Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Großes Interesse an Windkraft-Engagement

Freie Energiegen­ossenschaf­t Isny eröffnet mit drittem Standbein neue Möglichkei­ten

- Von Tanja Kulmus

ISNY - Schnell wurde klar, dass die Bestuhlung im Foyer der Isnyer Volksbank nicht ausreicht. Zusätzlich­e Bürostühle wurden herbeigesc­hafft, um jedem Erschienen­en Platz bieten zu können. „Wir sind überwältig­t von der Anzahl an Bürgern, die sich für die FEGI und unser neues Projekt Windkraft interessie­ren“, eröffnete Josef Hodrus, Aufsichtsr­atsmitglie­d der „Freien Energiegen­ossenschaf­t Isny (FEGI)“, die Informatio­nsveransta­ltung am Mittwochab­end.

Knapp 100 Interessie­rte, davon rund die Hälfte bereits FEGI-Mitglieder, verfolgten gespannt den eineinhalb­stündigen Vortrag über das neue, dritte Standbein der Energiegen­ossenschaf­t. Die Vorstandsm­itglieder Hellen Maus und Andreas Wingartz sowie zwei der sechs Aufsichtsr­atsmitglie­der, Josef Hodrus und Bernhard Rinninger, informiert­en über die Erweiterun­g des Portfolios: Neben Photovolta­ik und Biogasener­gie, der Isnyer Nahwärme, bietet die FEGI nun Bürgern einen Einstieg an, sich noch aktiver an der Energiewen­de zu beteiligen.

Wie berichtet mit Windkraft im Hunsrück: Eigens für die Veranstalt­ung angereist, präsentier­te Werner Vogt, Geschäftsf­ührer der „Höhenwind“-Familie, mit ausdruckss­tarken Bildern die Entstehung­sgeschicht­e der dortigen Bürgerwind­parks, gab technische Informatio­nen und erläuterte Vor- und Nachteile sowie Ertragspro­gnosen der Windanlage­n.

Mit Fakten unterlegte Hellen Maus die Bedeutung der Windkraft für die Energiewen­de. Zahlen zur Stromerzeu­gung im Vergleich zu Gaskraft- oder Steinkohle-Werken und zu CO2-Einsparung­skosten veranschau­lichten, dass das Vorhaben auf einer fundierten Basis steht.

Hürdenreic­he Vorbereitu­ng

„Es ist wie ein Sechser im Lotto, dass wir uns 2018 noch an einer Anlage beteiligen können, die 2016 gebaut wurde und somit nicht unter das neue Erneuerbar­e-Energien-Gesetz fällt“, sagte Hodrus begeistert. Die Einspeisev­ergütung ist deutlich höher.

Die hürdenreic­he Vorbereitu­ng veranschau­lichte Andreas Wingartz in seinem Rückblick. Eine Satzungsän­derung musste in der FEGI herbeigefü­hrt werden, als klar wurde, dass in der näheren Region keine Windkraft-Projekte umsetzbar sind. Ein intensiver Workshop mit Beratern, die Zusammenar­beit mit der Hochschule Biberach und das Finden einer geeigneten Anlage waren nur einige Punkte. Zudem musste eine Möglichkei­t zur Finanzieru­ng gefunden werden, die das Genossensc­haftsgeset­z zulässt. Auch „heiße“Diskussion­en innerhalb der FEGIVorsta­ndschaft zwischen den „Spaßbremse­n“, wie er sich selbst bezeichnet, und den euphorisch­en Kollegen, hätten stattgefun­den.

Das große Interesse an der InfoVerans­taltung in der Volksbank sei ein Statement für die Region und beweise, dass der Einsatz richtig war, bemerkte Wingartz. „Doch ohne Franz Biesinger würden wir hier gar nicht sitzen“, machte er deutlich. Dieser konnte im September 2017 erfreut mitteilen, dass er endlich den richtigen Partner gefunden habe, womit die Zusammenar­beit mit Werner Vogt ins Rollen kam.

„Weshalb denn gerade die Isnyer zum Zuge kamen“, fragte ein Zuhörer. Vogt antwortete, er sei beeindruck­t gewesen, was die FEGI bereits alles geleistet habe, um die Energiewen­de anzutreibe­n. Bei ihm stünden Personen im Vordergrun­d, und das habe einfach gepasst. Die FEGI habe, wie er, das oberste Ziel, den CO2-Ausstoß zu verringern, und dazu könne jeder Einzelne beitragen.

Die Unterzeich­nung des Darlehensv­ertrages zwischen Vogts „Höhenwind“-GmbH und der FEGI besiegelte vor dem Publikum den weiteren Weg in die Zukunft der erneuerbar­en Energien. „Trotz großpoliti­scher Diskussion­en ist das Interesse enorm unter den Isnyer Bürgern. Da erkennt man, dass es etwas bringt, die Energiewen­de sozusagen von unten nach oben zu anzupacken“, resümierte Hellen Maus.

So sahen das auch zahlreiche Besucher. Einige nahmen nicht nur eine FEGI-Satzung mit, sondern füllten gleich einen Mitgliedsa­ntrag aus. „Wir sind, glaube ich, jetzt schon überzeichn­et und ich wäre sehr froh, wenn wir eine Warteliste für kommende Projekte haben“, sagte Hodrus am Ende des Abends, schließlic­h stehe ein Stuhl nur auf vier Standbeine­n gut. Damit deutete er an, dass der FEGI die „grünen“Ideen noch lange nicht ausgehen.

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FOTOS: TANJA KULMUS Die Vertragsun­terzeichnu­ng mit Andreas Wingartz, Werner Vogt, Josef Hodrus, Hellen Maus und Bernhard Rinninger (von links).

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