Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Keine Ganztagsschule für Weingarten
WEINGARTEN - Es ist das zentrale Stadtentwicklungsprojekt Weingartens: das südliche Schuler-Areal. Mit seinen 35 000 Q uadratmetern – knapp fünf Fußballfelder – direkt in der Innenstadt gelegen, wird es die mittel- und langfristige Entwicklung Weingartens maßgeblich bestimmen. Erst kurz vor der Jahreswende 2016/17 an den Lindauer Investor i+R Dietrich Wohnbau für einen unbestimmten Millionenbetrag gekauft, ging es in diesem Jahr vor allem darum, Grundlagen zu schaffen und erste Konzepte zu entwickeln. Wichtigste Erkenntnisse dabei: Es soll ein modernes, nachhaltiges und ökologisch wertvolles Quartier mit dem Schwerpunkt auf Wohnen entstehen, das der Innenstadt keine Konkurrenz macht, sondern sie als verbindendes Element aufwertet.
Das zumindest versicherten i+RGeschäftsführer Alexander Stuchly und sein Projektentwickler Andreas Deuring im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. „Wir wissen, dass die nächsten 200 Jahre auf dieses Areal hinuntergeschaut wird. Wir wollen hier etwas Besonderes schaffen – eine Referenz für Weingarten, aber auch für unser Haus“, sagte Stuchly, der sich gleichsam zum Bündnis für Bezahlbaren Wohnraum bekannte. Man werde wohl rund 400 Wohnungen schaffen, die meisten mit zwei bis vier Zimmern. Doch werde es auch Sonderformen geben, die Sorge vor zahlreichen Luxusimmobilien sei aber unbegründet. Vielmehr sei man auch in Kontakt wegen Seniorenwohnungen und Mischformen.
Ohnehin spielt Kommunikation bei der Entwicklung des Areals eine große Rolle. So stehen die Investoren in beinahe wöchentlichem Austausch mit den städtischen Planern. Die Stadtverwaltung wiederum hat mit zwei Bürgerdialogen bereits klar gemacht, dass sie die Bürger mitnehmen will. Und die zeigen sich durchaus interessiert an der ersten Konzeption, welche auch im Gemeinderat vorgestellt wurde. Sowohl Investoren wie auch Stadtverwaltung ist es wichtig, die Funktion der Altstadt, des Münsterplatzes und der Basilika aufzuwerten. Daher wird dem ganzen Projekt auch eine wichtige städtebauliche Komponente beigemessen.
Großes Interesse
Wie groß das Interesse an dem Areal auch von wirtschaftlicher Seite ist, belegen wöchentlich mehrere Anfra- gen über Teilflächen und ganze Gebäude. „Wir hätten das Areal schon 20 Mal an Gewerbetreibende verkaufen können“, sagte Geschäftsführer Stuchly, der das aber kategorisch ablehnt. Man müsse erst die Ergebnisse des Wettbewerbes abwarten. Dieser soll, vorbehaltlich des Beschlusses des Entwurfes durch den Gemeinderat, im Frühjahr 2018 ausgeschrieben werden. Ein Ergebnis stünde dann wohl im Sommer fest, sodass Anfang 2019 die Bagger rollen könnten – nachdem das Areal von Schuler besenrein übergeben wurde. Allerdings müssten zunächst die alten Fabrikgebäude abgerissen sowie die Altlasten auf dem langjährigen Industriegelände abgetragen und entsorgt werden, was die Investoren aber ganz locker sehen. Schließlich sei das ihr „daily business“. Als richtiger Baubeginn wird aktuell das Jahr 2020 anvisiert. WEINGARTEN (rep) Als am 11. Februar der Vorsitzende Richter Jürgen Hutterer den Saal 1 im Landgericht Ravensburg betritt, herrscht eine knisternde Stille. Die Zuhörerplätze sind bis auf den letzten Platz gefüllt. Auf der Anklagebank sitzen ein 60jähriger Mann, der wegen Mordes bereits dreißig Jahre im Gefängnis saß, und eine 40-jährige Weingartenerin. Beiden wirft die Staatsanwaltschaft vor, am 22. Juni 2016 gemeinschaftlich einen 49-Jährigen in dessen Wohnung im Möwenweg mit einem Kopfsschuss ermordet zu haben.
