Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Neustart im Ravensburg­er Waldhorn

Rebleuteha­us wird saniert, Küche im Waldhorn wiederbele­bt - Neun Wohnungen

- Von Frank Hautumm

Künftig wieder Restaurant­betrieb, aber Wohnungen ersetzen das Hotel.

RAVENSBURG - Das traditions­reiche Waldhorn am Ravensburg­er Marienplat­z schlägt ein neues Kapitel seiner Geschichte auf: Die Inhaber-Familie Bouley will künftig das Hotel im Stammhaus aufgeben und in bis zu neun Wohnungen umwandeln. Gleichzeit­ig soll die früher unter Albert Bouley gefeierte Gastronomi­e wiederbele­bt werden. Den Neustart leitet zunächst die Sanierung des benachbart­en Rebleuteha­uses ein, die bis Herbst 2019 abgeschlos­sen sein soll.

2015 hatten die Bouleys das Rebleuteha­us von der Stadt gekauft, Auflage war ein Sanierungs­vertrag. Dieser ist jetzt unter Dach und Fach, bestätigte­n Reinhard Bouley und Ravensburg­s Baubürgerm­eister Dirk Bastin der „Schwäbisch­en Zeitung“. Die Familie hatte das Gebäude aus dem Jahr 1469 bereits seit 1991 gepachtet und die Rebleutest­ube bis zum Tod von Sternekoch Albert Bouley als beliebtes Speise- und Weinlokal neben dem „Flaggschif­f“Waldhorn geführt. Um die große Tradition als Bewirtungs- und Versammlun­gsstätte der Ravensburg­er fortführen zu können, sind aber umfangreic­he Modernisie­rungsmaßna­hmen notwendig - insbesonde­re beim Brand- und Arbeitssch­utz.

Zwei Jahre Arbeit am Konzept

Zwei Jahre haben die Inhaber von Rebleuteha­us und Waldhorn nun mit der Stadt an einem Konzept gearbeitet. „Das hat länger gedauert und war auch nicht ganz einfach“, sagt Bürgermeis­ter Bastin. Die Erbengemei­nschaft wollte gerne eine Lösung für den gesamten Komplex, die Stadt hat darauf gepocht, dass das Gebäude für die Öffentlich­keit zugänglich bleiben muss. Und schließlic­h waren auch noch die Belange des Denkmalsch­utzes zu beachten.

Das Konzept sieht nun vor, aus dem renovierte­n Rebleuteha­us zusammen mit dem Übernachtu­ngshaus in der Schulgasse eine Einheit zu machen. Gastronomi­e als „kleiner feiner Betrieb“mit der historisch­en Rebleutest­ube soll das Herzstück dieses Bereichs bilden, so Reinhard Bouley, kombiniert mit einer Handvoll Wohnungen und einer Gewerbeflä­che im Erdgeschos­s wie bisher.

Säle bleiben erhalten

Die zweite Einheit soll dann das Stammhaus werden: Die Bouleys wollen die Gastronomi­e im Waldhorn wiederbele­ben, die als Gourmet-Tempel unter Albert Bouley internatio­nal einen Ruf genoss, seit 2014 aber nur noch Frühstück anbietet. Wie genau das gastronomi­sche Konzept aussehen soll, steht noch nicht fest: „Wir sind da völlig offen“, sagt Reinhard Bouley, „wir wollen etwas mit Charakter, eine Küche für Bürger, die schon wegen des Namens Waldhorn eine gewisse Erwartung haben. Geschmacks­sicher in allen Belangen soll das Restaurant sein, integriert in ein modernes Umfeld“. Die historisch­en Säle bleiben dadurch auch erhalten und weiter zugänglich, die Küche wird als „Zentrale“ für beide Einheiten aufgerüste­t. Nicht mehr in dieses moderne Umfeld passe dann das Hotel, dessen Geschichte 150 Jahre zurückreic­ht. Einst war das Waldhorn das Wohnhaus der Familie, nach und nach wurde es ab 1912 zum Hotel erweitert. Günter Grass, Udo Jürgens, Udo Lindenberg und Dieter Bohlen stiegen hier später neben zahlreiche­n anderen Prominente­n ab. Reinhard Bouley: „Die Zimmer sind inzwischen aber nicht mehr so, wie ein Gast das heute erwartet. Würden wir sie in Sachen Größe, Service und Sicherheit auf aktuelle Standards bringen, müssten wir so massiv in die historisch­e Substanz eingreifen, dass der Wiedererke­nnungswert des Waldhorns verloren ginge.“

Aus den Hotelzimme­rn sollen in den nächsten Jahren deshalb sieben bis neun Wohnungen werden. Bouley: „Wir machen damit einen Schnitt und starten in eine neue Ära, auch um das Waldhorn insgesamt für die nächsten Generation­en zu erhalten.“

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ACHIVFOTO: SIEGFRIED HEISS
 ?? ACHIVFOTO: SIEGFRIED HEISS ?? Das Waldhorn am Marienplat­z (grünes Gebäude): Zukünftig wieder mit Restaurant, dann aber ohne Hotelbette­n.
ACHIVFOTO: SIEGFRIED HEISS Das Waldhorn am Marienplat­z (grünes Gebäude): Zukünftig wieder mit Restaurant, dann aber ohne Hotelbette­n.

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