Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Mutter kommt wegen Totschlags vor Gericht
Ermittlungen zum Tod der Neunjährigen in Lindau beendet – Mutter ist laut Gutachter schuldfähig
LINDAU (roi) - Die Ermittlungen haben mehr als ein Jahr gedauert, die psychiatrischen Gutachten waren sehr aufwendig. Nun steht fest: Die Mutter, die im September 2016 ihre neunjährige Tochter getötet hat, wird vor dem Landgericht Kempten wegen Totschlags angeklagt. Der Prozess soll nach jetzigem Stand am 27. März beginnen.
Das Familiendrama hatte ganz Lindau erschüttert: Die Polizei fand im September 2016 ein neunjähriges Mädchen tot in einer Lindauer Wohnung. Die Mutter, die ebenfalls in der Wohnung war, schwebte in Lebensgefahr. Schnell verdichteten sich die Hinweise darauf, dass sie für den Tod des Kindes verantwortlich ist. Kurze Zeit später wurde Haftbefehl erlassen. Die damals 47-jährige Frau gestand, das Kind getötet und danach versucht zu haben, sich selbst das Leben zu nehmen.
Zu einem Prozess ist es bislang aber nicht gekommen. Laut Staatsanwaltschaft Kempten ist die Beschuldigte bereits im Februar 2017 aus der U-Haft entlassen worden. Ein Gutachten habe Anhaltspunkte dafür geliefert, dass sie zum Zeitpunkt der Tat schuldunfähig war. Sie befand sich in einem psychischen Ausnahmezustand, weil sie wenige Wochen zuvor einen schweren Schicksalsschlag erlitten hatte. Da dieses Gutachten jedoch noch Fragen offengelassen habe, sei noch ein weiteres erstellt worden. Danach sollte nun entschieden werden, ob die Frau schuldfähig ist und es dementsprechend überhaupt zu einer Anklage kommt.
Nach Abschluss der Ermittlungen hält die Staatsanwaltschaft Kempten sie nun offensichtlich für schuldfähig. „Die Anklage lautet auf Totschlag“, bestätigte Nadine Weik, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Kempten, die Anfrage der Lindauer Zeitung. Nach bisherigem Stand werde der Prozess am 27. März vor dem Landgericht Kempten beginnen.