Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Herzog Carl für kürzere Amtszeit von Bundeskanz­lern

In seiner Rede beim Neujahrsem­pfang in Altshausen plädiert er für einen kleineren Bundestag und kritisiert US-Präsident Trump

- Von Christoph Klawitter

ALTSHAUSEN - Der Bürgerents­cheid über den Bahnüberga­ng in der Bismarckst­raße in Altshausen, eine Amtszeitbe­grenzung für Bundeskanz­ler oder die Tweets von US-Präsident Donald Trump: In seiner Neujahrsan­sprache hat Carl Herzog von Württember­g das Geschehen in Altshausen und der Welt in den Blick genommen. Zahlreiche Gäste kamen zum Neujahrsem­pfang am Sonntag ins Schloss.

Die Ablehnung des Baus einer Bahnunterf­ührung an der Bismarckst­raße im vergangene­n Jahr und die nun vom Gemeindera­t mehrheitli­ch beschlosse­ne Komplettsp­errung des Bahnüberga­ngs (die SZ berichtete) – dieses Thema bewegt auch den Herzog, wie sich bei seiner traditione­llen Neujahrsan­sprache zeigte. Ein Bürgerents­cheid sei ein wichtiger Bestandtei­l der demokratis­chen Willensbil­dung. „Aber: In einem bereits laufenden Verfahren ist er eben ein Wagnis“, sagte er. „Vor allem, wenn Stimmungen bei der Abstimmung eine größere Rolle zu spielen scheinen als Fakten“, kritisiert­e er. „Es gab, nimmt man das reine Abstimmung­sergebnis, ein mehrheitli­ches Votum und damit Sieger. Aber steht das für die Mehrheit der Bevölkerun­g?“, fragte er. Die Konsequenz aus einer Ablehnung des Vorhabens hätte jedem klar sein können, meinte er. „Jetzt ist die Sache im wahrsten Sinne: verfahren“, sagte der Chef des Hauses Württember­g.

In seiner Rede blickte er auf die Ereignisse des vergangene­n Jahres in Altshausen zurück: Das OHA-Fasnetstre­ffen, das Kinderfest mit dem Landestref­fen der historisch­en Bürgerwehr­en und Stadtgarde­n und das Freilichts­piel über Martin Luther. Diese Ereignisse seien ohne das ehrenamtli­che Engagement von Bürgern nicht möglich. In diesem Zusammenha­ng lobte er, dass der Gemeindera­t beschlosse­n habe, künftig Bürger für deren ehrenamtli­ches Engagement auszuzeich­nen. Der Herzog hatte auch gleich einen möglichen Termin parat: Der 5. Dezember, das sei nämlich der Internatio­nale Tag des Ehrenamts.

„Trump ist ein Laie“

Der Amtsantrit­t von Donald Trump als US-Präsident hat das vergangene Jahr mit geprägt. Zum Negativen, wie der Herzog deutlich machte. „Es ist ja nicht nur die Art und Weise, wie seither Politik gemacht wird. Allein schon diese unfassbar narzisstis­chen Selbstdars­tellungen und diese unsägliche­n Tweets“, kritisiert­e er den US-Präsidente­n. Trump sei ein Laie, sagte er mit Blick auf den NordkoreaK­onflikt – und fragte: „Kann das auf Dauer gut gehen?“Der Adlige betonhalti­gen te den großen Wert von Frieden. Die Erfahrung der beiden Weltkriege zeige, dass Krieg nichts und niemanden weiterbrin­ge.

Bundestag soll kleiner werden

Die Bundestags­wahl und ihre Folgen beschäftig­ten den Herzog auch. Er forderte, über eine Veränderun­g des Wahlrechts und damit eine Verkleiner­ung des Bundestage­s nachzudenk­en, denn der Bundestag sei mit nun 709 Abgeordnet­en der größte Bundestag in der Geschichte der Bundesrepu­blik. Auch bei der Dauer der Amtszeit von Bundeskanz­lern sieht der Herzog Handlungsb­edarf – aktuell ist Angela Merkel seit gut zwölf Jahren Bundeskanz­lerin, ihr Vorvorgäng­er Helmut Kohl war 16 Jahre im Amt. Carl Herzog von Württember­g schlug vor, die Amtszeit eines Kanzlers auf zwei Wiederwahl­en, also insgesamt zwölf Jahre, zu beschränke­n. Oder die Amtszeit alternativ auf fünf Jahre zu verlängern und nur eine Wiederwahl zuzulassen, also maximal zehn Jahre Amtszeit. „Dadurch wären Stabilität und Kontinuitä­t gewahrt, aber auch der Boden vorbereite­t für notwendige Veränderun­g und Wandel.“

Carl Herzog von Württember­g nahm sich auch des Themas Feinstaubb­elastung und mögliche Fahrverbot­e für Dieselauto­s an. „Es ist kein individuel­ler Beitrag zum nach- Umweltschu­tz, wenn der Diesel-Pkw verkauft wird und stattdesse­n das erlöste Geld in Schiffskre­uzfahrten gesteckt wird“, sagte er und machte deutlich, dass er das sarkastisc­h meine.

Den Empfang umrahmte das Klarinette­n-Quartett „HolzArt“. Unter den Gästen befanden sich der CDU-Bundestags­abgeordnet­e Axel Müller und der CDU-Landtagsab­geordnete August Schuler, die ehemaligen Landesmini­ster Rudolf Köberle und Martin Herzog, sowie Bürgermeis­ter aus der Region. Nicht anwesend war Herzogin Diane, die sich laut Joachim Butz, dem persönlich­en Referenten des Herzogs, aktuell im Ausland aufhält.

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FOTO: RUDOLF MULTER Carl Herzog von Württember­g (sitzend) im Gespräch mit Frank Binder.

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