Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Feuerwehr nimmt vier Stunden lang Luftproben
Messtechnik der Ravensburger Wehr ist Teil des Katastrophenschutzes – Polizei geht nicht von Brandstiftung aus
AULENDORF/RAVENSBURG - Nach dem Großbrand auf dem Wertstoffhof in Aulendorf, bei dem eine Halle am späten Samstagabend komplett abbrannte, suchen Brandermittler der Polizei in Weingarten weiter nach der Brandursache. Unterwegs war am Samstagabend auch eine besondere Einheit der Feuerwehr Ravensburg, die für Luftmessungen verantwortlich zeichnete.
„Was sich abzeichnet, ist, dass es keine vorsätzliche Brandstiftung war“, teilt ein Sprecher des Polizeipräsidiums Konstanz auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“mit, verweist aber gleichwohl darauf, dass die Ermittlungen noch andauern. Auch am Montagvormittag seien nochmals Brandermittler in Aulendorf gewesen, um sich ein Bild zu verschaffen. Es werde nun geprüft, was als Brandursache infrage komme. Ob sich die Brandursache auf ein technisches Problem, Fahrlässigkeit oder auch auf den gelagerten Müll selbst zurückführen lasse, sei dabei noch völlig offen. In dem Bereich, wo das Feuer ausbrach, wurde laut Polizei Restmüll jeglicher Art, von Holz über Metall und Plastik, gelagert.
Auf Schadstoffe überprüfen
Alarmiert wurde am Samstagabend auch der Messwagen der Messgruppe Ravensburg, ein Teil des Zugs Umwelt der Ravensburger Feuerwehr. Die Messgruppe kommt zum Einsatz, wenn festgestellt werden muss, ob und welche Form von Schadstoffen austreten. Das Fahrzeug ist Teil des Katastrophenschutzes des Bundes. Die Ravensburger Wehr hat es zusätzlich mit Messgeräten ausgerüstet. Etwa fünf- bis zehnmal im Jahr, so schätzt Claus Erb, Gesamtfeuerwehrkommandant Ravensburg, komme der Gerätewagen Messtechnik im Landkreis zum Einsatz. Auch in Aulendorf führten die speziell ausgebildeten Feuerwehrleute verschiedene Messungen durch, weil unklar war, welche Stoffe der brennende Müll freisetzen würde.
Werte waren unauffällig
„Die Werte waren unauffällig“, sagt Erb. Wegen der starken Rauchentwicklung war die Bevölkerung aber vorsorglich mit Lautsprecherdurchsagen und via Warn-App „Nina“dazu aufgefordert worden, Türen und Fenster geschlossen zu halten und Lüftungen abzustellen. „Die Sicherheit der Bevölkerung hat erste Priorität“, sagt Erb, Bevölkerungsschutz müsse daher parallel zur Brandbekämpfung laufen. „Die Kollegen haben uns sehr schnell angefordert, was taktisch richtig war“, erläutert der Kommandant.
Boris Hildebrand ist stellvertretender Zugführer des Zugs Umwelt und war am Samstagabend mit der zehn Mann starken Messgruppe in Aulendorf. Vier Stunden lang habe das Messfahrzeug in regelmäßigen Abständen an verschiedenen Stellen in der Stadt Luftproben genommen. Die gemessenen Werte wurden mit einer Datenbank mit knapp 50 Schadstoffen abgeglichen, einen Treffer gab es nicht, auch nicht bei den Messungen direkt am Brandort. „Nur Geruchsbelästigung“, sagt Hildebrand und veranschaulicht am Beispiel Chlor: Das würde man im Schwimmbad auch riechen, aber die Konzentration sei zu gering, um gefährlich zu sein. Dass Entwarnung gegeben werden konnte, lag laut Hildebrand auch am günstigen Wetter und der Hitze des Vollbrands, die den Rauch rasch nach oben abziehen ließen.
Brandursache noch nicht klar
Wie lange indes die Brandermittlungen noch dauern werden, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschätzen. Mittlerweile ist zumindest der Brandort von der Polizei wieder freigegeben. Wann dort Aufräumarbeiten starten können, wird laut Polizei auch davon abhängen, wann ein Gutachter von Versicherern den Brandort besichtigt hat. Untersuchungen von Brandschutt würden indes nur gemacht, wenn es Hinweise auf einen Vorsatz gebe, worauf es in diesem Fall derzeit keine Hinweise gebe.