahr 1869 ein Riesenerfolg. Dazu trug vor allem Minkus’ reichlich mit spanischen Folklore-Elementen durchsetzte, mitreißende Musik bei.
Die Geschichte ist schnell erzählt: Don Quijote und sein treuer Diener Sancho Pansa sind nur Nebenfiguren in der Liebesgeschichte der Schankwirtstochter Kitri und des armen Barbiers Basilio; der Schankwirt Lorenzo hingegen will Kitri mit dem reichen Camacho verheiraten. Nach allerlei Wirrungen werden sie durch das beherzte Auftreten Don Quijotes vereint.
Palette von Rottönen
Für das moldawische Nationalballett, das über das klassische Repertoire verfügt, wurde diese Choreografie von Alexandr Gorski nach der Originalversion von Petipa eingerichtet. Sie bestach ebenso durch ihre Dynamik, ihren Abwechslungsreichtum, das Einbinden spanischen Kolorits, das hier allein in einer ganzen Palette von Rottönen wörtlich genommen wurde, wie durch die Musik, in die das Spiel von Kastagnetten der Protagonistin Kitri (Oleksandra Vorobiova) oder auch die Absatzschuhe der Tänzerinnen in manchen Szenen „eingebaut“waren.
Die Bühne zeigte eine Theaterkulisse mit gemaltem Prospekt und war zu Beginn so dunkel, dass man nur die Schemen von Don Quijote, der von wirren Träumen heimgesucht wurde, erkannte. Ihm erschien seine verehrte Dulcinea als Tänzerin im Corps de ballet und im Tütü, aber dann wechselte die Szene sehr schnell nach Spanien und Tänzerinnen in spanischer Tracht des 18. Jahrhunderts und Tänzer in Torero-Kostümen tauchten auf.
Das Ballett machte rundum Freude, weil sich die Vielseitigkeit der farbenfrohen Kostüme, die zündende Musik und die vollendet strukturierte Choreografie der Ensembleszenen immer wieder zum theatralen bewegten Bild zusammenfanden und so die Bewegung immer im Fluss blieb. Im voll besetzten Kuko war dem Ballettensemble so die Begeisterung des Publikums sicher – vor allem nach dem ausgedehnten Nachspann mit weiteren Solos und Pas de deux, mit dem sich das sympathische Ensemble verabschiedete.