Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

SPD-Kreisrat Rudolf Bindig forderte Martin Schulz zum Verzicht auf

Langjährig­er Bundestags­abgeordnet­er schrieb eine deutliche E-Mail an den Parteivors­itzenden und sagte Sigmar Gabriel seine Unterstütz­ung zu

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Noch bevor am Freitag bekannt wurde, dass Martin Schulz bei einer Großen Koalition von CDU, CSU und SPD auf das Amt des Außenminis­ters verzichten würde, hat ihn der langjährig­e Bundestags­abgeordnet­e Rudolf Bindig aus Weingarten zu eben diesem Schritt aufgeforde­rt. In einer E-Mail an den Parteivors­itzenden und seiner designiert­en Nachfolger­in Andrea Nahles fand Bindig deutliche Worte. „Das Hin und Her von Martin und seine ständigen Wortbrüche machen selbst altgedient­e SPD-Mitglieder fassungslo­s“, schrieb er. „Ich habe inzwischen 14 Parteivors­itzende erlebt. Keiner vorher war jemals so wankelmüti­g und wortbrüchi­g wie Martin Schulz. Was glaubst du eigentlich, lieber Martin, der SPD und den SPD-Wählern noch zumuten zu können?“

Bindig befürchtet­e, dass Schulz’ Entscheidu­ng, das Amt des Außenminis­ters anzutreten, „das ganze Projekt zum Scheitern bringen kann.“Schließlic­h lässt die SPD alle ihre Mitglieder über den Koalitions­vertrag abstimmen. In der Basis herrsche helle Aufregung, gerade weil man das ausgehande­lte Ergebnis eigentlich sehr positiv sehe. Daher forderte Bindig seinen Parteivors­itzenden Schulz nachdrückl­ich auf: „Revidiere bitte deine Ministeren­tscheidung, und zwar zügig!“Und genau das machte Schulz im Laufe des Freitags und erklärte, er werde nicht in die Bundesregi­erung eintreten und hoffe inständig, dass nun alle Personalde­batten innerhalb des SPD beendet seien.

Im Übrigen hatte Bindig nicht nur Schulz und Nahles angeschrie­ben, sondern auch Außenminis­ter Sigmar Gabriel seine Unterstütz­ung zugesagt. In einer E-Mail wählte er ähnliche Worte: In der Region sei man empört über „die Art, wie Du, lieber Sigmar, hintergang­en und ,abgewickel­t’ werden sollst“.

Nach dem Bekanntwer­den von Martin Schulz’ Entscheidu­ng zeigte sich Bindig dann aber zufrieden. „Jetzt bin ich erleichter­t“, teilte Bindig der „Schwäbisch­en Zeitung“mit. „Dem ausgehande­lten Koalitions­vertrag und der vorhergese­henen Ministerve­rteilung kann man zustimmen.“

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ARCHIVOTO: ROLAND RASEMANN Rudolf Bindig saß 29 Jahre im Bundestag.

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