Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Wilder Weingarten­er Wald

Auch in der Welfenstad­t wird gejagt – Allerdings gibt es wegen der vielen Freizeitak­tivitäten kaum großes Wild

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Weingarten ist ja für vieles bekannt, aber sicherlich nicht für die Jagd. Doch was viele nicht wissen: Auch in Weingarten wird gejagt, es gibt gar eine Jagdgenoss­enschaft mit rund 100 Mitglieder­n. Und auch das Jagdgebiet ist gar nicht so klein, wie man bei der engen Gemarkung erwarten könnte. Und dennoch ist der Tierbestan­d, und damit auch die vereinbart­e Abschussqu­ote, sehr gering. Hauptgrund dafür: der Mensch und seine vielen Freizeitak­tivitäten.

Denn auch wenn sich das Jagdrevier bei einer Fläche von 1040 Hektar eigentlich über das gesamte Stadtgebie­t erstreckt, so wird natürlich nur in den Wäldern rund um Nessenrebe­n gejagt. Zusammen mit Wiesen und Freifläche­n kommt man in Weingarten, laut Stadtverwa­ltung, auf eine bejagbare Fläche, also dort, wo tatsächlic­h gejagt werden kann, auf knapp 420 Hektar. Zwar gibt es in anderen Kommunen im Landkreis deutlich mehr Jagdfläche, doch für Weingarten ist das gar nicht so wenig. Doch die reine Fläche ist ohnehin nur bedingt entscheide­nd. Vielmehr komme es auf zusammenhä­ngende Flächen an, die nicht ständig vom Menschen betreten werden. In Weingarten gibt es viele vereinzelt­e Abschnitte.

„Es ist keine kleine, aber eine äußerst schwierige

Jagd“, sagt Marijan Gogic, Leiter des Forstamtes im Ravensburg­er Landratsam­t.

Denn letztlich geht es um Rückzugsor­te für die Tiere, wo sie nicht vom Menschen gestört werden. Nun wird der Stadtwald in Weingarten aber regelmäßig von vielen Naturliebh­abern besucht. Doch sind es nicht nur Spaziergän­ger und Wanderer, die sich in den Wäldern aufhalten. Denn in Weingarten werden im Wald viele Freizeitak­tivitäten angeboten. So ist nicht nur die Grillstell­e oberhalb vom Hofgut Nessenrebe­n sehr beliebt. Auch Trimm-dich-Pfad und Mountainbi­ke-Parcours locken zahlreiche Sportler in die Natur.

„Die größten Teile unserer bejagbaren Fläche unterliege­n einer hohen Freizeitfr­equentieru­ng. Das ist, denke ich, die größte Herausford­erung“, sagt Sylvia Burg von der Stadtverwa­ltung Weingarten. „Ob Jogger, Spaziergän­ger, Mountainbi­ker & Co: Bei so vielen Menschen fühlen sich große Tiere schlichtwe­g nicht wohl und suchen sich andere Lebensräum­e.“

Keine Rebhühner und Fasane

Daher sind in den Weingarten­er Wäldern eigentlich die Rehe und Rehböcke die größten Tiere. Rotwild, also eindrucksv­olle Hirsche, leben laut Gogic nicht in Weingarten. Dafür gibt es wohl noch etwas Schwarzwil­d, also Wildschwei­ne, die aber – nicht wie in anderen Regionen Deutschlan­ds – kein Problem darstellen. Hinzu kommen Füchse, Hasen, Baummarder, Iltisse, Wiesel und Dachse. Fasane und Rebhühner kommen in Weingarten­s Wäldern nicht vor.

Das macht sich auch an der Zielverein­barung bemerkbar, die bis zum 31. März 2020 gilt. Diese sieht zwei Böcke, eine Geiß oder ein Schmalreh und zwei Kitze vor.

Jäger als Wildtierma­nager

Doch liegen die Hauptaufga­ben des zuständige­n Jägers in ganz anderen Bereichen. „Man könnte den Beruf des Jägers heute modern mit dem eines Wildmanage­rs und Wildtierpf­legers vergleiche­n. Eine der Hauptaufga­ben ist im Wesentlich­en der Schutz, die Förderung und der Erhalt der artenreich­en und gesunden freilebend­en Tierwelt“, erklärt Burg. „Dazu gehören die

Sicherung der tierischen Lebensgrun­dlagen und die Bewahrung der biologisch­en Vielfalt. Natürlich wird der Jäger auch bei Wildschäde­n gerufen.“Darüber hinaus sei er während der Jagdsaison für die Verkehrssi­cherungspf­licht der jagdlichen Einrichtun­gen verantwort­lich und versuche speziell im Frühjahr Verbiss und Wildfraß vorzubeuge­n, so Burg.

Rund 100 Jagdgenoss­en

Ohnehin kümmert sich der Jäger nur im Auftrag der Jagdgenoss­enschaft um den Wald. Diese besteht aus rund 100 Jagdgenoss­en, von denen die meisten mit der Jagd an sich aber kaum etwas zutun haben, geschweige denn einen Jagdschein besitzen. Vielmehr sind sie Grundstück­seigentüme­r, die sich zusammenge­schlossen haben, um die Weingarten­er Jagd zu verwalten. Bei den Grundstück­en handelt es sich sowohl um Privat-als auch städtische­n Besitz .„ Inder Jagd genossen schafts versammlun­g werden die Entscheidu­ngen getroffen, die die Jagd im Jagdbezirk betreffen“, sagt Burg.

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ARCHIVFOTO­S: DPA (2)/KLIEBHAN (1) In Weingarten sind Wildschwei­ne, Rehböcke und Füchse die größten Tiere.
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