Zum Prozessauftakt legten beide Angeklagte ein Geständnis ab. Der 60-Jährige räumte die Tat vollständig ein, seine Komplizin erklärte, sie sei mitschuldig und bereute die Tat. Der Angeklagte sprach freimütig über seine Motive. In einem Brief an das Gericht schrieb er, er habe aus Liebe getötet, das Leben der 40-Jährigen habe über dem Leben des Opfers gestanden, der sie belästigt und verfolgt habe. Das Motiv der Angeklag- ten war diffuser. Die schwere Alkoholikerin litt unter einer Schizophrenie, die ihre Steuerungsfähigkeit beeinträchtigte. Wie im weiteren Verlauf der Verhandlung ans Tageslicht kam, wollte das Paar aus demselben Grund einen weiteren Mann töten. Ihre Festnahme verhinderte die Tat. Das psychologische Gutachten bescheinigte dem 60-Jährigen volle Schuldfähigkeit und „absolute Tötungsbereitschaft“. Die Schizophrenie der 40-Jährigen schränkte ihre Schuldfähigkeit deutlich ein.
Das Landgericht Ravensburg verurteilte den 60-Jährigen zu lebenslanger Haft und stellte eine besondere Schwere der Schuld bei ihm fest. Er wird für mindestens 20 Jahre im Gefängnis sein. Über eine anschließende Sicherheitsverwahrung sollte dann entschieden werden. Die 40Jährige verurteilte das Gericht zu 11 Jahren, die sie in der Psychiatrie verbringen muss.
Beide Angeklagte legten Revision gegen das Urteil ein. Im September lehnte der Bundesgerichtshof diese Revision als unbegründet ab. Damit ist das Urteil rechtskräftig. WEINGARTEN (olli) - Es wäre eine große Chance für die Weingartener Schullandschaft gewesen, doch sie wurde leichtfertig vergeben. Stadtverwaltung und Gesamtlehrerkonferenz hatten im ersten Halbjahr 2017 intensiv für die Einführung der Ganztagsschule geworben. Diese hätte an der Schule am Martinsberg entstehen sollen. Doch letztlich hatten sich zu wenige der 600 befragten Weingartener Eltern bereit erklärt, ihre Kinder für diese Schulform anzumelden.
50 unverbindliche beziehungsweise 25 verbindliche Anmeldungen hätte es gebraucht. Gerade einmal 33 unverbindliche Anmeldungen kamen zustande. Diesem Elternvotum geschuldet gab die Gesamtlehrerkonferenz zähneknirschend die Empfehlung, keine Ganztagsschule einzuführen. Letztlich folgte der Gemeinderat dem Vorschlag in seiner Sitzung am 15. Mai und entschied sich gegen die Einführung der Ganztagsschule.
Daran gekoppelt wäre auch die Auflösung der Weingartener Schulbezirke gewesen. So hätten Eltern frei entscheiden können, welche der beiden Grundschulen in Weingarten ihre Kinder besuchen. Doch mit der Entscheidung gegen die Ganztagsschule war auch die Auflösung der Schulbezirke vom Tisch. Allerdings passte der Gemeinderat in seiner Sitzung Ende November die beiden Schulbezirke zum Schuljahr 2018/19 zumindest an. Das Einzugsgebiet der Talschule wird vergrößert, das der Schule am Martinsberg verkleinert. Die imaginäre Grenze wird nun weiter östlich – vornehmlich an der Ravensburger und Waldseer Straße – verlaufen.