Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Michael Röger will Rathauschef bleiben
Der Waldburger Schultes kandidiert bei der Wahl am 4. März – Gegenkandidatin ist Fridi Miller
Am 4. März wählt die Gemeinde Waldburg ihren Bürgermeister.
WALDBURG - Wenn Michael Röger von seiner Amtszeit als Waldburger Bürgermeister spricht, dann redet er immer von „Wir“: Da sind wir vorangekommen, da haben wir das Projekt angepackt, dem werden wir uns widmen, sagt er, wenn er von der Zukunft spricht. Es ist die Sprache, die ihm wichtig ist, und seine Sprache spiegelt auch seine Haltung zu den Themen wider. Das wird beim Gespräch mit ihm klar. Er wolle alle mitnehmen und die Gemeinde gemeinsam mit allen weiterbringen, sagt er.
Am Sonntag, 4. März, wählen die Waldburger ihren Bürgermeister. Der parteilose Amtsinhaber Michael Röger, der mit seiner Frau und den beiden Töchtern auch in der Gemeinde lebt, bewirbt sich um eine vierte Amtszeit. Seit 1994 ist er schon Schultes. Seine Herausforderin ist die Sindelfingerin Friedhild Anni „Fridi“Miller, die sich parallel bei 50 Bürgermeisterwahlen bewirbt, eigentlich aber Bundeskanzlerin werden will, wie sie der SZ sagte. Unter anderem tritt sie bei der Oberbürgermeisterwahl in Ravensburg an.
Und den Weg, den Röger bisher gegangen ist, will er weitergehen, sagt er. Transparenz, Offenheit und ein respektvoller Umgang seien ihm wichtig. Der 54-Jährige sieht sich in der Rolle des Moderators in der Gemeinde – zusammen mit der Verwaltung, dem Gemeinderat, betont er. „Es geht letztlich darum, die Themen zu erkennen und die wichtigen Fragen zu stellen“, sagt der Diplom-Verwaltungswirt und Diplom-Verwaltungswissenschaftler.
Kultur soll eine Rolle spielen
Die Gemeinde entwickele sich nur mit allen Akteuren gemeinsam, mit seinem Team im Rathaus, mit dem Gemeinderat, mit dem Bürger. Allen voran nennt er den Dorfentwicklungsprozess, der in der Gemeinde einiges bewegt hat. Daraus sind Themen und Projekte für die Gemeinde entstanden. Zum Beispiel ist die neue Sporthalle daraus entstanden. Angefangen vom Bedarf bis hin zur Lage wurde diskutiert. Mit 4,2 Millionen Euro war die Halle die größte Einzelinvestition der Gemeinde.
Doch es ist nicht immer klar gewesen, dass die neue Sporthalle auch so kommt, weil es Stimmen gab, die meinten, dass das Geld auch an anderer Stelle gebraucht wird, zum Beispiel für die Kultur. „Deswegen haben wir damals einen Doppelbeschluss gefasst, dass die Kultur nicht auf der Strecke bleibt“, sagt Michael Röger. Und so sieht er auch die Kultur auf der Agenda einer möglichen neuen Amtszeit in Waldburg.
Ein wesentliches Thema, dem sich Michael Röger widmen möchte, ist das Thema Wirtschaft. Denn die gute wirtschaftliche Entwicklung insgesamt und vor allem die in der Gemeinde ist der Grund dafür, warum es Waldburg heute so gut geht. Die Gewerbesteuereinnahmen sprudeln. Von 300 000 D-Mark während der Anfänge seiner Amtszeit ist dieser Posten im Haushalt auf mittlerweile knapp drei Millionen Euro im Jahr 2017 gewachsen. Im kleinen Gewerbegebiet Hannober, das mittlerweile mehrfach erweitert wurde, sitzen tatsächlich große Player, die weltweit unterwegs sind. Hier seien als Beispiele Vom Fass, Öztürk Dönerproduktion, Abakus IT und Hexagon genannt. Das Gewerbegebiet soll sich auch künftig erweitern, aber vorrangig für die Ansässigen. „Wir wollen ja auch die Unternehmen hier am Ort behalten“, sagt Röger.
