Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Wie eine Schachtel Pralinen
Weiterhin lassen es die Ravensburg Towerstars in der DEL 2 an Konstanz vermissen
In dem großartigen Film „Forrest Gump“, mit dem ebenso großartigen Tom Hanks in der Hauptrolle, fällt dieser eine zentrale Satz: „Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen – man weiß nie, was man bekommt.“Ganz ähnlich müssen sich diejenigen fühlen, die regelmäßig zu den Ravensburg Towerstars in die Eissporthalle gehen. Die Mannschaft von Trainer Jiri Ehrenberger ist in dieser Saison vor allem unberechenbar, zwar nie langweilig, dafür aber auch so wenig konstant, dass es im Moment nicht zu mehr als Platz sieben reicht. Und das kann nicht der Anspruch eines Teams sein, das immer wieder vom Gegner als eines der besten der Liga bezeichnet wird.
Das Spiel gegen die Heilbronner Falken lieferte am Sonntagabend wieder einmal ein wunderbares Beispiel dafür, worauf sich Zuschauer verlassen können: auf nichts. Die Towerstars hatten zuvor eine perfekte Woche erlebt, drei Spiele gewonnen, danach sogar endlich mal ein paar Tage frei gehabt – angesichts der dünnen Personaldecke ein echter Segen – und dann das: Ausgeruht ließen sich die Ravensburger nach 17 Sekunden das erste Gegentor einschenken. Ob der vor dem Tor postierte Heilbronner Justin Kirsch noch knapp dran war, oder der Schuss von Jordan Heywood direkt ins Tor traf – geschenkt. Dem völlig unnötigen Rückstand jagten sie danach das halbe Spiel hinterher.
Die Ravensburger starteten also mit einer dicken Hypothek in eine Partie, die bestens dazu geeignet war, mal so etwas wie Gewissheit herzustellen. Nämlich in der Hinsicht, dass diese Saison im letzten Drittel der Hauptrunde eine gute werden kann. Überraschend war Ehrenbergers Erklärung für das frühe Gegentor: „Wir haben am Anfang nicht unbedingt den Spielrhythmus gehabt.“Der Satz mutet etwas seltsam an aus dem Mund eines Trainers, der zuvor wochenlang auf die hohe Belastung für den recht dünnen Kader verwiesen hatte – und dem deshalb die Pause gerade recht gekommen sein muss.
Positiv werten darf Ehrenberger die Verpflichtung des Kanadiers Justin Buzzeo unter der Woche. Mit seinen drei Toren hielt der aus Graz gekommene Außenstürmer die Hoffnungen der Towerstars im zweiten Drittel am Leben. „Er soll so weitermachen“, lobte Ehrenberger Buzzeo für seinen tollen Einstand. Der wäre sogar noch ein bisschen toller ausgefallen, wenn er im Schlussdrittel aus aussichtsreicher Position geschossen hätte, anstatt etwas schlampig auf Arturs Kruminsch abzuspielen. Ein Vorwurf ist ihm aber nicht zu machen. Für einen Neuzugang war dieses erste Spiel nahe am Maximum dessen, was sich ein Trainer von ihm wünschen kann. Carter Proft ist Sahneauftritte noch schuldig
Von Carter Proft lässt sich das nicht behaupten. Die unscheinbaren Auftritte des vor Weihnachten aus Wolfsburg geholten Stürmers überwiegen im Moment immer noch bei Weitem diejenigen, in denen er sich als eine echte Verstärkung präsentierte. Gegen Heilbronn war wieder wenig vom Kanadier zu sehen. Doch womöglich hat Proft sich seine Sahneauftritte ja für die entscheidenden Spiele gegen Saisonende aufgehoben, die noch ausstehen.
Der am Freitag mit einem Probevertrag ausgestattete Deutsch-Tscheche Martin Kokes stand gegen Heilbronn noch nicht im Kader. Abzüglich der verletzten Spieler ist er der sechste gelernte Verteidiger – neben Thomas Supis, Sören Sturm, Kilian
Keller, Maximilian Kolb und Lukas Slavetinsky. Vielleicht wäre mit dieser Option daran zu denken, Kapitän
Vincenz Mayer auch mal wieder offensiv einzusetzen. Wobei die Offensive nicht der Bereich ist, in dem die Towerstars hinter der Liga-Konkurrenz zurückstehen. Vielmehr weiß Ehrenberger, dass er eine der treffsichersten Mannschaften hat, die jetzt auch noch durch Buzzeo verstärkt wird.
„Wir müssen nächstes Wochenende ein bisschen besser ins Spiel starten“, gab Coach Ehrenberger nach der Niederlage gegen Heilbronn vor. Am Freitag sind die Towerstars bei den Tölzer Löwen zu Gast, am Sonntag kommt der ESV Kaufbeuren zum brisanten und immens wichtigen Derby nach Ravensburg. Weil in dieser sehr ausgeglichenen Liga gilt, dass eigentlich jeder jeden schlagen kann, dürfen die Towerstars-Fans davon ausgehen, dass es wieder sein wird wie mit einer Schachtel Pralinen: Man weiß nie, was man bekommt.