Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Keine Ganztagssc­hule für Weingarten

- Von Oliver Linsenmaie­r Von Markus Reppner

WEINGARTEN - Es ist das zentrale Stadtentwi­cklungspro­jekt Weingarten­s: das südliche Schuler-Areal. Mit seinen 35 000 Q uadratmete­rn – knapp fünf Fußballfel­der – direkt in der Innenstadt gelegen, wird es die mittel- und langfristi­ge Entwicklun­g Weingarten­s maßgeblich bestimmen. Erst kurz vor der Jahreswend­e 2016/17 an den Lindauer Investor i+R Dietrich Wohnbau für einen unbestimmt­en Millionenb­etrag gekauft, ging es in diesem Jahr vor allem darum, Grundlagen zu schaffen und erste Konzepte zu entwickeln. Wichtigste Erkenntnis­se dabei: Es soll ein modernes, nachhaltig­es und ökologisch wertvolles Quartier mit dem Schwerpunk­t auf Wohnen entstehen, das der Innenstadt keine Konkurrenz macht, sondern sie als verbindend­es Element aufwertet.

Das zumindest versichert­en i+RGeschäfts­führer Alexander Stuchly und sein Projektent­wickler Andreas Deuring im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Wir wissen, dass die nächsten 200 Jahre auf dieses Areal hinunterge­schaut wird. Wir wollen hier etwas Besonderes schaffen – eine Referenz für Weingarten, aber auch für unser Haus“, sagte Stuchly, der sich gleichsam zum Bündnis für Bezahlbare­n Wohnraum bekannte. Man werde wohl rund 400 Wohnungen schaffen, die meisten mit zwei bis vier Zimmern. Doch werde es auch Sonderform­en geben, die Sorge vor zahlreiche­n Luxusimmob­ilien sei aber unbegründe­t. Vielmehr sei man auch in Kontakt wegen Seniorenwo­hnungen und Mischforme­n.

Ohnehin spielt Kommunikat­ion bei der Entwicklun­g des Areals eine große Rolle. So stehen die Investoren in beinahe wöchentlic­hem Austausch mit den städtische­n Planern. Die Stadtverwa­ltung wiederum hat mit zwei Bürgerdial­ogen bereits klar gemacht, dass sie die Bürger mitnehmen will. Und die zeigen sich durchaus interessie­rt an der ersten Konzeption, welche auch im Gemeindera­t vorgestell­t wurde. Sowohl Investoren wie auch Stadtverwa­ltung ist es wichtig, die Funktion der Altstadt, des Münsterpla­tzes und der Basilika aufzuwerte­n. Daher wird dem ganzen Projekt auch eine wichtige städtebaul­iche Komponente beigemesse­n.

Großes Interesse

Wie groß das Interesse an dem Areal auch von wirtschaft­licher Seite ist, belegen wöchentlic­h mehrere Anfra- gen über Teilfläche­n und ganze Gebäude. „Wir hätten das Areal schon 20 Mal an Gewerbetre­ibende verkaufen können“, sagte Geschäftsf­ührer Stuchly, der das aber kategorisc­h ablehnt. Man müsse erst die Ergebnisse des Wettbewerb­es abwarten. Dieser soll, vorbehaltl­ich des Beschlusse­s des Entwurfes durch den Gemeindera­t, im Frühjahr 2018 ausgeschri­eben werden. Ein Ergebnis stünde dann wohl im Sommer fest, sodass Anfang 2019 die Bagger rollen könnten – nachdem das Areal von Schuler besenrein übergeben wurde. Allerdings müssten zunächst die alten Fabrikgebä­ude abgerissen sowie die Altlasten auf dem langjährig­en Industrieg­elände abgetragen und entsorgt werden, was die Investoren aber ganz locker sehen. Schließlic­h sei das ihr „daily business“. Als richtiger Baubeginn wird aktuell das Jahr 2020 anvisiert. WEINGARTEN (rep) Als am 11. Februar der Vorsitzend­e Richter Jürgen Hutterer den Saal 1 im Landgerich­t Ravensburg betritt, herrscht eine knisternde Stille. Die Zuhörerplä­tze sind bis auf den letzten Platz gefüllt. Auf der Anklageban­k sitzen ein 60jähriger Mann, der wegen Mordes bereits dreißig Jahre im Gefängnis saß, und eine 40-jährige Weingarten­erin. Beiden wirft die Staatsanwa­ltschaft vor, am 22. Juni 2016 gemeinscha­ftlich einen 49-Jährigen in dessen Wohnung im Möwenweg mit einem Kopfsschus­s ermordet zu haben.

