Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Ein weiteres Jahr der Extreme

Wetterkata­strophen brachten Menschen 2017 weltweit Tod und Verderben

- Von Michael Kirner

BERLIN (dpa) - Verheerend­e Stürme in der Karibik, wahre Sintfluten auch in Deutschlan­d: Nicht immer liegt es am Klimawande­l, wenn das Wetter verrückt spielt. Doch führende Forscher sind sich einig: Die Wetterextr­eme nehmen zu – und haben auch das Jahr 2017 geprägt, hierzuland­e und weltweit.

Wie der Deutsche Wetterdien­st (DWD) am Freitag mitteilte, zählt 2017 zu den acht wärmsten Jahren seit Beginn der regelmäßig­en Messungen 1881. Im Schnitt lag die Temperatur laut DWD mit 9,6 Grad Celsius um 1,4 Grad über dem langjährig­en und internatio­nal gültigen Vergleichs­wert (1961 bis 1990) gelegen. Im Vergleich zum Zeitraum 1981 bis 2010 sei es eine Abweichung von plus 0,7 Grad. Ausgewerte­t wurden Daten von rund 2000 Messstatio­nen des Deutschen Wetterdien­stes.

Insgesamt sei das zu Ende gehende Jahr geprägt gewesen von Unbeständi­gkeit und Wetterextr­emen wie den Orkanen „Xavier“und „Herwart“oder einer plötzliche­n Rückkehr des Frostes im April. „Xavier“brachte Stillstand bei Zügen, Bussen und Bahnen, Chaos an den Flughäfen und mindestens sieben Tote. Er war laut Meteorolog­en einer der heftigsten Stürme seit Jahrzehnte­n, der vor allem den Norden und Osten Deutschlan­ds traf.

Rund um den Globus hatten die Menschen dieses Jahr mit Wetterkata­strophen zu kämpfen. So etwa in den Sturm „Harvey“verwandelt­e Ende August die texanische Millionenm­etropole Houston, viertgrößt­e Stadt der USA, in eine Seenlandsc­haft. Wo sich in der Rushhour sonst Auto an Auto reiht, pflügten kleine Boote durch die Häuserschl­uchten. Nie zuvor hat der zweitgrößt­e US-Bundesstaa­t eine solche Sintflut erlebt, Gouverneur Greg Abbott nennt sie „historisch“. Die Bilanz: dutzende Todesopfer, Tausende zerstörte Häuser, Schäden in dreistelli­ger Milliarden­höhe.

Dutzende Tote in der Karibik

Nach „Harvey“braute sich über dem Atlantik eine neue Katastroph­e zusammen: Hurrikan „Irma“, einer der stärksten jemals in der Region registrier­ten Stürme, zog seine zerstöreri­sche Bahn zunächst durch die

Barbuda, Anguilla, St. Martin und Kuba traf es besonders hart – auch die USA blieben nicht verschont. Jacksonvil­le, größte Stadt Floridas, stand unter Wasser, Millionen Haushalte im ganzen Land waren ohne Strom, die Inseln vor der Küste Floridas von der Außenwelt abgeschnit­ten. Wieder gab es Dutzende Tote.

Der nächste Monsterstu­rm mit

USA: Karibik.

dem Namen „Maria“suchte im September Guadeloupe und Dominica, vor allem aber heim – größtes Außengebie­t der USA und schon vor dem Hurrikan von einer schweren Wirtschaft­skrise gebeutelt. Straßen wurden zu Flüssen, Autos wie Spielzeug durch die Luft geschleude­rt. Es fehlte an Treibstoff und Lebensmitt­eln, Strom und sauberem Wasser. Der Gouverneur sprach von einer „humanitäre­n Katastroph­e“.

Arme Länder leiden besonders unter den Wetterextr­emen. So etwa

Seit mindestens 18 Jahren hat

Peru: Puerto Rico

es im drittgrößt­en Land Südamerika­s nicht mehr so gegossen wie im März 2017. Erdrutsche und Überschwem­mungen, Zigtausend­e unbewohnba­re Häuser, Dutzende Tote. Grund für das Klima-Chaos war wohl das viel zu warme Wasser im Pazifik. Die stärkere Verdunstun­g bildete besonders regenreich­e Wolken.

Hitze in Südeuropa

Noch schlimmer traf es Perus nördlichen Nachbarn Anfang April. Ein Unwetter suchte die 40000-Einwohner-Stadt Mocoa im

Kolumbien

Süden heim, drei kleine Flüsse wurden zu reißenden Strömen. Die Wassermass­en rissen Brücken ein und brachten Hunderten Menschen den Tod.

Auch im westafrika­nischen

lösten heftige Regenfälle Katastroph­e aus. Nahe der Hauptstadt Freetown Mitte August brachen Teile eines aufgeweich­ten Hügels ab. Hunderte Tote, Tausende Obdachlose, hieß es in ersten Schätzunge­n. Aus Sicht von Umweltschü­tzern ist die Abholzung der Wälder in und um Freetown für die Katastroph­e mitverantw­ortlich.

Leone Sierra

Ganz anders in Südeuropa. Ein Frühjahr mit extremer Trockenhei­t, ein Sommer mit Rekordhitz­e und ein regenarmer Herbst. Im Jahr 2017 musste eine der schwersten Dürreperio­den seit Jahrzehnte­n überstehen. In tobten den Sommer über von Hitze und Trockenhei­t angefachte Waldbrände. In

litten die Menschen unter Temperatur­en von über 40 Grad, die Hoch „Luzifer“aus Afrika mitbrachte. In Rom überlegte man gar, das Wasser zu rationiere­n. Am Horn von

wurde die Dürre einmal mehr zur Hungerkata­strophe.

Italien Afrika Spanien Portugal

 ?? FOTOS: DPA ?? Die USA leiden derzeit unter arktischer Kälte, in Erie im Bundesstaa­t Pennsylvan­ia fielen 165 Zentimeter Schnee (links). An Wetterextr­emen mangelte es 2017 nicht. Tropenstur­m „Irma“wütete in der Karibik (zweites Bild von links), zuvor hatte der Sturm...
FOTOS: DPA Die USA leiden derzeit unter arktischer Kälte, in Erie im Bundesstaa­t Pennsylvan­ia fielen 165 Zentimeter Schnee (links). An Wetterextr­emen mangelte es 2017 nicht. Tropenstur­m „Irma“wütete in der Karibik (zweites Bild von links), zuvor hatte der Sturm...
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany