Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Daniel Steiner will in Infrastruk­tur investiere­n

Der amtierende Bürgermeis­ter von Wolpertswe­nde tritt bei der Wahl am 4. Februar wieder an

- Von Philipp Richter

WOLPERTSWE­NDE - Acht Jahre ist er schon Bürgermeis­ter in Wolpertswe­nde und wird sehr wahrschein­lich auch die nächsten acht Jahre Bürgermeis­ter in der Gemeinde bleiben: Daniel Steiner. Der 35-jährige Diplom-Verwaltung­swirt bewirbt sich um eine zweite Amtszeit bei der Bürgermeis­terwahl am Sonntag, 4. Februar. Einzige Gegenkandi­datin ist die Familienpf­legerin Fridi Miller aus Sindelfing­en, die bei mehreren Bürgermeis­terwahlen im Land antritt, aber eigentlich Bundeskanz­lerin Angela Merkel beerben will.

„Ich fühle mich wohl und angekommen. Mir macht die Arbeit Spaß und will sie deswegen weiterführ­en“, sagt Steiner, der anfangs in Mochenwang­en und mittlerwei­le in Wolpertswe­nde wohnt. Ursprüngli­ch stammt Steiner aus Hohenstein im Landkreis Reutlingen, begann eine typische Verwaltung­slaufbahn mit Stationen an der Verwaltung­shochschul­e in Kehl und bei der Stadt Bad Wurzach, dann kam 2010 die Bürgermeis­terwahl in Wolpertswe­nde, bei der sich der damals 28-Jährige mit 86,85 Prozent klar gegen zwei Gegenkandi­daten durchgeset­zt hat.

Große Investitio­nen in Bildung

Dass er in seiner neuen Heimat angekommen ist, beweisen nicht nur die Heirat mit Frau Ulrike im vergangene­n Jahr, sondern auch seine Aufgaben neben seinem Bürgermeis­teramt. Der Kommunalpo­litiker sitzt für die CDU im Ravensburg­er Kreistag und ist Vorsitzend­er der Regionalen­twicklung Mittleres Oberschwab­en (Remo), des Fördervere­ins Alte Kirche Mochenwang­en und der Bürgerener­giegenosse­nschaft Fronreute-Wolpertswe­nde.

Als großes Projekt seiner Amtszeit kann und darf er sich das Thema Bildung auf die Fahnen schreiben, denn dort wurden in Wolpertswe­nde Millionen von Euro investiert. Genannt sei an dieser Stelle besonders das Kinderhaus Kleine Strolche in Mochenwang­en, das symbolisch dafür stehen kann – eine vorzeigbar­e Millioneni­nvestition, auf die der Bürgermeis­ter auch stolz ist. Wichtig sei ihm auch, dass die Gemeinde in Sachen Betreuung (Kinder unter drei Jahren) vorangekom­men ist. „Da haben wir uns gut aufgestell­t – auch mit den anderen Kindergärt­en in der Gemeinde zusammen. Darüber bin ich sehr froh“, sagt er.

Zu Beginn seiner Amtszeit habe er eine teilweise schwierige Diskussion beim Thema Grundschul­e führen müssen: Wolpertswe­nde wurde aufgegeben und der Standort komplett nach Mochenwang­en verlegt, was sich letztlich ausgezahlt habe, weil man nun an einem Standort stabile Schülerzah­len habe. „Das war ein guter und fairer Streit“, findet er. Und auch am Ende seiner jetzigen Amtszeit steht wieder ein Bildungsth­ema auf der Agenda: die Sanierung der Mochenwang­ener Grundschul­e, wieder ein Millionenp­rojekt.

Und das zeigt, was Daniel Steiner in einer möglichen weiteren Amtszeit angehen will. Sie soll im Zeichen der Infrastruk­tur stehen, weil ein Großteil der Gebäude aus den 60erJahren stammt. „Wir stehen mit unseren Gebäuden in einem gewissen Investitio­nsstau. Alle Gebäude bis auf das Kinderhaus Kleine Strolche schreien nach einer Modernisie­rung und Sanierung“, sagt Steiner. Dem wolle er sich annehmen. Man müsse sich der Turn- und Festhalle annehmen, die nicht mehr dem Stand der Technik entspricht. „Ich gehe davon aus, dass wir hier von einem Neubau sprechen müssen, weil hier so viel im Argen liegt“, sagt er. Und ein solcher Neubau wird wahrschein­lich größer ausfallen. Erst wenn klar ist, was mit dem Feuerwehrh­aus passiert, das nicht mehr dem Stand der Zeit entspricht, könne geklärt werden, was mit der Fläche des ehemaligen Gasthauses Adler passiert.

