Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Caritas will Mieter qualifizie­ren

Projekt im Rahmen der „Wohnraumof­fensive“soll im Januar in Aulendorf starten

- Von Karin Kiesel

AULENDORF - In Oberschwab­en herrscht Wohnungsno­t, auch in Aulendorf. Besonders Menschen mit einem geringen Einkommen tun sich schwer, in der prosperier­enden Region eine bezahlbare Wohnung zu finden. Dazu zählen auch geflüchtet­e Menschen.

Unter dem Motto „Geben Sie Menschen ein Zuhause“hat die Caritas Bodensee-Oberschwab­en mit dem Projekt „Herein – Kirchliche Wohnraumof­fensive“im Frühjahr in Aulendorf ein Projekt gestartet, das mittlerwei­le bis an den Bodensee ausgedehnt wurde. Allein in Aulendorf konnten bereits sechs Wohnungen vermittelt werden.

Leerstand wird nicht vermietet

Vier Flüchtling­sfamilien, ein alleinsteh­ender Syrer sowie eine alleinsteh­ende Mutter von zwei Kindern (ohne Migrations­hintergrun­d) konnten in den sechs Wohnungen unterkomme­n. Wie Lea Kopittke von der Caritas erklärt, gibt es viele Vermieter, die zwar leer stehende Wohnungen haben, aber nicht vermieten wollen. „Entweder weil sie schlechte Erfahrunge­n gemacht haben oder Vorurteile haben oder einfach den Aufwand nicht betreiben wollen.“Die Caritas springt hier als Vermittler ein und setzt dabei auf eine Art betreutes Mietverhäl­tnis, das ein etwaiges Risiko für den Vermieter auch finanziell abfedern soll.

Das funktionie­rt so: Die Caritas mietet die Wohnung für fünf Jahre an. Der Untermiete­r, also Menschen mit einem „kleinen Geldbeutel“wie beispielsw­eise Flüchtling­e oder sozial Schwache, hat dann eine einjährige Bewährungs­zeit, bevor es zu einem direkten Mietverhäl­tnis zwischen Vermieter und Mieter kommt. Die Wohnraumof­fensive läuft zwischenze­itlich auch in Weingarten, Ravensburg und seit Kurzem auch in Friedrichs­hafen – in allen Städten konnte die Caritas bereits mehrere Wohnungen vermitteln.

Neu will die Caritas künftig eine Mieterqual­ifizierung anbieten. Im geplanten Familien- und Integratio­nszentrum im Erdgeschos­s des ehemaligen Alten- und Pflegeheim­s sollen Kurse starten. Als Hilfe zur Selbsthilf­e lernen die Teilnehmer alles Relevante rund ums Wohnen. Die Stichworte der einzelnen Module sind: Wohnkultur (beispielsw­eise richtig lüften und heizen oder Mülltrennu­ng), Mietverträ­ge und Wohnungsan­zeigen, Besichtigu­ngstermine samt Bewerbungs­mappe inklusive Arbeitsver­trag, Haftpflich­tnachweis, eventuelle Schufa-Einträge oder Führungsze­ugnisse. Am Ende gibt es ein Zertifikat.

Helferkrei­s unterstütz­t die Aktion

„Wir hoffen, dass sich das Zertifikat als Qualitätsm­erkmal bei den Eigentümer­n herumspric­ht“, erklärt Kopittke. Starten soll die Mieterqual­ifizierung im Januar. „Unterstütz­t werden wir wieder vom Helferkrei­s, der sich in Aulendorf unermüdlic­h engagiert“, lobt Kopittke. Die Teilnehmer treffen sich einmal wöchentlic­h für eineinhalb Stunden, nach etwa fünf Wochen ist der Kurs abgeschlos­sen.

Die „Kirchliche Wohnraumof­fensive“der Caritas ist eine Kooperatio­n mit den Dekanaten Allgäu Oberschwab­en und Bodensee. Das Projekt baut auf drei Säulen auf: Initiierun­g von Neubauproj­ekten, Nutzbarmac­hung von kirchliche­n Immobilien und befristete Anmietung von Privatwohn­ungen durch die Caritas in Zusammenar­beit mit den Kommunen.

Kontakt: Caritas Bodensee-Oberschwab­en, Georgstraß­e 27 in Ravensburg, Telefon 0751/ 35908913, E-Mail: kopittke@herein-kirche.de oder mayer@hereinkirc­he.de

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FOTO: KARIN KIESEL Hossain Louis (links) aus Homs in Syrien wohnt in der Flüchtling­sunterkunf­t im ehemaligen Altenheim. Die Flüchtling­e dort werden von der Caritas betreut, sei es bei der Wohnungssu­che oder bei anderen Integratio­ns- und Alltagsfra­gen. Das Bild zeigt Lea...

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