Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Neustart im Ravensburger Waldhorn
Rebleutehaus wird saniert, Küche im Waldhorn wiederbelebt - Neun Wohnungen
Künftig wieder Restaurantbetrieb, aber Wohnungen ersetzen das Hotel.
RAVENSBURG - Das traditionsreiche Waldhorn am Ravensburger Marienplatz schlägt ein neues Kapitel seiner Geschichte auf: Die Inhaber-Familie Bouley will künftig das Hotel im Stammhaus aufgeben und in bis zu neun Wohnungen umwandeln. Gleichzeitig soll die früher unter Albert Bouley gefeierte Gastronomie wiederbelebt werden. Den Neustart leitet zunächst die Sanierung des benachbarten Rebleutehauses ein, die bis Herbst 2019 abgeschlossen sein soll.
2015 hatten die Bouleys das Rebleutehaus von der Stadt gekauft, Auflage war ein Sanierungsvertrag. Dieser ist jetzt unter Dach und Fach, bestätigten Reinhard Bouley und Ravensburgs Baubürgermeister Dirk Bastin der „Schwäbischen Zeitung“. Die Familie hatte das Gebäude aus dem Jahr 1469 bereits seit 1991 gepachtet und die Rebleutestube bis zum Tod von Sternekoch Albert Bouley als beliebtes Speise- und Weinlokal neben dem „Flaggschiff“Waldhorn geführt. Um die große Tradition als Bewirtungs- und Versammlungsstätte der Ravensburger fortführen zu können, sind aber umfangreiche Modernisierungsmaßnahmen notwendig - insbesondere beim Brand- und Arbeitsschutz.
Zwei Jahre Arbeit am Konzept
Zwei Jahre haben die Inhaber von Rebleutehaus und Waldhorn nun mit der Stadt an einem Konzept gearbeitet. „Das hat länger gedauert und war auch nicht ganz einfach“, sagt Bürgermeister Bastin. Die Erbengemeinschaft wollte gerne eine Lösung für den gesamten Komplex, die Stadt hat darauf gepocht, dass das Gebäude für die Öffentlichkeit zugänglich bleiben muss. Und schließlich waren auch noch die Belange des Denkmalschutzes zu beachten.
Das Konzept sieht nun vor, aus dem renovierten Rebleutehaus zusammen mit dem Übernachtungshaus in der Schulgasse eine Einheit zu machen. Gastronomie als „kleiner feiner Betrieb“mit der historischen Rebleutestube soll das Herzstück dieses Bereichs bilden, so Reinhard Bouley, kombiniert mit einer Handvoll Wohnungen und einer Gewerbefläche im Erdgeschoss wie bisher.
Säle bleiben erhalten
Die zweite Einheit soll dann das Stammhaus werden: Die Bouleys wollen die Gastronomie im Waldhorn wiederbeleben, die als Gourmet-Tempel unter Albert Bouley international einen Ruf genoss, seit 2014 aber nur noch Frühstück anbietet. Wie genau das gastronomische Konzept aussehen soll, steht noch nicht fest: „Wir sind da völlig offen“, sagt Reinhard Bouley, „wir wollen etwas mit Charakter, eine Küche für Bürger, die schon wegen des Namens Waldhorn eine gewisse Erwartung haben. Geschmackssicher in allen Belangen soll das Restaurant sein, integriert in ein modernes Umfeld“. Die historischen Säle bleiben dadurch auch erhalten und weiter zugänglich, die Küche wird als „Zentrale“ für beide Einheiten aufgerüstet. Nicht mehr in dieses moderne Umfeld passe dann das Hotel, dessen Geschichte 150 Jahre zurückreicht. Einst war das Waldhorn das Wohnhaus der Familie, nach und nach wurde es ab 1912 zum Hotel erweitert. Günter Grass, Udo Jürgens, Udo Lindenberg und Dieter Bohlen stiegen hier später neben zahlreichen anderen Prominenten ab. Reinhard Bouley: „Die Zimmer sind inzwischen aber nicht mehr so, wie ein Gast das heute erwartet. Würden wir sie in Sachen Größe, Service und Sicherheit auf aktuelle Standards bringen, müssten wir so massiv in die historische Substanz eingreifen, dass der Wiedererkennungswert des Waldhorns verloren ginge.“
Aus den Hotelzimmern sollen in den nächsten Jahren deshalb sieben bis neun Wohnungen werden. Bouley: „Wir machen damit einen Schnitt und starten in eine neue Ära, auch um das Waldhorn insgesamt für die nächsten Generationen zu erhalten.“