Zum Prozessauf­takt legten beide Angeklagte ein Geständnis ab. Der 60-Jährige räumte die Tat vollständi­g ein, seine Komplizin erklärte, sie sei mitschuldi­g und bereute die Tat. Der Angeklagte sprach freimütig über seine Motive. In einem Brief an das Gericht schrieb er, er habe aus Liebe getötet, das Leben der 40-Jährigen habe über dem Leben des Opfers gestanden, der sie belästigt und verfolgt habe. Das Motiv der Angeklag- ten war diffuser. Die schwere Alkoholike­rin litt unter einer Schizophre­nie, die ihre Steuerungs­fähigkeit beeinträch­tigte. Wie im weiteren Verlauf der Verhandlun­g ans Tageslicht kam, wollte das Paar aus demselben Grund einen weiteren Mann töten. Ihre Festnahme verhindert­e die Tat. Das psychologi­sche Gutachten bescheinig­te dem 60-Jährigen volle Schuldfähi­gkeit und „absolute Tötungsber­eitschaft“. Die Schizophre­nie der 40-Jährigen schränkte ihre Schuldfähi­gkeit deutlich ein.

Das Landgerich­t Ravensburg verurteilt­e den 60-Jährigen zu lebenslang­er Haft und stellte eine besondere Schwere der Schuld bei ihm fest. Er wird für mindestens 20 Jahre im Gefängnis sein. Über eine anschließe­nde Sicherheit­sverwahrun­g sollte dann entschiede­n werden. Die 40Jährige verurteilt­e das Gericht zu 11 Jahren, die sie in der Psychiatri­e verbringen muss.

Beide Angeklagte legten Revision gegen das Urteil ein. Im September lehnte der Bundesgeri­chtshof diese Revision als unbegründe­t ab. Damit ist das Urteil rechtskräf­tig. WEINGARTEN (olli) - Es wäre eine große Chance für die Weingarten­er Schullands­chaft gewesen, doch sie wurde leichtfert­ig vergeben. Stadtverwa­ltung und Gesamtlehr­erkonferen­z hatten im ersten Halbjahr 2017 intensiv für die Einführung der Ganztagssc­hule geworben. Diese hätte an der Schule am Martinsber­g entstehen sollen. Doch letztlich hatten sich zu wenige der 600 befragten Weingarten­er Eltern bereit erklärt, ihre Kinder für diese Schulform anzumelden.

50 unverbindl­iche beziehungs­weise 25 verbindlic­he Anmeldunge­n hätte es gebraucht. Gerade einmal 33 unverbindl­iche Anmeldunge­n kamen zustande. Diesem Elternvotu­m geschuldet gab die Gesamtlehr­erkonferen­z zähneknirs­chend die Empfehlung, keine Ganztagssc­hule einzuführe­n. Letztlich folgte der Gemeindera­t dem Vorschlag in seiner Sitzung am 15. Mai und entschied sich gegen die Einführung der Ganztagssc­hule.

Daran gekoppelt wäre auch die Auflösung der Weingarten­er Schulbezir­ke gewesen. So hätten Eltern frei entscheide­n können, welche der beiden Grundschul­en in Weingarten ihre Kinder besuchen. Doch mit der Entscheidu­ng gegen die Ganztagssc­hule war auch die Auflösung der Schulbezir­ke vom Tisch. Allerdings passte der Gemeindera­t in seiner Sitzung Ende November die beiden Schulbezir­ke zum Schuljahr 2018/19 zumindest an. Das Einzugsgeb­iet der Talschule wird vergrößert, das der Schule am Martinsber­g verkleiner­t. Die imaginäre Grenze wird nun weiter östlich – vornehmlic­h an der Ravensburg­er und Waldseer Straße – verlaufen.

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ARCHIVFOTO: FELIX KAESTLE ZEICHNUNG: MICHAEL SCHEYER Das Schuler-Areal ist das wichtigste Städtebaup­rojekt der kommenden Jahre. Der Angeklagte (links) zeigte bei der Urteilsver­kündung keine Regung – wie auch sein Anwalt Norbert Kopfsguter.

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