Ein Thema, das mit der Gewerbeentwicklung einhergeht, ist der Breitbandausbau. Dort ist Waldburg über den Zweckverband Breitbandversorgung im Landkreis Ravensburg (Röger ist dessen zweiter Vorsitzender) organisiert. Waldburg hat noch mit den sogenannten weißen Flecken zu kämpfen, gerade in den Außenbereichen fehlt es noch an Bandbreite. Die Priorität habe beim Anfang des Ausbaus bei den Gewerbebetrieben gelegen. Doch auch die Wohnorte sollen folgen. Zum Beispiel wurde der Teilort Egg mit einem FTTB-Netz (Glasfaser bis ins Gebäude) erschlossen. Als Nächstes soll Außeredensbach folgen. „So soll es in den nächsten Jahren Stück für Stück weitergehen“, sagt der Bürgermeister.
Beim Thema Wohnen zeigt sich Michael Röger zufrieden mit der Entwicklung von Wohngebieten. „Was da unsere Bilanz angeht, bin ich zufrieden. Da hatten wir in den letzten 24 Jahren einen gesunden Rhythmus“, sagt Röger. Und auch in Zukunft soll es weitere Wohnplätze geben. Gerade der Strukturwandel in der Landwirtschaft würde es der Gemeinde erleichtern, an Grundstücke für Wohngebiete zu kommen. Im Blick sind dabei Familien mit Kindern, aber auch Geschosswohnungsbau soll es geben, sagt der Bürgermeister. Als Erfolg sieht er auch die Ausweisung einer 7000 Quadratmeter großen Fläche für einen Vollsortimenter.
Ausbau des Bildungsbereichs
Auch in Sachen Bildung ist die Gemeinde mit der Gemeinschaftsschule gut. Durch die Umwandlung der Werkrealschule und dem Zusammenschluss mit Vogt konnte die Gemeinde die Schule halten. 2,7 Millionen Euro hat Waldburg in die Sanierung des Schulgebäudes gesteckt, in dem momentan wegen der Sanierung des Vogter Gebäudes auch die dortigen Schüler untergebracht sind. Angeboten werden an der Ganztagsschule drei Nachmittage Betreuung, daneben gibt es ein zusätzliches Betreuungsangebot der Gemeinde. Im Bereich des Kindergartens gibt es an beiden Standorten Vogelnest und Zauberburg ein Ganztagsangebot. Ein Neubau eines 5+1-gruppigen Kindergartens steht an. Auch hier wird die Gemeinde mindestens drei Millionen Euro in die Hand nehmen, wie der Bürgermeister sagt.
Das Feld ist gut bestellt, das Röger mit größter Wahrscheinlichkeit weiter bewirtschaften wird.
Die Gemeinde Waldburg hat eine offizielle Kandidatenvorstellung am Donnerstag, 22. Februar, um 20 Uhr in der Mehrzweckhalle in Waldburg anberaumt. Es wurde eine Redezeit von 20 Minuten festgelegt. Die Kandidatin Fridi Miller hat für diesen Termin allerdings abgesagt. Sie habe an dem Tag parallel vier Kandidatenvorstellungen, außerdem wolle sie sich auf die Oberbürgermeisterwahl in Ravensburg und die Bürgermeisterwahl in Plüderhausen konzentrieren, teilte sie der SZ mit. Amtsinhaber Michael Röger lädt zu zwei Wahlkampfveranstaltungen ein: am Freitag, 23. Februar, von 14 bis 16 Uhr auf dem Wochenmarkt am Dorfplatz und am Montag, 26. Februar, von 18 bis 20 Uhr im Gasthaus König Wilhelm in Waldburg.