Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Abgeschafft
WEINGARTEN (olli) - Nach 16 Spielzeiten sind die Weingartener Klosterfestspiele in diesem Jahr endgültig abgeschafft worden. Die städtischen Kosten von rund 150 000 Euro pro Spielzeit waren angesichts der strengen Sparauflagen des Regierungspräsidiums Tübingen einfach nicht mehr tragbar. Daher entschied der Gemeinderat in seiner Sitzung im Juni, die traditionsreiche Veranstaltung abzuschaffen. Wenige Monate später wurde im November dann auch einer kleinen Form des Sommertheaters, auf das viele Kulturschaffende gesetzt hatten, eine Absage erteilt.
Doch das Ende des großen Freilicht-Theaters hatte sich schon länger angedeutet. Nach dem Start im Jahr 2000 waren die roten Zahlen des kulturellen Aushängeschildes noch akzeptiert worden. Doch durch die finanzielle Krise des Krankenhaus 14 Nothelfer, die jahrelang den Haushalt belastete, mehrte sich die Zahl der Kritiker. Als dann noch der langjährige Spielort inmitten des Klosters im Jahr 2014 aufgegeben werden musste, weil sich die Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart querstellte, wurde es besonders kritisch.
Im Jahr 2015 gab es dann eine erste Zwangspause. Es fehlte an Geld und einem neuen Spielort. Im Jahr 2016 konnten die Festspiele dann – auch durch einen Zuschuss in Höhe von 45 000 Euro vom Land – erst- und letztmals im Hofgut Nessenreben aufgeführt werden. Denn auch die erst angedachte Variante im zweijährigen Turnus stellte sich als nicht finanzierbar heraus. Daher wurde dann auch die Stiftung Klosterfestspiele GmbH durch die Gesellschafterversammlung aufgelöst. WEINGARTEN - Als Anfang Mai dieses Jahres bei der Stadt Weingarten ein Brief vom Regierungspräsidium Tübingen (RP) eintrifft, dürften die Verantwortlichen wohl geahnt haben, was auf sie zukommt. Am 8. Mai informiert Oberbürgermeister Markus Ewald den Gemeinderat über den Inhalt des Briefs. Wie das RP festgestellt hat, sei die finanzielle Leistungsfähigkeit der Stadt seit Jahren rückläufig. Zur planmäßigen Tilgung von Krediten würden bis zum Jahr 2020 1,12 Millionen Euro fehlen. Aus heutiger Sicht wären die dann benötigten Kredite nicht genehmigungsfähig. Genau dann also, wenn in Weingarten die großen Schulsanierungen anstehen. Falls es so weitergehe, wüchsen die Schulden von derzeit knapp 20 Millionen Euro auf über 30 Millionen Euro an.
Für eine nachhaltige Haushaltswirtschaft seien deshalb umfangreiche Sparmaßnahmen und kräftigere Einnahmen nötig. Als Mindestanforderungen an eine künftige Finanzplanung müsse die Abzahlung von Kreditraten von jährlich knapp einer Million Euro gewährleistet sein und eigenes Geld zu Finanzierung von Investitionen zur Verfügung stehen.
Der Brief sorgte im Gemeinderat für große Aufregung. „Das ist ein blauer, das ist ein dunkelblauer Brief. Das ist ein Weingarten-Brief“, echauffierte sich Axel Müller, Fraktionsvorsitzender der CDU. Weingarten habe ein Grundsatzproblem und müsse einige Hausaufgaben erledigen. Man dürfe nicht immer ausschließlich ans Sparen denken, sondern müsse auch mehr Einnahmen generieren.
„Strukturelles Problem“
Oberbürgermeister Markus Ewald räumte ein, Weingarten habe ein „strukturelles Problem“, was so viel heißt, dass es schwer wird, die Einnahmen großartig zu steigern. Vor allem hängt die Welfenstadt am Tropf der Gewerbesteuer, und da bekanntlich Platz für neue Unternehmen auf der begrenzten Gemarkung kaum vorhanden ist, dürfte es schwierig werden, an dieser Stelle mehr Geld in die Kasse zu spülen. Potenzial sah der Stadtkämmerer allerdings bei den Friedhofsgebühren, die kräftig angehoben wurden.
