Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Wir konnten nur fassungslos zuschauen“
Firma Heydt in Aulendorf will die Halle auf dem Wertstoffhof wieder aufbauen – Der Schrecken sitzt tief
AULENDORF - Bei dem Brand auf dem Wertstoffhof in Aulendorf ist ein Sachschaden in Millionenhöhe entstanden. Noch steht die Brandursache nicht fest, die Halle ist noch abgesperrt. Die Betreiberfirma Heydt hofft, noch in dieser Woche eine Freigabe von der Versicherung zu bekommen, um mit den Aufräumarbeiten beginnen zu können. Der Wertstoffhof ist indes schon wieder geöffnet. Die Aufarbeitung wird den Familienbetrieb aber noch lange beschäftigen.
„Einen Brand gab es bei uns noch nie“, sagt Geschäftsführerin Claudia Heydt, die am frühen Mittwochnachmittag in der Sonne steht und über den Wertstoffhof zur abgebrannten Halle hinüberblickt, wo sich hinter verkohlten Balken Brandschuttberge, ein verkohlter Container und das Gerippe eines kleinen Radladers abzeichnen, während das Dröhnen des gelben Baggers beim unversehrten Altholzbereich über den Hof tönt. Schon am Montag und Dienstag hätten viele Leute angerufen und gefragt, wann denn wieder offen sei, erzählt Heydt, und berichtet auch von einer „überwältigenden Anteilnahme“. „Es rufen immer noch Leute an und sagen, sie denken an uns, und fragen, ob sie uns irgendwie helfen können.“
Heydts wollen die Halle schnellstmöglich wieder aufbauen – auch wenn das Genehmigungsverfahren sicher eine ganze Zeit in Anspruch nehmen werde. Derzeit sperren noch Bauzäune den Brandort ab. Die Versicherung will zunächst einen Gutachter schicken. Erst dann können sie auch dort aufräumen. TRAUERANZEIGEN „Wir sind ein Entsorgungsunternehmen, wir wissen mit dem abgebrannten Gebäude umzugehen“, sagt Heydt dazu, und es klingt nach einer Mischung aus wissender Kraft und einem reflektiert-ironischen Blick auf das Leben.
Gefühl der Machtlosigkeit
Braucht man vielleicht auch in so einer Situation. Denn das eigene Hab und Gut in Flammen aufgehen zu sehen, wird Zeit brauchen, zu verarbeiten. „Das wünscht man wirklich niemandem, diese Machtlosigkeit, da zu stehen am Samstagabend ... wir konnten nur fassungslos zuschauen“, sagt Heydt, hebt die Arme und bricht ab. Ihr Bruder, der im Haus neben dem Wertstoffhof wohnt, und den Nachbarn auf den Brand hinwiesen, habe noch geglaubt, Maschinen aus der Halle retten zu können. Als er, nachdem er den Notruf abgesetzt hatte, wieder zur Halle kam, sei es dafür schon zu spät gewesen. „Das Feuer zog unglaublich schnell nach vorne.“
Trotz des Schreckens der Brandnacht ist Heydt froh, dass es „,nur’ die Halle getroffen habe. Und das nicht nur, weil die Situation damit nicht existenzbedrohend ist, die benachbarten Wohnhäuser unberührt blieben und Lkw und Container schon am Montag wieder im Einsatz waren. „Wir waren am Sonntag trotzdem glücklich, dass keiner verletzt wurde, auch keiner von den Feuerwehrleuten.“
Den Familienbetrieb Heydt Container und Umweltservice gibt es seit 1996, er wird heute von den Geschwistern Claudia und Michael Heydt geführt. Die Firma entwickelte sich – wie auch der eigenständige Fuhr- und Baggerbetrieb Heydt – aus dem landwirtschaftlichen Lohnunternehmen des Vaters heraus. Heute arbeiten 15 Mitarbeiter auf dem Wertstoffhof. Auch für sie ist der Brand ein einschneidendes Erlebnis.
„Wir haben viele langjährige Mitarbeiter, teilweise waren sie dabei, als die Halle aufgebaut wurde“, sagt Heydt. Einige Mitarbeiter seien schon am Montag wieder da gewesen, obwohl sie noch gar nicht wieder arbeiten mussten.
Seit rund 20 Jahren mit dabei ist Thomas Kaplan. „Es schmerzt schon etwas“, sagt er am Mittwochnachmittag darüber, dass mit der Halle quasi sein langjähriger Arbeitsplatz von den Flammen gefressen wurde – und schnappt sich dann rasch eine Rolle Gelber Säcke. Denn kurz nach halb zwei fährt Auto um Auto auf, den Hof, Kofferraumdeckel klappen auf und Aulendorfer werfen Altglas, Dosen, Papier- und Plastikmüll in die bereitstehenden Container. Kaplan drückt ihnen neue Gelbe Säcke in die Hand. „Hätten Sie vielleicht gleich ein paar mehr für mich“, fragt Marianne Hauser. „Nächstes Mal“, sagt Kaplan und zeigt zur Halle, „die anderen sind da drin.“
Wertstoffhof ist wieder offen
Die meisten Kunden des Wertstoffhofs steigen wieder ein und fahren fort, andere machen noch ein Handyfoto oder werfen einen Blick auf die Brandruine. „Ich hab es am Samstag im Radio gehört“, erzählt Christian Kappenstein. Er sei auf Verdacht hergekommen. „Ich habe gehofft, dass ich nicht nach Schussenried fahren muss“, sagt er erleichtert. „Es ist schon heftig“, findet Jutta Hummel beim Anblick der Halle. „Ich bin total dankbar, dass schon wieder auf ist, weil: Was hätten wir sonst gemacht?“