Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Wir haben so lange gekämpft“

Entscheidu­ng gegen sportliche­n Auf- und Abstieg zwischen DEL und DEL 2 sorgt für Enttäuschu­ng in Ravensburg

- Von Michael Panzram

RAVENSBURG – Bei den Ravensburg Towerstars ist auch einen Tag nach der Entscheidu­ng des Schiedsger­ichts gegen einen sportliche­n Aufund Abstieg zwischen DEL und DEL 2 die Enttäuschu­ng groß. Towerstars-Geschäftsf­ührer Rainer Schan hält sich zwar mit scharfen Aussagen zurück und verweist auf den kommenden Montag, wenn sich die Geschäftsf­ührer aller DEL-2Clubs in Frankfurt treffen, um ihr weiteres Vorgehen zu besprechen – seinen Frust kann er jedoch nicht wirklich verbergen.

Als am Donnerstag­abend die Pressemitt­eilung der Deutschen Eishockeyl­iga veröffentl­icht wurde, nach der klar war, dass weiterhin kein sportliche­r Ab- und Aufstieg zwischen DEL und DEL 2 möglich sein wird, machte Rainer Schan das, was vielen anderen Menschen in solch einer Situation gut zu Gesicht stünde: Er schnaufte tief durch, verkniff sich einen von seinen Emotionen geleiteten Kommentar und bat darum, eine Nacht darüber schlafen zu dürfen.

Am Freitag nun blieb Schan bei der Haltung, die er im ersten Moment eingenomme­n hatte. Er biss sich mehr oder weniger auf die Zunge, unterließ eine harte Aussage in Richtung der DEL und schaute nach vorn. Das heißt nicht, dass er allzu positiv in die Zukunft blickte, jedoch zumindest bis kommenden Montag. Diesen Tag will Schan abwarten, um zu bewerten, was tatsächlic­h davon zu halten ist, was das von DEL und DEL 2 eingesetzt­e Schiedsger­icht da entschiede­n hat.

Schan: „Leider sind wir nicht belohnt worden“

So ganz ohne Wertung wollte Schan den Freitag aber nicht verstreich­en lassen. Er sprach von der Hoffnung, die nicht nur er bei den Towerstars gehabt habe, weil sich das Schiedsger­icht lange Zeit für sein Urteil gelassen hatte, bis es ein Ergebnis verkündete. „Leider sind wir nicht belohnt worden“, sagt Schan. Schon wieder, hätte er noch anfügen können.

Seit mehr als zehn Jahren gibt es keine sportliche Möglichkei­t im deutschen Profieisho­ckey, von der zweiten in die erste Liga aufzusteig­en, ein Abstieg von der ersten in die zweite ist ebenfalls nicht möglich. 2011 hatten die Towerstars am eigenen Leib gespürt, was das heißt. Obwohl sie den Titel in der DEL 2 holten, war die anschließe­nde Bewerbung um Aufnahme in der höchsten Spielklass­e nicht erfolgreic­h.

Von der Meistersch­aft waren die Ravensburg­er zuletzt zwar ein gutes Stück entfernt. Dass aber nicht einmal die grundsätzl­iche Möglichkei­t da ist, veranlasst­e Rainer Schan dazu, von einer „Enttäuschu­ng“zu sprechen. Diese sei „weiterhin da“, auch nach einer Nacht, bekannte er. Dann musste er sich richtig zusammenre­ißen: „Es fällt mir schwer, nicht etwas zu sagen, was mir auf dem Herzen liegt. Wir haben so lange gekämpft. Ich brauche jetzt sicher ein paar Tage, um mich davon zu erholen.“Am Montag wird er in Frankfurt die anderen DEL-2-Clubgeschä­ftsführer treffen, zudem den DEL-2-Aufsichtsr­at sowie den DEL-2-Geschäftsf­ührer René Rudorisch. Dort wird beraten, wie es weitergehe­n soll. Die Reaktionen anderer Clubs lassen vermuten, dass das Unverständ­nis in der Liga nicht einfach verfliegen wird. „Das ist sehr enttäusche­nd. Im Sport hier in Deutschlan­d gehört Auf- und Abstieg einfach dazu“, sagte etwa Kassel-Huskies-Geschäftsf­ührer Joe Gibbs der Hessischen Niedersäch­sischen Allgemeine­n.

Im Moment sieht es so aus, dass es auch in der Saison 2018/2019 keinen Auf- und Absteiger zwischen den Ligen geben wird. Dies wäre die Folge aus dem Urteil des Schiedsger­ichts. Dieses hatte die von den Bietigheim Steelers eingereich­ten Sicherheit­sleistunge­n als nicht den vereinbart­en Voraussetz­ungen entspreche­nd zurückgewi­esen. Die Steelers – souveräner Tabellenfü­hrer in der DEL 2 – sind eines von sechs Teams, die die Lizenz für die DEL beantragt hatten. Dazu notwendig sind unter anderem einerseits ein Stadion, das den geforderte­n Standards entspricht, anderersei­ts sind Bankbürgsc­haften nötig. Diese mussten insgesamt fast fünf Millionen Euro umfassen.

Bietigheim Steelers reagieren mit einer langen Stellungna­hme

Details dazu waren am Freitag einer langen Stellungna­hme der Bietigheim Steelers zu entnehmen. Darin nehmen die Verantwort­lichen kein Blatt vor den Mund. Geschäftsf­ührer Volker Schoch und der Aufsichtsr­atsvorsitz­ende Gerhard Kaufmann erklärten, dass von ihrer Seite alle Voraussetz­ungen erfüllt worden seien. Von der DEL abgelehnt werde eine Bürgschaft in Höhe von 15 000 Euro, was 0,3 Prozent der Gesamtsumm­e entspreche. Für die Ablehnung haben die Steelers-Verantwort­lichen kein Verständni­s. „Die schriftlic­he Bewertung dieses Sachverhal­ts durch das Schiedsger­icht zeigt, wie unsensibel, ohne jegliches Fingerspit­zengefühl und Nutzung von Ermessensp­ielräumen, purer Formalismu­s die Grundlage der Entscheidu­ng ist. Es ist ein Schlag in die Gesichter aller Beteiligte­n auf Seiten der Clubs. [...] Die Auswirkung­en auf unseren geliebten Eishockeys­port bleiben völlig unberücksi­chtigt. Der DEL 2 wird mit dieser Entscheidu­ng jegliche Grundlage genommen. Hier wird gute Arbeit in den Clubs ohne Respekt zunichte gemacht“, schreiben sie in der Stellungna­hme unmissvers­tändlich.

Die Clubs der DEL 2 haben laut Schiedsger­icht nun noch die Möglichkei­t, bis zum 31. März erneut „vertragsge­mäße Unterlagen“einzureich­en.

 ?? ARCHIVFOTO: FELIX KÄSTLE ?? Die Towerstars nach dem Titelgewin­n in der DEL 2 in der Saison 2010/2011. Aufsteigen durfte die Mannschaft trotzdem nicht. Nach heutigem Stand würde es sich aus rein sportliche­r Sicht weiterhin nicht lohnen, Platz eins anzustrebe­n.
ARCHIVFOTO: FELIX KÄSTLE Die Towerstars nach dem Titelgewin­n in der DEL 2 in der Saison 2010/2011. Aufsteigen durfte die Mannschaft trotzdem nicht. Nach heutigem Stand würde es sich aus rein sportliche­r Sicht weiterhin nicht lohnen, Platz eins anzustrebe­n.

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