Bei den Ausgaben muss Weingarten vor allem die sogenannten „freiwilligen Leistungen“unter die Lupe nehmen. Dazu gehören bei- spielsweise kulturelle Veranstaltungen wie die Klosterfestspiele. Für die kam dann tatsächlich Ende Juni das endgültige Aus. Auch die Personalausgaben der Stadt – einer der größten Ausgabenposten im Verwaltungshaushalt – bergen Einsparungspotenzial.
Der Entwurf des Haushalts 2018 zeigt, dass diese Maßnahmen zu greifen beginnen. Immerhin erfüllt er nach Ansicht der Verwaltung die Mindestanforderungen des RP. Ob das RP das genauso sieht, steht noch in den Sternen. Fest steht allerdings, dass Weingarten in den nächsten fünf Jahren von seinen Rücklagen Investitionen finanzieren wird. Die sind im Jahr 2020 aufgebraucht. Und da stehen ja bekanntlich die großen Schulsanierungen an. WEINGARTEN -2 017 war wohl eines der turbulentesten Jahre in der Geschichte der Pädagogischen Hochschule Weingarten (PH). Zunächst verabschiedete sich Kanzler Gregor Kutsch unbemerkt in den Ruhestand. Dann wurde durch Recherchen der „Schwäbischen Zeitung“bekannt, dass Kutsch wegen der Befristung seines Beamtenverhältnisses das Land Baden-Württemberg verklagt und damit auch die Wiederbesetzung des Kanzler-Postens behinderte. Doch als wäre all das noch nicht genug, zog der amtierende Rektor Werner Knapp seine Kandidatur kurz vor der Wahl eines neuen Hochschulleiters völlig überraschend zurück.
Damit werden drei der vier wichtigsten Posten an der PH innerhalb eines Jahres ausgetauscht. Denn bereits im März war Ursula PfeifferBlattner, Prorektorin für Lehre und Studium, in den Ruhestand gegangen. Florian Theilmann wurde zum neuen Prorektor gewählt. Ende Juli verabschiedete sich dann Kanzler Gregor Kutsch nach Ablauf seiner Amtszeit in den Ruhestand. Dass dies – im Gegensatz zum Ausscheiden von Pfeiffer-Blattner – von der PH überhaupt nicht kommuniziert wurde, ließ bereits tief blicken. Letztlich stellte sich heraus, dass Kutsch eine Verbeamtung auf Lebenszeit anstrebt. Daher klagt Kutsch derzeit gegen das Landeshochschulgesetz. In erster Instanz wurde die Klage bereits vom Verwaltungsgericht Sigmaringen abgewiesen. Allerdings hielten die Richter den Fall von grundsätzlicher Rektor Werner Knapp (links) und der damalige Kanzler Gregor Kutsch.
Bedeutung und ließen eine Sprungrevision zu. So könnte der Fall nun direkt vor dem Bundesverwaltungsgericht landen.
Das ganze Verfahren scheint auch das Verhältnis zur PH belastet zu haben. Eine ursprünglich geplante feierliche Verabschiedung von Kutsch fand nicht statt. Die wird Rektor Werner Knapp mit Sicherheit bekommen. Noch im September hatte der 64-Jährige im SZ-Gespräch angekündigt, er werde erneut für den Posten des Rektors kandidieren. Doch weil er sich seiner Wiederwahl wohl nicht sicher war und Sorge vor Prestigeverlust hatte, zog er seine Kandidatur wenige Tage vor der Wahl im November zurück. Damit verblieb eine einzige Kandidatin – Manuela Pietraß von der Bundeswehruniversität München –, die letztlich von Hochschulrat und Senat gewählt wurde. Wann sie ihr neues Amt antritt, ist bislang noch unklar. Bis dahin wird wohl Knapp die Geschäfte weiterführen, der offiziell eigentlich am 8. Februar 2018 ausscheidet.