Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Mehr als nur Skifahren
Der Skiverein Welfen Weingarten wurde 70 Jahre alt – Ein Blick in die Geschichte
WEINGARTEN - Der Skiverein Welfen e.V. Weingarten hat im vergangenen Jahr sein 70-jähriges Bestehen gefeiert. Doch genau genommen liegen seine Ursprünge schon im Jahr 1924. Damals schlossen sich von der Ski- und Bergwelt begeisterte Weingartener zum „Schneeschuhverein Weingarten“zusammen. Unter dem heutigen Namen „Skiverein Welfen Weingarten“existiert der Verein seit 1973. Welche Entwicklungen und Highlights die Vereinsgeschichte prägten: ein Blick in die Vergangenheit und Gegenwart.
Schneereiche und unbeschwerte Jahre konnte der „Schneeschuhverein Weingarten" erleben, bis es im Jahr 1938 zum Verbot durch die NSRegierung kam. Zusammen mit anderen Sportvereinen in Weingarten fand sich der Verein im „Nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesübungen" wieder. Nach dem Zweiten Weltkrieg kommt es dann zum Großverein „Sportfreunde Weingarten", ein Zusammenschluss aller Sportvereine in Weingarten. Größter Verein damals: der Turnverein. Bei den Sportfreunden gab es aber auch wieder einige Schneebegeisterte, die sich am 1. Dezember 1947 zu einer Skiabteilung zusammenfanden. Nicht nur im Winter, sondern auch im Sommer gab es ab diesem Zeitpunkt erste gemeinsame Ausflüge mit dem Bus, 13 Skiausfahrten allein in der Saison 1948/1949. Werner Albert und Hubert Metzler sind zwei dieser Sportfreunde und damit Gründungsmitglieder des Vereins, auch wenn dieser erst 1949 offiziell zum „Skiverein Weingarten“wurde.
1955 spalten sich die „jungen Wilden" ab
Sechs Jahre nach der Gründung gab es dann plötzlich zwei Skivereine. Was war passiert? „Über 40 junge Skifahrer trennten sich 1955 vom bestehenden Verein ab, gründeten den Skiclub Welfen Weingarten. Sie wollten den Sontheimer Hang am Beginn vom Lauratal als Slalomhang ausbauen", erzählt Klaus-Peter Schrempf, seit 2006 erster Vorsitzender des Vereins. „Die ehrgeizigen Pläne und der Drang zum Wettbewerb war den damals sehr konservativen Vorständen zu viel", ergänzt sein Vereinskollege Reinhold Scheuerer. Das Problem: Die „jungen Wilden" hatten bereits ohne Absprache mit ihren Planungen begonnen, die älteren Mitglieder waren entsprechend verärgert. Es dauerte ganze 18 Jahre, bis aus zwei Vereinen der bis heute existierende „Skiverein Welfen Weingarten" wurde. Eine wichtige Rolle dabei spielten die Freundschaften dieser neuen jungen Skigeneration. Freundschaften, die durch die Schule, aber auch durch die gemeinsamen Erlebnisse auf den Hütten der beiden Vereine entstanden waren. „Auf die Fusion gedrängt haben nicht nur die jungen Skifahrer. Einen großen Anteil daran hatte damals auch Anton Wallemann, Vorsitzender von 1956 bis 1979", so Schrempf.
Gerade die Hütten haben für den Verein bis heute eine besondere Bedeutung. Vielen Weingartenern bekannt ist das Zundelbacher Lindele. Von 1928 bis in die 1960er-Jahre trafen sich die Mitglieder hier zum gemeinsamen Sportmachen: Vor allem der Jugendskitag war für zehn Jahre ein Highlight der Saison. Ein beliebtes Wanderziel in der Umgebung war und ist das Lindele geblieben. Bereiten sich heute zahlreiche Mitglieder mit Skigymnastik auf die Wintersaison vor, waren es von 1956 bis 1964 Werbefilme von neuen Skigebieten, die zur Einstimmung dienten. „Die Filme wurden immer vor Weihnachten in der Stadthalle gezeigt, für 1 DM", erzählt
Scheuerer.
Besonders gern erinnern sich Schrempf und Scheuerer an die Skilager auf der Hütte Dünserberg in Vorarlberg, damals beide Teenager mit 16 beziehungsweise 18 Jahren. „Da sind viele Freundschaften entstanden, man konnte mit Mädels das erste Mal ungestört 'busieren'", erzählt Scheuerer grinsend. Vom Verein im Jahr 1964 gepachtet und umgebaut, werde sie heute vor allem von Gästegruppen, die nicht Vereinsmitglieder sind, genutzt. Im Mittelpunkt der Vereinsaktivitäten steht seit Ende der 1970er-Jahre die vereinseigene Hütte Schönhof im Skigebiet Golm/Montafon. „Der Verein hat sich da ein Juwel geschaffen. Neben den Hüttenfreizeiten finden hier immer unsere Stadtmeisterschaften statt. Und natürlich wird die Hütte auch im Sommer von organisierten Gruppen genutzt. An den Wochenenden, egal ob Sommer oder Winter, ist die Selbstversorger-Hütte ausgebucht", sagt Schrempf.
Ideale Bedingungen bietet das Skigebiet im Montafon auch für die Kurse der DSV-Ski- und Snowboardschule des Vereins. Schrempf: „Uwe Krezdorn engagiert sich als Skischulleiter sehr." Derzeit sind im Verein rund 1100 Mitglieder, im Skibereich 930, aktiv. „Wir sind froh um die vielen ehrenamtlichen Mitglieder, die den Verein unterstützen. Und wir sind ständig um Nachwuchs bemüht", sagt Scheuerer.
„Der Verein hat sich da ein Juwel geschaffen (...) die Hütte ist immer ausgebucht", sagt Schrempf über die vereinseigene Hütte Schönhof im Skigebiet Golm/Montafon.
Nicht nur Wintersport spielt im Verein eine Rolle
Neben den Skikursen gehören Tagesausfahrten und mehrtägige Ausflüge in beliebte Skigebiete zum Angebot. Auch Langlauf betreiben interessierte Mitglieder.
Der Skiverein bietet aber viel mehr als Wintersport: Nach und nach kamen andere Sportarten hinzu. Los ging es 1960 mit Gymnastikabenden. „Aus dem Vereinsgedanken sind wohl die verschiedenen Abteilungen entstanden", sagt Schrempf. Und so können sich die Vereinsmitglieder mittlerweile das ganze Jahr über bei Tischtennis, Radsport, Skigymnastik, Volleyball oder Nordic Walking auspowern.
Bei allem sportlichen Ehrgeiz: Vor allem die Gemeinschaft und Freundschaften der Mitglieder, die teilweise schon über 40 Jahre miteinander Sport treiben, ist das, was den Verein ausmacht, so Schrempf und Scheuerer.