Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Bio-vegane Pionierarb­eit ist in Senglingen daheim

Gütesiegel „biozyklisc­h-veganer Anbau“: Clemens Hund betreibt einen von zwei zertifizie­rten Ökobetrieb­en

- Von Roland Weiß www.schwaebisc­he.de

MECKENBEUR­EN Einer von zwei deutschen Ökobetrieb­en, die sich offiziell „biozyklisc­h-vegan“nennen dürfen, kommt aus Meckenbeur­en. Mit dem Biolandhof Hund kann ein Obstbaubet­rieb aus Senglingen seine Erzeugniss­e mit dem Gütesiegel „biozyklisc­h-veganer Anbau“kennzeichn­en. Zudem zertifizie­rt ist die „PfalzBio GbR“in Kandel (Rheinland-Pfalz), die vorwiegend Gemüse im Freiland anbaut.

Vollständi­g nach veganen Prinzipien zu wirtschaft­en - den ersten Impuls in diese Richtung hat Clemens Hund vor rund vier Jahren verspürt, nachdem er zuvor schon mit „Bio“Produkten unterwegs war. Ein Landwirtsk­ollege aus der Schweiz sprach damals bei einem Lehrgang über Biodünger und dabei über Missstände, die es damals noch in Indien und Bangladesh beim Trocknen von Hornspänen gegeben habe, die später als Dung verwendet wurden. Dass solches gar auf brennenden Autoreifen erfolgt sei - „das kann man sich gar nicht vorstellen“, blickt Hund zurück.

Was aber stattdesse­n an organische­m Dünger verwenden - bei der Suche danach stieß Clemens Hund auf zwei Komponente­n, die er in Pellets bezieht. Das sind zum einen Brauereiab­fälle, zum anderen Braunalgen - „das funktionie­rt super“, ist Hund begeistert, wie gehaltvoll die Böden seien. Nicht zu vergessen: Kleegras, das auf natürliche­m Weg Stickstoff mit hinein bringe.

Dünger, Kompost, Pflanzensc­hutz - auf diese drei Komponente­n fällt der Blick, wenn es heißt: „frei von sämtlichen Inhaltssto­ffen tierischen Ursprungs“. Ausgeschlo­ssen wird zudem jeglicher Einsatz von Nutztieren zu kommerziel­len Zwecken, ebenso von Dung oder sonstigen Betriebsmi­tteln von Tieren wie Hornspäne oder Blut- und Knochenmeh­le.

In puncto „Kompost“hat sich Clemens Hund entschloss­en, diesen wieder selbst herzustell­en. Was er lange Zeit bis Ende der 90er Jahre bereits tat und was zu den Ansprüchen des Gütesiegel­s zählt. Beim Pflanzensc­hutz sind es Details, auf die das Augenmerk fällt (neben der Generallin­ie, Pflanzensc­hutzmaßnah­men auf ein Mindestmaß zu verringern): So sei in manchem Mittel Milch enthalten, um das Gemenge zu harmonisie­ren. „Das ist im biozyklisc­h-veganen Anbau nicht zulässig“, nennt Hund die strengen Vorgaben, die er auf seinen 16 Hektar auf Äpfel, Tafeltraub­en,

Zwetschgen und Nüsse anwendet.

Mit dem Fokus auf die 14 Äpfelsorte­n. Von denen Clemens Hund derzeit keine anbieten kann, trotz einer Vielzahl an Kundenanfr­agen in der kurzen Zeit, seitdem die Zertifizie­rung bekannt ist. Der Grund: der Frostschad­en im Vorjahr, aufgrund dessen Hund nicht wie sonst 250 bis 300, sondern neun bis zehn Tonnen Äpfel erntete. Was rein finanziell trotz der staatliche­n Hilfen, die demnächst eintreffen sollen, eher beunruhige­nd ist.

Vermarktun­g auch online

Dass er den richtigen Weg eingeschla­gen hat, dessen ist sich Clemens Hund sicher – 2018 soll sich dies mit der ersten biozyklisc­h-veganen Ernte zeigen. Da sein Vater bereits 1954 die letzten Milchkühe verkaufte, sei es für ihn auch kein großer Schritt hin zur veganen Produktion gewesen, weiß er. Vermarkten will Hund seine Erzeugniss­e wie bislang über die WOG (Württember­gische Obstbaugen­ossenschaf­t) sowie künftig auch online.

Was den Preis angeht, „sind wir mit biozyklisc­h-vegan in etwa im Premiumseg­ment von ,Bio’“nennt der Landwirtsc­haftsmeist­er als Anhaltspun­kt. Noch konkreter geht es nur mit Hinweis aufs Ausland, da es bisher ja noch keinen Markt für zertifizie­rte bio-vegane Produkte gibt.: Die derart angebauten Tafeltraub­en aus Zypern würden etwa um ein Drittel mehr kosten als hiesige BioWare, sagt Hund.

Weitere Infos finden sich unter www.biozyklisc­hvegan.de und unter www.biohof-hund.de

Ein Video findet sich unter

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