Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Fridi Miller will Bürgermeisterin oder Kanzlerin werden
Sindelfingerin tritt in Wolpertswende an
WOLPERTSWENDE - Bekannt geworden ist Fridi Miller bei Günther Jauchs „Wer wird Millionär?“. 32 000 Euro hat sie 2011 gewonnen. Jetzt, sagt sie, sei sie Politikerin. Allein bis März tritt sie bei 50 Bürgermeisterwahlen parallel an, will aber eigentlich Bundeskanzlerin werden. Bei der Bürgermeisterwahl in Wolpertswende ist sie die einzige Gegenkandidatin von Amtsinhaber Daniel Steiner. Am Donnerstag war sie in Ravensburg, um dort die nötigen 100 Unterschriften zu sammeln, um ihre Bewerbung als Kandidatin bei der Oberbürgermeisterwahl im März einreichen zu können.
Antworten auf die Fragen und Probleme in der Gemeinde Wolpertswende hat sie nicht, auch einen Wahlkampf führt sie dort nicht. Sie sieht die Probleme vor allem in ganz Deutschland, könne sich aber vorstellen, klein anzufangen. Und so wird sie am 4. Februar auf dem Wolpertswender Stimmzettel stehen. Sollte sie gewählt werden, würde sie die Stelle auch antreten, wenn sie sich wohlfühlt in der Gemeinde, sagt Miller, die sich selbst als Aufdeckungspolitikerin bezeichnet. Dann wolle sie auf Gemeindeebene mit Bürgerentscheiden arbeiten, „denn der Gemeinderat macht eh bloß Deals hinter verschlossenen Türen“. So sieht sie das auch auf Bundesebene mit dem Bundestag.
Fridi-Porsche in Ravensburg
Ihre Kandidatur bei den Bürgermeisterwahlen in Kommunen, die sie meist nicht kennt, nutze sie, um Öffentlichkeit für ihre Themen zu bekommen. Es soll wieder Nächstenliebe herrschen, nicht der Profit. Ihr lägen die Kinder sehr am Herzen. So wolle sie zum Beispiel unterschiedliche Bildungssysteme in den Bundesländern abschaffen und Marihuana legalisieren, weil viele Jugendliche kriminalisiert würden. „Ich will ein menschliches Deutschland, für Frieden, für die Liebe, für die Familie“, sagt die 48-Jährige, die sich mit ihrem „Fridi-für-Deutschland-“und „Merkel-muss-weg-Porsche“durchs Land fahren lässt – auch in die Ravensburger Marktstraße. Ihr Führerschein wurde ihr nämlich abgenommen – „unrechtmäßig“, sagt sie.
Sie wittert in der ganzen Bundesrepublik Verschwörungen, deswegen führt sie nun einen Kreuzzug gegen Politik, Justiz, Polizei und Jugendamt. Das „System“wolle sie und die Menschen zerstören. Die Bürger würden von den Behörden schikaniert. Das postuliert sie immer wieder. „Man hat mir meine Tochter weggenommen, es hieß einfach, ich sei psychisch dekompensiert, also geisteskrank. Das kann doch nicht sein“, behauptet sie.
„Ich bin schöner als Merkel“
Ihr Hauptberuf ist jetzt Unterschriftensammlerin und Wahlkämpferin, wenn sie dann doch zu Kandidatenvorstellungen geht. Sie war bereits Kandidatin bei den Oberbürgermeisterwahlen in Böblingen und Sindelfingen, ist aber gescheitert. In ihrer Heimatstadt Sindelfingen erhielt sie vier Prozent. „Das muss Wahlfälschung sein. Mich kennt man dort, seit ich klein bin“, sagt sie. Auch bei der Bundestagswahl und den vergangenen Kommunalwahlen kandidierte sie. Auch dort sieht sie eine Verschwörung. Außerdem fände sie es fair, wenn Bundespräsident FrankWalter Steinmeier sie als Kanzlerin vorschlagen würde. „Ich bin viel schöner und sympathischer als Merkel“, sagt Fridi Miller und lacht.
Ihr Leben finanziere sie sich, so erzählt sie, von ihren Gewinnen bei diversen Gewinnspielen („Ich bin die erfolgreichste Gewinnspielteilnehmerin Deutschlands“) und ihrem Ersparten. Ansonsten helfe sie bedürftigen Familien („Ich bin Familienhelferin“), weil sie ausgesorgt habe. Auf das Bürgermeisteramt sei sie auch vorbereitet. „Ich habe mir Jura selber beigebracht. Gesetzesbücher habe ich mir gekauft, lesen kann ich und Google hilft“, sagt sie.
Da es in Wolpertswende keine Kandidatenvorstellung geben wird, wird sie Wolpertswende wohl nie besuchen. Aber nach Ravensburg will sie definitiv noch mal kommen, wenn sie die nötigen Unterschriften beisammen hat, kündigt sie an.
Wie Fridi Miller Unterschriften in Ravensburg sammelt, sehen Sie in einem Video unter: