Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Wir haben so lange gekämpft“
Entscheidung gegen sportlichen Auf- und Abstieg zwischen DEL und DEL 2 sorgt für Enttäuschung in Ravensburg
RAVENSBURG – Bei den Ravensburg Towerstars ist auch einen Tag nach der Entscheidung des Schiedsgerichts gegen einen sportlichen Aufund Abstieg zwischen DEL und DEL 2 die Enttäuschung groß. Towerstars-Geschäftsführer Rainer Schan hält sich zwar mit scharfen Aussagen zurück und verweist auf den kommenden Montag, wenn sich die Geschäftsführer aller DEL-2Clubs in Frankfurt treffen, um ihr weiteres Vorgehen zu besprechen – seinen Frust kann er jedoch nicht wirklich verbergen.
Als am Donnerstagabend die Pressemitteilung der Deutschen Eishockeyliga veröffentlicht wurde, nach der klar war, dass weiterhin kein sportlicher Ab- und Aufstieg zwischen DEL und DEL 2 möglich sein wird, machte Rainer Schan das, was vielen anderen Menschen in solch einer Situation gut zu Gesicht stünde: Er schnaufte tief durch, verkniff sich einen von seinen Emotionen geleiteten Kommentar und bat darum, eine Nacht darüber schlafen zu dürfen.
Am Freitag nun blieb Schan bei der Haltung, die er im ersten Moment eingenommen hatte. Er biss sich mehr oder weniger auf die Zunge, unterließ eine harte Aussage in Richtung der DEL und schaute nach vorn. Das heißt nicht, dass er allzu positiv in die Zukunft blickte, jedoch zumindest bis kommenden Montag. Diesen Tag will Schan abwarten, um zu bewerten, was tatsächlich davon zu halten ist, was das von DEL und DEL 2 eingesetzte Schiedsgericht da entschieden hat.
Schan: „Leider sind wir nicht belohnt worden“
So ganz ohne Wertung wollte Schan den Freitag aber nicht verstreichen lassen. Er sprach von der Hoffnung, die nicht nur er bei den Towerstars gehabt habe, weil sich das Schiedsgericht lange Zeit für sein Urteil gelassen hatte, bis es ein Ergebnis verkündete. „Leider sind wir nicht belohnt worden“, sagt Schan. Schon wieder, hätte er noch anfügen können.
Seit mehr als zehn Jahren gibt es keine sportliche Möglichkeit im deutschen Profieishockey, von der zweiten in die erste Liga aufzusteigen, ein Abstieg von der ersten in die zweite ist ebenfalls nicht möglich. 2011 hatten die Towerstars am eigenen Leib gespürt, was das heißt. Obwohl sie den Titel in der DEL 2 holten, war die anschließende Bewerbung um Aufnahme in der höchsten Spielklasse nicht erfolgreich.
Von der Meisterschaft waren die Ravensburger zuletzt zwar ein gutes Stück entfernt. Dass aber nicht einmal die grundsätzliche Möglichkeit da ist, veranlasste Rainer Schan dazu, von einer „Enttäuschung“zu sprechen. Diese sei „weiterhin da“, auch nach einer Nacht, bekannte er. Dann musste er sich richtig zusammenreißen: „Es fällt mir schwer, nicht etwas zu sagen, was mir auf dem Herzen liegt. Wir haben so lange gekämpft. Ich brauche jetzt sicher ein paar Tage, um mich davon zu erholen.“Am Montag wird er in Frankfurt die anderen DEL-2-Clubgeschäftsführer treffen, zudem den DEL-2-Aufsichtsrat sowie den DEL-2-Geschäftsführer René Rudorisch. Dort wird beraten, wie es weitergehen soll. Die Reaktionen anderer Clubs lassen vermuten, dass das Unverständnis in der Liga nicht einfach verfliegen wird. „Das ist sehr enttäuschend. Im Sport hier in Deutschland gehört Auf- und Abstieg einfach dazu“, sagte etwa Kassel-Huskies-Geschäftsführer Joe Gibbs der Hessischen Niedersächsischen Allgemeinen.
Im Moment sieht es so aus, dass es auch in der Saison 2018/2019 keinen Auf- und Absteiger zwischen den Ligen geben wird. Dies wäre die Folge aus dem Urteil des Schiedsgerichts. Dieses hatte die von den Bietigheim Steelers eingereichten Sicherheitsleistungen als nicht den vereinbarten Voraussetzungen entsprechend zurückgewiesen. Die Steelers – souveräner Tabellenführer in der DEL 2 – sind eines von sechs Teams, die die Lizenz für die DEL beantragt hatten. Dazu notwendig sind unter anderem einerseits ein Stadion, das den geforderten Standards entspricht, andererseits sind Bankbürgschaften nötig. Diese mussten insgesamt fast fünf Millionen Euro umfassen.
Bietigheim Steelers reagieren mit einer langen Stellungnahme
Details dazu waren am Freitag einer langen Stellungnahme der Bietigheim Steelers zu entnehmen. Darin nehmen die Verantwortlichen kein Blatt vor den Mund. Geschäftsführer Volker Schoch und der Aufsichtsratsvorsitzende Gerhard Kaufmann erklärten, dass von ihrer Seite alle Voraussetzungen erfüllt worden seien. Von der DEL abgelehnt werde eine Bürgschaft in Höhe von 15 000 Euro, was 0,3 Prozent der Gesamtsumme entspreche. Für die Ablehnung haben die Steelers-Verantwortlichen kein Verständnis. „Die schriftliche Bewertung dieses Sachverhalts durch das Schiedsgericht zeigt, wie unsensibel, ohne jegliches Fingerspitzengefühl und Nutzung von Ermessenspielräumen, purer Formalismus die Grundlage der Entscheidung ist. Es ist ein Schlag in die Gesichter aller Beteiligten auf Seiten der Clubs. [...] Die Auswirkungen auf unseren geliebten Eishockeysport bleiben völlig unberücksichtigt. Der DEL 2 wird mit dieser Entscheidung jegliche Grundlage genommen. Hier wird gute Arbeit in den Clubs ohne Respekt zunichte gemacht“, schreiben sie in der Stellungnahme unmissverständlich.
Die Clubs der DEL 2 haben laut Schiedsgericht nun noch die Möglichkeit, bis zum 31. März erneut „vertragsgemäße Unterlagen“einzureichen.