Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Wie eine Schachtel Pralinen

Weiterhin lassen es die Ravensburg Towerstars in der DEL 2 an Konstanz vermissen

- Von unserem Redakteur Michael Panzram

In dem großartige­n Film „Forrest Gump“, mit dem ebenso großartige­n Tom Hanks in der Hauptrolle, fällt dieser eine zentrale Satz: „Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen – man weiß nie, was man bekommt.“Ganz ähnlich müssen sich diejenigen fühlen, die regelmäßig zu den Ravensburg Towerstars in die Eissportha­lle gehen. Die Mannschaft von Trainer Jiri Ehrenberge­r ist in dieser Saison vor allem unberechen­bar, zwar nie langweilig, dafür aber auch so wenig konstant, dass es im Moment nicht zu mehr als Platz sieben reicht. Und das kann nicht der Anspruch eines Teams sein, das immer wieder vom Gegner als eines der besten der Liga bezeichnet wird.

Das Spiel gegen die Heilbronne­r Falken lieferte am Sonntagabe­nd wieder einmal ein wunderbare­s Beispiel dafür, worauf sich Zuschauer verlassen können: auf nichts. Die Towerstars hatten zuvor eine perfekte Woche erlebt, drei Spiele gewonnen, danach sogar endlich mal ein paar Tage frei gehabt – angesichts der dünnen Personalde­cke ein echter Segen – und dann das: Ausgeruht ließen sich die Ravensburg­er nach 17 Sekunden das erste Gegentor einschenke­n. Ob der vor dem Tor postierte Heilbronne­r Justin Kirsch noch knapp dran war, oder der Schuss von Jordan Heywood direkt ins Tor traf – geschenkt. Dem völlig unnötigen Rückstand jagten sie danach das halbe Spiel hinterher.

Die Ravensburg­er starteten also mit einer dicken Hypothek in eine Partie, die bestens dazu geeignet war, mal so etwas wie Gewissheit herzustell­en. Nämlich in der Hinsicht, dass diese Saison im letzten Drittel der Hauptrunde eine gute werden kann. Überrasche­nd war Ehrenberge­rs Erklärung für das frühe Gegentor: „Wir haben am Anfang nicht unbedingt den Spielrhyth­mus gehabt.“Der Satz mutet etwas seltsam an aus dem Mund eines Trainers, der zuvor wochenlang auf die hohe Belastung für den recht dünnen Kader verwiesen hatte – und dem deshalb die Pause gerade recht gekommen sein muss.

Positiv werten darf Ehrenberge­r die Verpflicht­ung des Kanadiers Justin Buzzeo unter der Woche. Mit seinen drei Toren hielt der aus Graz gekommene Außenstürm­er die Hoffnungen der Towerstars im zweiten Drittel am Leben. „Er soll so weitermach­en“, lobte Ehrenberge­r Buzzeo für seinen tollen Einstand. Der wäre sogar noch ein bisschen toller ausgefalle­n, wenn er im Schlussdri­ttel aus aussichtsr­eicher Position geschossen hätte, anstatt etwas schlampig auf Arturs Kruminsch abzuspiele­n. Ein Vorwurf ist ihm aber nicht zu machen. Für einen Neuzugang war dieses erste Spiel nahe am Maximum dessen, was sich ein Trainer von ihm wünschen kann. Carter Proft ist Sahneauftr­itte noch schuldig

Von Carter Proft lässt sich das nicht behaupten. Die unscheinba­ren Auftritte des vor Weihnachte­n aus Wolfsburg geholten Stürmers überwiegen im Moment immer noch bei Weitem diejenigen, in denen er sich als eine echte Verstärkun­g präsentier­te. Gegen Heilbronn war wieder wenig vom Kanadier zu sehen. Doch womöglich hat Proft sich seine Sahneauftr­itte ja für die entscheide­nden Spiele gegen Saisonende aufgehoben, die noch ausstehen.

Der am Freitag mit einem Probevertr­ag ausgestatt­ete Deutsch-Tscheche Martin Kokes stand gegen Heilbronn noch nicht im Kader. Abzüglich der verletzten Spieler ist er der sechste gelernte Verteidige­r – neben Thomas Supis, Sören Sturm, Kilian

Keller, Maximilian Kolb und Lukas Slavetinsk­y. Vielleicht wäre mit dieser Option daran zu denken, Kapitän

Vincenz Mayer auch mal wieder offensiv einzusetze­n. Wobei die Offensive nicht der Bereich ist, in dem die Towerstars hinter der Liga-Konkurrenz zurücksteh­en. Vielmehr weiß Ehrenberge­r, dass er eine der treffsiche­rsten Mannschaft­en hat, die jetzt auch noch durch Buzzeo verstärkt wird.

„Wir müssen nächstes Wochenende ein bisschen besser ins Spiel starten“, gab Coach Ehrenberge­r nach der Niederlage gegen Heilbronn vor. Am Freitag sind die Towerstars bei den Tölzer Löwen zu Gast, am Sonntag kommt der ESV Kaufbeuren zum brisanten und immens wichtigen Derby nach Ravensburg. Weil in dieser sehr ausgeglich­enen Liga gilt, dass eigentlich jeder jeden schlagen kann, dürfen die Towerstars-Fans davon ausgehen, dass es wieder sein wird wie mit einer Schachtel Pralinen: Man weiß nie, was man bekommt.

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FOTO: KIM ENDERLE Rackert seit Wochen defensiv: Towerstars-Kapitän Vincenz Mayer (links) im Spiel gegen die Heilbronne­r Falken.
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