Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
SPD-Kreisrat Rudolf Bindig forderte Martin Schulz zum Verzicht auf
Langjähriger Bundestagsabgeordneter schrieb eine deutliche E-Mail an den Parteivorsitzenden und sagte Sigmar Gabriel seine Unterstützung zu
WEINGARTEN - Noch bevor am Freitag bekannt wurde, dass Martin Schulz bei einer Großen Koalition von CDU, CSU und SPD auf das Amt des Außenministers verzichten würde, hat ihn der langjährige Bundestagsabgeordnete Rudolf Bindig aus Weingarten zu eben diesem Schritt aufgefordert. In einer E-Mail an den Parteivorsitzenden und seiner designierten Nachfolgerin Andrea Nahles fand Bindig deutliche Worte. „Das Hin und Her von Martin und seine ständigen Wortbrüche machen selbst altgediente SPD-Mitglieder fassungslos“, schrieb er. „Ich habe inzwischen 14 Parteivorsitzende erlebt. Keiner vorher war jemals so wankelmütig und wortbrüchig wie Martin Schulz. Was glaubst du eigentlich, lieber Martin, der SPD und den SPD-Wählern noch zumuten zu können?“
Bindig befürchtete, dass Schulz’ Entscheidung, das Amt des Außenministers anzutreten, „das ganze Projekt zum Scheitern bringen kann.“Schließlich lässt die SPD alle ihre Mitglieder über den Koalitionsvertrag abstimmen. In der Basis herrsche helle Aufregung, gerade weil man das ausgehandelte Ergebnis eigentlich sehr positiv sehe. Daher forderte Bindig seinen Parteivorsitzenden Schulz nachdrücklich auf: „Revidiere bitte deine Ministerentscheidung, und zwar zügig!“Und genau das machte Schulz im Laufe des Freitags und erklärte, er werde nicht in die Bundesregierung eintreten und hoffe inständig, dass nun alle Personaldebatten innerhalb des SPD beendet seien.
Im Übrigen hatte Bindig nicht nur Schulz und Nahles angeschrieben, sondern auch Außenminister Sigmar Gabriel seine Unterstützung zugesagt. In einer E-Mail wählte er ähnliche Worte: In der Region sei man empört über „die Art, wie Du, lieber Sigmar, hintergangen und ,abgewickelt’ werden sollst“.
Nach dem Bekanntwerden von Martin Schulz’ Entscheidung zeigte sich Bindig dann aber zufrieden. „Jetzt bin ich erleichtert“, teilte Bindig der „Schwäbischen Zeitung“mit. „Dem ausgehandelten Koalitionsvertrag und der vorhergesehenen Ministerverteilung kann man zustimmen.“