Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Jennys Tanzgarde“feiert 50. Geburtstag
Jenny Koch hat sich mit der Gründung ihrer Gruppe einen Kindheitstraum erfüllt
RAVENSBURG - „Als Kind war das Tanzen für mich ein Riesentraum“, sagt Jenny Koch. Und auch wenn sie sich als Kind diesen Traum nie erfüllen konnte, sollte das Tanzen doch noch eine große Bedeutung in ihrem Leben einnehmen. 1968 gründete Jenny Koch ihre eigene Tanzgarde – und die wurde schließlich zu ihrem Lebenswerk. Heute, 50 Jahre später, führt ihre Tochter Tanja Wolf „Jennys Tanzgarde“im Sinne ihrer Mutter weiter.
Als die heute 75-jährige Jenny Koch volljährig wurde, trat sie sofort in den Weißenauer Karnevalsverein ein. Fasziniert habe sie die Proben der großen Garde besucht, wenn auch nur als Zuschauerin. Schon bald hatte sie die Tanzschritte verinnerlicht. „Wenn ich etwas im Radio gehört habe, habe ich gleich eine Choreografie dazu gesehen“, erinnert sie sich. Auch im Fernsehen habe sie sich immer wieder die Auftritte von Garden angesehen und sich dabei Notizen gemacht. Also beschloss sie, eine kleine Kindergarde im Verein zu etablieren. Sechs Mädchen im Alter zwischen drei und zwölf Jahren tanzten zu Beginn unter der Regie von Jenny Koch. Zwei Jahre später waren es bereits neun, zwei weitere Jahre später zwölf. Die Kostüme wurden zunächst von einer Schneiderin angefertigt, später verbrachte Jenny Koch auch selbst viel Zeit an der Nähmaschine.
Als der Weißenauer Karnevalsverein 1984 zur Zunft wurde, nabelte sich Jenny Koch mit ihrer kleinen Tanzgarde ab. „Seither sind wir eine private Gruppe“, sagt sie. 1992 gab die Weißenauer Zunft auch die große Garde auf – Jenny Koch kaufte die Kostüme ab und gründete selbst eine große Garde mit Mädchen ab etwa zwölf Jahren. Einen Beitrag habe Jenny Koch nie verlangt. Das sei ihr auch deshalb so wichtig, weil sie selbst als Kind nie die Möglichkeit hatte zu tanzen. „Ich hasse es, wenn das Geld im Vordergrund steht“, sagt sie.
Gar nicht so einfach sei es gewesen, die ersten Auftritte zu bekommen – doch Jenny Koch war unermüdlich auf der Suche. Anfangs waren es meist kleine Auftritte bei Altennachmittagen und Kinderfesten. Wenn die Mädchen auf der Bühne standen, saß Jenny Koch unter einem Tisch und dirigierte die Gruppe mit Handbewegungen. Auch, enn sie in manchen Dingen strenge Regeln hatte, habe sie immer gerne mit den Kindern gearbeitet. „Die Mädchen leisten wahnsinnig viel“, findet Jenny Koch. „Es war mir immer wichtig, dass wir eine Garde sind, zu der man aufschauen kann.“
Den Durchbruch habe die Tanzgruppe etwa im Jahr 2000 geschafft, als sie auch den Cancan-Tanz mit ins Repertoire aufnahm. Die aufwendigen bunten Röcke hat Jenny Koch damals mit viel Herzblut selbst genäht. „Wir haben mal ausgerechnet, dass so ein Kostüm ohne Schuhe um die 800 Euro kosten müsste“, sagt sie. Seither hat die Gruppe auch Auftritte außerhalb der Fasnet, mittlerweile rund 30 im Jahr – zum Beispiel beim Marinechor Aulendorf. Von den Gagen bezahlt „Jennys Tanzgarde“alle Neuanschaffungen - und die Reinigung der Kostüme, die sehr pfleglich behandelt werden. „Die Kostüme der Garde sind teilweise 50 Jahre alt“, sagt Jenny Koch.
Einige Jahre habe Jenny Koch zusammen mit ihrer Tochter die Choreografien erarbeitet. Als Jenny Kochs Mann 2006 verstarb, gab sie die Garde vollständig an ihre Tochter Tanja Wolf ab. Sie stand mit zweieinhalb Jahren schon das erste Mal auf der Bühne und tanzt auch heute noch bei den Showtänzen mit.
Geprobt wird einmal pro Woche in Räumen, die die DLRG zur Verfügung stellt. Alle zwei Jahre kommt ein neuer Showtanz hinzu. Tanja Wolf ist es wichtig, dass die Mädchen ein gutes Verhältnis untereinander haben – trotz des großen Altersunterschieds innerhalb der Gruppe. „Für mich hat es im Leben immer die Tanzgarde gegeben. Es macht mich stolz, die Garde meiner Mutter weiterzuführen“, sagt Tanja Wolf.