Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Amalie“hilft kranken Kindern
Informationen beim Wochenmarkt am Tag der Kinderhospizarbeit – Paten gesucht
RAVENSBURG/WANGEN (sz) - Der Tag der Kinderhospizarbeit am 10. Februar schafft Aufmerksamkeit für die Situation von Familien, in denen ein Kind oder ein Elternteil lebensbedrohlich oder lebensverkürzend erkrankt ist. Auf dem Ravensburger, von 9 bis 13 Uhr, und Wangener Wochenmarkt, von 10 bis 13 Uhr, stellt deshalb der Kinderhospizdienst „Amalie“an diesem Tag seine Arbeit vor.
Jede Woche, wenn Erika Eichwald die vierjährige Tina besucht, spielen sie gemeinsam. Die meiste Zeit spielen sie Krankenhaus, denn das kleine Mädchen ist an Leukämie erkrankt. Regelmäßig muss sie in die Klinik zur Chemotherapie. Aufgrund des schlechten Immunsystems und der Gefahr einer Ansteckung darf sie den Kindergarten nicht besuchen, kann kaum nach draußen gehen und nur selten Besuch zu Hause empfangen. Die ehrenamtliche Patin engagiert sich laut einer Pressemitteilung seit sechs Jahren beim Ambulanten Kinderhospizdienst „Amalie“, einem Angebot der Stiftung Liebenau und des Malteser Hilfsdienstes im Landkreis Ravensburg und im Bodenseekreis.
In einem rund 100 Stunden dauernden Qualifizierungskurs hat Eichwald sich zur Patin ausbilden lassen. „Das Thema Tod und Trauer gehört zu unserem Leben dazu“, erzählt die 78-jährige Seniorin, die derzeit die älteste Patin ist. „Ich wollte einer sinnvollen Tätigkeit nachgehen, und der Umgang mit Kindern liegt mir sehr am Herzen.“In bereits drei Einsätzen hat sie an regelmäßigen wöchentlichen Terminen Familien begleitet, oft über einen sehr langen Zeitraum. Dabei ist sie nicht nur Spielpartnerin für die Kinder, sondern auch Ansprechpartnerin für Eltern oder Verwandte.
Ihr Engagement bei „Amalie“ist Erika Eichwald aber nicht nur Herzensangelegenheit: „Auch ich brauche es, gebraucht zu werden. Ich gebe ja nicht nur, ich bekomme ganz viel zurück.“Es ist eine schwierige Arbeit, aber nicht immer hoffnungslos. Mancher Einsatz entwickelt sich auch zu einer Mutmach-Geschichte, so wie bei der kleinen Tina. Bei ihr haben die Therapien mittlerweile gut angeschlagen, sie scheint gesund zu sein, kann den Kindergarten wieder besuchen und spielt seit Kurzem am liebsten Bauernhof.
Vor allem männliche Paten fehlen
Wichtig in der Arbeit ist der offene Umgang mit dem Thema Krankheit und Tod. „Es ist kein einfacher Dienst, aber wir lassen die Familien und auch ihre ehrenamtlichen Begleiter nicht allein“, so Elisabeth Mogg, „Amalie“-Koordinatorin für den Landkreis Ravensburg. Einmal im Monat findet in Form einer Fortbildung, Praxisbegleitung oder Supervision ein Austausch für alle Paten statt. Die Nachfrage durch die Familien wächst stetig und daher werden neue Interessierte für das Ehrenamt gesucht. Ganz besonders selten, aber gerade bei den Familien mit Jungen sehr begehrt, sind vor allem männliche Paten aus dem näheren Umkreis von Ravensburg und Weingarten. „Auch Menschen aus anderen Kulturkreisen sind bei uns herzlich willkommen“, berichtet Elisabeth Mogg. Denn gerade die Themen Tod und Trauer werden in jedem Kulturkreis anders verarbeitet.