Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Hymer-Mitarbeiter fordern mehr Geld
Warnstreik: Betriebsrat und IG Metall fordern sechs Prozent mehr Lohn in Bad Waldsee
BAD WALDSEE - Die IG Metall hat am Dienstag zu Warnstreiks aufgerufen. Nicht nur die Metall- und Elektrobranche war davon betroffen, auch in der holzverarbeitenden Industrie machten die Streikenden mit Fahnen und Trillerpfeifen lautstark auf ihre Forderungen in den Tarifverhandlungen aufmerksam. Vor dem Werksgelände des Bad Waldseer Reisemobilherstellers Hymer forderten rund 400 Beschäftigte eine Lohnerhöhung von sechs Prozent.
Pünktlich um 14 Uhr legten die Schichtarbeiter ihre Arbeit nieder und die Tore der Produktionshallen öffneten sich. Mehrere Hundert Mitarbeitern folgten der Musik, die aus Boxen vor den Werkstoren schallte und tauschten ihr Werkzeug gegen ein Schnitzel und eine rote Schildmütze ein. Fahnen mit dem Aufdruck „IG Metall“oder „Wir für mehr“flatterten im Wind.
Aufmerksam folgten die Arbeiter der kurzen Kundgebung und den Worten Thomas Flamms, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Bodensee-Oberschwaben. „Wir fordern sechs Prozent und die habt ihr euch hart verdient. Es gibt aber ein kleines Problem, die Arbeitgeber sehen das anders“, sagte Flamm. Aufseiten der Hymer-Mitarbeiter brandete Applaus auf.
Unterstützung erhielt die IG Metall auch vom Hymer-Betriebsrat. „Die Geschäfts- und Wirtschaftslage ist gut. Wir wollen auch ein Stück vom Erfolg“, erklärte Betriebsratsvorsitzender Janusz Eichendorff im SZ-Gespräch. Die Mitarbeiter sollten am Unternehmenserfolg partizipieren, betonte er. Mit dem Stillstand der Bänder am Dienstag sollte diese Forderung unterstrichen werden.
Mehr als 900 Mitarbeiter beteiligten sich laut Eichendorff an der Aktion, die einen Tag vor den nächsten Verhandlungen für Aufsehen sorgen sollte. „Wir wollen nicht ständig streiken, sondern eine schnelle Lösung mit den Arbeitgebern finden“, so der Betriebsratsvorsitzende, der auch Mitglied der Verhandlungskommission ist.
Außerdem betonten die StreikVerantwortlichen, dass Mitarbeiter der holz- und kunststoffverarbeiten- den Industrie im Vergleich zur Metall- und Elektrobranche schlechter bezahlt werden. Laut Flamm liegt der Unterschied bei 600 Euro monatlich. „Die wirtschaftliche Lage ist gut, wir hauen so viele Fahrzeuge raus, wie noch nie und die Belegschaft fordert einfach Geld im Geldbeutel“, erklärte Beate Wagner vom Hymer-Betriebsrat.
Forderung nach deutlicher Lohnerhöhung für Azubis
Auch für die Auszubildenden machen sich die Streikenden stark. Schließlich sieht ihre Forderung eine deutliche Lohnerhöhung für Azubis vor. Die Kluft zwischen den Branchen müsse geschlossen werden, verdeutlichten Eichendorff und Flamm einhellig. Andernfalls verliere die holzverarbeitende Industrie die Auszubildenden allein aufgrund der Bezahlung an die Metall- und Elektrobranche.
„Wir müssen Druck machen“, skandierte Flamm in Richtung der Hymer-Mitarbeiter. Sollten die weiteren Verhandlungen keine Einigung bringen, wolle die IG Metall den Druck nochmals erhöhen und so prophezeite er untermalt von Trillerpfeifen-Klängen: „Dann machen wir richtig Rambazamba.“
Vor etwa einem Jahr spielten sich ähnliche Szenen vor dem HymerWerk ab, damals wurden verbindliche Regelung zur Altersteilzeit gefordert. Das Ergebnis stellte sowohl Betriebsrat, als auch IG-Metall zufrieden. Aber „jetzt wollen die Kollegen Geld sehen“, war aus den Reihen der Betriebsräte zu hören.
Am Dienstag gab es zudem Warnstreiks bei Dethleffs in Isny.