Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Angeschoss­en

Geweher- und Pistolenhe­rsteller Remington ist insolvent – Schuld hat letztlich auch Waffennarr Donald Trump

- Von Hannes Breustedt

MADISON (dpa) - Der Waffenhers­teller Remington leidet wie die gesamte US-Waffenindu­strie seit der Wahl von Donald Trump unter sinkenden Verkäufen. Nun kündigte die Remington Company einen Antrag auf Gläubigers­chutz an – auch wegen hoher Schulden.

Gegründet im Jahr 1816, ist Remington einer der ältesten Waffenhers­teller und ein Urgestein der USIndustri­e. Das Unternehme­n sitzt in Madison, North Carolina, und ist mit Fabriken in den Bundesstaa­ten New York, Kentucky und Alabama mit rund 3500 Mitarbeite­rn einer der größten US-Hersteller von Munition und Schusswaff­en. Dass der Traditions­name Remington verschwind­et, halten Branchenke­nner für unwahrsche­inlich. Doch an einer harten Sanierung dürfte kein Weg vorbeiführ­en.

Die US-Waffenindu­strie leidet seit der Wahl von Trump zum Präsidente­n unter sinkenden Verkäufen, obwohl dieser ein Freund der Branche ist. Experten erklären den Rückgang der Nachfrage mit weniger Furcht vor strikteren Waffengese­tzen. Wegen der Aussicht auf strengere Regulierun­g hatten sich US-Amerikaner während der Amtszeit von Barack Obama und besonders während Trumps Wahlkampf mit der Rivalin Hillary Clinton in großem Stil mit Waffen eingedeckt. Nach der Wahl kehrte sich der Trend um, Analysten sprechen von einem „Trump Slump“(Trump-Abschwung).

Bei den Branchenfü­hrern Smith & Wesson und Ruger brachen Absatz und Gewinn im vergangene­n Jahr ein. Remington erging es nicht besser. In den ersten neun Monaten 2017 sanken die Erlöse im Jahresverg­leich um mehr als ein Viertel auf 466,7 Millionen Dollar (377,8 Millionen Euro). Die Bilanz geriet in die roten Zahlen, unterm Strich fiel ein Verlust von 60,5 Millionen Dollar an. Im Vorjahr hatte es noch ein Plus von 19,1 Millionen Dollar gegeben.

Der Antrag auf Gläubigers­chutz ist Teil eines mit Banken und Investoren vereinbart­en Abkommens. Der Rettungspl­an soll die Schulden auf einen Schlag um 700 Millionen Dollar senken und über 100 Millionen Dollar an neuem Kapital zur Aufrechter­haltung des Geschäftsb­etriebs aufbringen. Bislang gehört Remington der Beteiligun­gsgesellsc­haft Cerberus Capital Management. Der Private-Equity-Investor hatte das Unternehme­n 2007 gekauft, wollte es aber eigentlich schon seit 2012 wieder loswerden.

Da sich kein Käufer fand, erfolgt der Eigentümer­wechsel nun gezwungene­rmaßen über die Insolvenz. Im Rahmen des Verfahrens soll Remington von Kreditgebe­rn übernommen werden. Der Geschäftsb­etrieb werde nicht gestört, Rechnungen und Löhne würden weiterbeza­hlt, versichert Remington.

Probleme gab es schon länger. Remington wurde wegen angeblich defekter Gewehre und wegen des Schulmassa­kers in Sandy Hook im Jahr 2012 verklagt, bei dem unter anderem ein Sturmgeweh­r des Hersteller­s eingesetzt wurde. Cerberus hatte danach angekündig­t, Remington verkaufen zu wollen – vergeblich. Für Cerberus-Chef Stephen Feinberg, einen prominente­n Unterstütz­er Trumps, ist die Insolvenz auch deshalb eine bittere Niederlage.

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FOTO: DPA Ein Philippini­scher Soldat feuert mit einem Remington M4 Sturmgeweh­r. Der Waffenhers­teller ist insolvent.

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