Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Londoner Geigerin bringt Glamour nach Ravensburg
Natascha Sachsenmeier tritt heute zusammen mit Pianistin Cristina Marton in der Vesperkirche auf
RAVENSBURG - Auf den ersten Blick haben Mathematik, Philosophie und Musik nicht wirklich etwas gemeinsam. Allerdings gibt es eine Person, die das scheinbar Gegensätzliche vereint: die Violinistin Natascha Sachsenmeier (29) aus London. Wie es sich anhört, wenn Musik auf mathematische Struktur und philosophischen Ausdruck trifft, präsentiert die international gefragte Musikerin heute bei einem Klassikkonzert in der Ravensburger Vesperkirche.
Natascha Sachsenmeier, deren Onkel in Ravensburg lebt, spricht fließend Englisch, Deutsch und Französisch. Gelernt hat sie das als Schülerin an der Europäischen Schule in Oxford. Nach ihrem Abitur ist die Britin mit deutschen, südafrikanischen und indischen Wurzeln an die Royal Academy of Music in London gewechselt. Dort wollte sie ihre Leidenschaft für Musik – insbesondere für das Geigespielen – ausleben.
Bereits im Alter von fünf Jahren hat Sachsenmeier damit begonnen, Klavier zu spielen. Unterrichtet wurde sie von ihrer Mutter. „Mein musikalisches Talent wurde früh gefördert“, erzählt Natascha Sachsenmeier. Mit sechs Jahren kam die Violine dazu – und blieb. Das Streichinstrument ist bis heute der ständige Begleiter der jungen Frau.
Nach zwei Jahren an der Musikakademie entschied sich Natascha Sachsenmeier für ein Mathematikund Philosophiestudium an der Universität in Cambridge. Die Musik verfolgte sie in dieser Zeit trotzdem weiter – unter anderem als Konzertmeisterin des Cambridge Symphony Orchestra.
Als der Bachelorabschluss in der Tasche war, zog es Natascha Sachsenmeier zurück nach London an die Royal Academy of Music. Dort machte sie ihren Master in Violine. In den Jahren danach baute sie sich eine Karriere als Berufsmusikerin auf. „Musik zu machen war immer das Ziel“, beschreibt die 29-Jährige ihren Lebenstraum.
Der Mathematik und Philosophie hat sie dennoch nicht den Rücken gekehrt. Im Gegenteil: Die beiden Wissenschaften spielen in ihrem Leben nach wie vor eine Rolle. „Es gibt viele Anknüpfungspunkte zwischen Musik, Mathe und Philosophie“, erklärt die Londonerin. „Ihnen allen liegt eine gewisse Klarheit, Schönheit, Ästhetik und Analytik zugrunde.“Das korrekte und strukturierte – sozusagen mathematische – Spielen ist Sachsenmeier zufolge das Handwerkszeug eines Musikers, also die Pflicht. Das Interpretieren und Sichausdrücken – das philosophische Element– sei wiederum die Kür.
Internationale Erfahrung
Pflicht und Kür beherrscht Sachsenmeier gleichermaßen. Zu ihren Engagements gehören Soloauftritte ebenso wie Kammerspiel und Orchester. Als Solistin erschien sie in öffentlichen Meisterklassen mit Musikern wie Ivry Gitlis, Vadim Repin und Viktor Tretyakov. Darüber hinaus ist sie bei internationalen Festivals in Europa und den USA aufgetreten – und hat die Mendelssohn-, Bruch-, Tchaikowsky-, Khachaturiansowie sämtliche Bachkonzerte gespielt. Im Rahmen der Kammermusik ist die Geigerin in großen prestigeträchtigen Konzertsälen wie der Conway Hall, der Duke’s Hall und dem Barbican auf der Bühne gestanden. Soloauftritte sind in diesem Jahr in China und Südafrika geplant. Auf ihrem Erfolg ruht sich Natascha Sachsenmeier aber nicht aus. „Als Musikerin bin ich immer auf der Suche nach Perfektion“, beschreibt sie. „Und das Schöne ist: Man wird mit der Zeit besser und es ist eine künstlerische Entwicklung erkennbar.“
An der Musik liebt die Violinistin besonders, dass diese so selbstlos sei. Deshalb passe sie laut Sachsenmeier auch gut zur Idee der Vesperkirche: „Beide sind für die Menschen da und geben ihnen etwas, ohne fordernd zu sein.“
Das Klassikkonzert von Natascha Sachsenmeier (Geige) und Cristina Marton (Klavier) beginnt heute, Freitag, um 19 Uhr in der Evangelischen Stadtkirche in Ravensburg. Zu Gehör gebracht werden große romantische Sonaten und virtuose Stücke. Der Eintritt ist frei. Um Spenden wird gebeten. Alle Berichte rund um die Vesperkirche finden Sie gesammelt im Internet unter
„Als Musikerin bin ich immer auf der Suche nach Perfektion“. Natascha Sachsenmeier