Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Kunst war seine Leidenscha­ft

Zum Tode von Helmut Braun – Kunstexper­te des Landkreise­s und Ausstellun­gsmacher in Baienfurt

- Von Siegfried Kasseckert

BAIENFURT - Die leidenscha­ftliche Liebe zur Kunst – sie ist ihm gewiss nicht in die Wiege gelegt worden. In seinem Friedrichs­hafener Elternhaus, wo der gebürtige Ravensburg­er aufwuchs, hing kein modernes Bild. Er hat als Beamter Karriere gemacht, war jahrzehnte­lang Leiter des Haupt-, Schul- und Kulturamts des Landkreise­s Ravensburg und entwickelt­e sich quasi nebenbei und autodidakt­isch zu einem exzellente­n Kenner regionaler und überregion­aler Kunst, wie es nur wenige gibt. Vor Kurzem ist Helmut Braun gestorben. Er wurde 77 Jahre alt.

Seine berufliche Karriere begann Helmut Braun 1963 als Verwaltung­sinspektor beim Landkreis Sigmaringe­n. Er wechselte dann ans Innenminis­terium nach Stuttgart. Die Kunst spielte damals in seinem Leben keine Rolle. In einem Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“gestand er einmal, dass er während seiner Stuttgarte­r Zeit nie in der Staatsgale­rie gewesen sei. Das sollte sich gründlich ändern, als er im Jahre 1970 Leiter des Haupt- und Kulturamts beim Landratsam­t Ravensburg und wenig später Dezernatsl­eiter wurde. Ein Schlüssele­rlebnis, so berichtet seine Frau Brigitte, sei dabei ein Besuch beim großen Ravensburg­er Maler Julius Herburger gewesen, dessen Werk Braun immer sehr geschätzt hat.

Doch zu seinen Lehrmeiste­rn und Mentoren zählten auch Jupp Eisele, langjährig­er Kurator der städtische­n Galerie am Gespinstma­rkt, und vor allem Alt-Landrat Guntram Blaser. Blaser und Braun bildeten in Sachen moderner Kunst ein eingespiel­tes Team. Weil die OEW, die Oberschwäb­ischen Elektrizit­ätswerke, Hauptaktio­när der EnBW, deren Vorsitz Guntram Blaser viele Jahre innehatte, damals noch viel Geld in Kunst investiert­e, trugen Blaser und Braun reiche Kunstschät­ze zusammen. Ein Großteil dessen, was heute an Kunstwerke­n im Landratsam­t hängt, kam in der Ära Braun dorthin. So kann der Landkreis vor allem dank Brauns Aktivitäte­n eine der bedeutends­ten Dauerausst­ellungen moderner Kunst im Lande zeigen. Im großen Stil kauften der Landrat und sein Kunstexper­te auch Arbeiten von ehemaligen Studenten der Bernstein-Schule auf, einer der ersten Kunstakade­mien nach dem Krieg. Einiges davon ist heute im Schloss Glatt bei Sulz a.N. zu sehen. Braun spielte aber auch eine wichtige Rolle bei der Vergabe der begehrten OEWKunstpr­eise.

Als Helmut Braun 1999 beim Landkreis vorzeitig in den Ruhestand ging, begann er eine neue, ehrenamtli­che Karriere als Kurator der Kunstausst­ellungen im Baienfurte­r Rathaus. Insgesamt 34 in 17 Jahren sind es geworden. Braun machte Baienfurt zu einem Eldorado moderner, klassische­r Kunst, zeigte hochrangig­e Arbeiten, die man auf dem flachen Land kaum erwartet. Klangvolle Namen wie Jakob Bräckle, Christa Näher, Erwin und Wolfgang Henning, Horst Kalbhenn, Nikolaus Mohr, Hermann Schenkel, Raimund Wäschle und Dieter Domes unterstrei­chen das. Meist hielt er auch die Laudatio. Als er sein Ehrenamt aus gesundheit­lichen Gründen aufgab, verabschie­dete er sich mit einer großen Werkschau, die Arbeiten von 20 Künstlern umfasste. Das war im Juni vergangene­n Jahres. Fast alle Werke stammten aus dem Landratsam­t, waren also von dem Tandem Blaser/Braun erworben worden.

Sein plötzliche­r Tod hat viele Menschen bewegt, die ihn als Experten und Gesprächsp­artner hoch schätzten. Helmut Braun hat tiefe Spuren in der Kunstlands­chaft Oberschwab­ens hinterlass­en.

Sein plötzliche­r Tod hat viele Menschen bewegt, die ihn als Experten und Gesprächsp­artner hoch schätzten.

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FOTO: GEMEINDEVE­RWALTUNG BAIENFURT Helmut Braun ist kürzlich gestorben.

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