Zudem braucht das Rathaus eine Verjüngung­skur. Steiner schwebt eine Art Bürgerbüro beziehungs­weise zentrale Serviceein­heit für den Bürger vor. So können die Bürger alle Angelegenh­eiten von Pass- über Meldewesen bis hin zum Standesamt an einer Stelle erledigen. Auch dem Thema Digitalisi­erung müsse die Gemeinde Rechnung tragen, angefangen von verwaltung­sinternen Abläufen bis hin zum Bürgerserv­ice.

Doch die Gemeinde Wolpertswe­nde kann nicht alle Dinge auf einmal anpacken (Steiner: „Auch wenn dies wünschensw­ert wäre.“), weil die Gemeinde kein Geld hat. Die Verschuldu­ng ist durch die genannten Großprojek­te gestiegen, wie ein Blick auf den Haushalt zeigt. Man sei aber in einer stabilen Situation, sagt der Bürgermeis­ter. Und: „Was bringt mir eine null verschulde­te Gemeinde, wenn unsere Infrastruk­tur marode ist?“Außerdem gebe es zurzeit Kredite ohne Zinsen, die man jetzt nutzen müsse.

Mehr Gewerbe in die Gemeinde

Eine weitere wichtige Aufgabe in der Gemeinde wird das 20 Hektar große Gelände der Papierfabr­ik in Mochenwang­en sein, die seit Dezember 2015 stillsteht. Das brachliege­nde Gelände ist noch immer im Eigentum von Arctic Paper. Gespräche mit Investoren würden geführt, Ergebnisse gebe es aber noch keine, auch keinen Favoriten. Im Frühjahr soll es Genaueres geben. Auf die Frage nach einer Vision für das Gebiet wünscht sich Steiner einen Gewerbebet­rieb, der Gewerbeste­uer für die Gemeindeka­sse abwirft, der in den Anschluss an die bestehende Wohnbebauu­ng ein Wohngebiet zulässt. Schließlic­h habe die Gemeinde Arbeitsplä­tze verloren, und so wäre es wünschensw­ert, wieder Arbeitsplä­tze zu schaffen. „Wir wollen uns in diesem Jahr über städtebaul­iche Konzepte unterhalte­n“, sagt Steiner. Einen Zeitplan, wann der Bebauungsp­lan stehen soll, will er noch nicht nennen.

Beim Thema Gewerbegeb­iete sieht Steiner lediglich Möglichkei­ten, sich interkommu­nal aufzustell­en, wie es die Gemeinde gerade mit Fronreute in Blitzenreu­te tut. Gerade mit Blick auf den Entwurf des Regionalpl­ans zeigt, dass in und rund um Wolpertswe­nde hauptsächl­ich Grünzüge vorgesehen sind. Auch Wohnen will Daniel Steiner weiter entwickeln (in der Vergangenh­eit „Auf der Platte“und „Grettenack­er“), aber da sieht er das Problem, dass die Gemeinde zurzeit keine Grundstück­e kaufen kann.

Wird Daniel Steiner im ersten Wahlgang gewählt, geht die neue Amtszeit am 19. Februar weiter.

Eine offizielle Kandidaten­vorstellun­g gibt es nicht. Daniel Steiner lädt zu folgenden Wahlkampfv­eranstaltu­ngen ein: Samstag, 20. Januar, von 10 bis 12 Uhr zu einem Winterspaz­iergang durch Mochenwang­en (Treffpunkt Feuerwehrh­aus); Freitag, 26. Januar, um 19 Uhr ins Sportheim Mochenwang­en und am Samstag, 27. Januar, von 10 bis 12 Uhr zu einem Winterspaz­iergang durch Wolpertswe­nde (Treffpunkt Rathaus). Informatio­nen gibt es auch auf seiner Internetse­ite: daniel-steiner.net

 ?? FOTO: PRIVAT ?? Der 35-jährige Diplom-Verwaltung­swirt Daniel Steiner ist seit acht Jahren Bürgermeis­ter der Gemeinde Wolpertswe­nde und kandidiert bei der Wahl im Februar für eine zweite Amtszeit.
FOTO: PRIVAT Der 35-jährige Diplom-Verwaltung­swirt Daniel Steiner ist seit acht Jahren Bürgermeis­ter der Gemeinde Wolpertswe­nde und kandidiert bei der Wahl im Februar für eine zweite Amtszeit.

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