Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Alles für den Campus
Ulmer Basketballer haben weiter Querelen mit der Stadt
ULM - Bei den Ulmer Basketballern rückt das Sportliche trotz des mäßigen Erfolgs der Profis beinahe in den Hintergrund. Schlagzeilen macht der Verein BBU ’01 momentan mehr mit seinem umstrittenen Millionenvorhaben Orange Campus, einem geplanten Nachwuchsleistungszentrum, und den einhergehenden Querelen mit der Stadt Ulm. Denn der Gemeinderat zögert trotz einer vermeintlichen Darlehenszusage von drei Banken mit seinem Zuspruch.
Dabei tut und macht die Ulmer Vereinsführung derzeit alles für den 20 Millionen Euro teuren Campus. Man hat schon den Eindruck: Die Ulmer tun derzeit alles, um irgendwie Geld zu verdienen. Diese Woche brachten die Verantwortlichen zum Beispiel einen mittelfristigen Einstieg in den lukrativen E-SportMarkt ins Gespräch. „Das ist eine logische Entwicklung“, sagte BBU-Geschäftsführer Andreas Oettel.
Am Sonntag soll für die Verwirklichung des Projekts dann sogar gepokert werden. Fans können sich für 99 Euro einkaufen, der Erlös soll dem Campus zu Gute kommen. Profi-Pokerspieler wie George Danzer oder Motorradweltmeister Sandro Cortese haben sich angekündigt. Auch Fußballprofi Sebastian Rode vom BVB will in der Neu-Ulmer Oldtimerfabrik zusammen mit Ulms Kapitän Per Günther und Trainer Thorsten Leibenath sein Glück probieren.
Doch der Ulmer Gemeinderat hält die Basketballer weiter hin und damit auch seine Finanzspritze in Höhe von drei Millionen Euro weiter zurück. Es müsse erst eine Finanzierung seitens der Banken vorliegen. Am Donnerstag dann hatten die Ulmer Basketballer geglaubt, den „gordischen Knoten“gelöst zu haben und vermeldeten die Darlehenszusage dreier regionaler Volksbanken. Die Stadtverwaltung hat die Unterlagen der Banken inzwischen geprüft. Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch (CDU) sieht eine städtische Förderung weiter kritisch: „Hierzu sind solide Zahlen und Planungen besser, als zu pokern.“
Aber ja, in Ulm wird auch noch Basketball gespielt. Am Samstag (18 Uhr) geht’s gegen die Science City Jena. Auf dem ersten Blick scheint Ulm der Favorit zu sein. Auf Platz acht stehen die Donaustädter, auf Rang zwölf die Gäste aus Jena. Doch so einfach will Trainer Leibenath die Angelegenheit nicht sehen: „Das ist eine ernst zu nehmende Mannschaft.“Ein Punktestand von 20:14 steht auf dem Konto der Ulmer, 16:20 lautet er bei den Gästen. Ein allzu großer Abstand ist das nicht. „Wenn wir verlieren, haben wir einen weiteren Mitkonkurrenten im Kampf um die Play-offs“, schätzt Leibenath.