Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Erst Olympia-Aus, jetzt Saison-Aus
Skicrosser Daniel Bohnacker hat sich in Kanada das Kreuzband gerissen
WESTERHEIM - Jetzt ist es für Skicrosser Daniel Bohnacker endgültig eine Saison zum Vergessen. Der Westerheimer hat beim Weltcup in Nakiska (Kanada) vergangene Woche nicht nur die letzte Chance zur Olympia-Qualifikation verpasst. Beim Sturz im Achtelfinale hat er sich auch noch das vordere Kreuzband gerissen. „Das passt in den gesamten Verlauf des Winters. Jetzt kann man einen Strich drunterziehen“, sagte der 27-Jährige im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“.
Dabei hatte sein letzter Lauf in Nakiska noch vielversprechend begonnen. Bohnacker fuhr vorne weg, lag auf Platz eins. In einer Rechtskurve leistete er sich aber erst einen groben Schnitzer, fiel zurück und kam weiter unten auch noch zu Fall. „Es war schon schmerzhaft, aber nach wenigen Minuten ging es wieder“, schildert Bohnacker seinen Sturz. Doch es wurde nicht besser. Die Schmerzen hielten sich in Grenzen, normal sei es aber nicht gewesen. Eine nachträgliche medizinische Untersuchung am Donnerstagabend in München ergab dann Gewissheit: Das vordere Kreuzband im rechten Knie ist jetzt komplett durch.
Denn angerissen war es schon mal – nach einem Trainingssturz in Saas Fee (Schweiz) sieben Wochen vor Saisonbeginn. Doch Bohnacker kämpfte sich zurück, schneller als gedacht, und startete sogar gleich beim Weltcupauftakt Anfang Dezember in Val Thorens (Frankreich). Die Zeiten waren zwar teilweise in Ordnung, die nicht zufriedenstellenden Ergebnisse gingen dann aber auch an dem sonst so coolen Bohnacker nicht gänzlich vorüber.
Kam er vielleicht zu früh zurück? „Sieben Wochen waren sicherlich sportlich“, so Bohnacker. Eine Operation sei damals im Herbst schon im Gespräch gewesen. Doch dann hätte Olympia auf jeden Fall ohne den Sportsoldaten stattgefunden. Und das wollte er nicht. „Ich wollte es probieren“, sagte er. „Und ich war froh, dass die Ärzte hinter dieser Entscheidung standen.“Doch jetzt kommt er daran nicht mehr vorbei: „Eine OP ist unumgänglich.“
Sechs weitere Kollegen verletzt
Damit verpasst Bohnacker nicht mehr nur Olympia, sondern auch die restlichen Welt- und Eurocups der laufenden Saison. Derzeit legt er zu Hause in Westerheim die Beine hoch. Das Gute daran: „Jetzt kann ich mich weiter um mein Studium kümmern.“Das nächste große sportliche Ziel hat er aber schon im Visier: die Skicross-WM 2019. Doch bis dahin heißt es: Schritt für Schritt. Zwei Wochen nach der Operation wird er gar nichts machen können, danach geht’s auf Reha – womöglich sogar mit anderen Skikollegen.
Denn Daniel Bohnacker ist der siebte Athlet des Deutschen Skiverbands, der wegen eines Kreuzbandrisses länger ausfällt. Wenngleich er der einzige unter ihnen ist, der sich nicht für Olympia qualifizieren konnte. Neben seiner SkicrossTeamkollegin Heidi Zacher müssen die Alpinfahrer Felix Neureuther und Stefan Luitz, Skispringer Severin Freund und Skispringerin Svenja Würth sowie Freestylerin Lisa Zimmermann aufgrund einer Kreuzbandverletzung für Olympia absagen. Den Traum, nach Sotschi 2014 erneut an Spielen teilzunehmen, gibt Bohnacker noch nicht auf. „Das Skigebiet, das bei Peking entsteht, soll ja auch super interessant sein“, so der Schwabe mit einem Augenzwinkern.