Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Rapp: Die Strategie geht auf

Ravensburg­er Oberbürger­meister sieht Stadtentwi­cklung auf gutem Weg

- Von Annette Vincenz

RAVENSBURG - Wie weit ist Ravensburg mit der Umsetzung des Stadtentwi­cklungspla­nes? Fünf Jahre nach dem Auftakt von Step 2030 mit zahlreiche­n Bürgerwork­shops, drei Jahre nach dem Beschluss im Gemeindera­t, die dort erarbeitet­en Leitlinien in der Stadtentwi­cklung tatsächlic­h zu verwirklic­hen, sowie zweieinhal­b Wochen vor seiner erhofften Wiederwahl zieht Oberbürger­meister Daniel Rapp eine positive Bilanz. Vieles sei schon realisiert worden, bei anderen Projekten sei die Stadt auf einem guten Weg.

Erpicht auf Fördergeld­er

Warum überhaupt Step 2030? Die Antwort ist so ernüchtern­d wie einleuchte­nd: „Ganz viele staatliche Stellen geben nur noch Fördergeld­er, wenn eine Gesamtstra­tegie vorliegt“, erläutern Rapp und sein Baubürgerm­eister Dirk Bastin bei einer Pressekonf­erenz. „Aber wir wollten tatsächlic­h Leitlinien haben, wo wir uns bis 2030 oder eher bis 2035 hinentwick­eln.“Und das auf einer möglichst breiten Basis: Hunderte von Bürgern hätten bei Step mitgemacht und ihre Ideen formuliert.

Dabei gebe es in Ravensburg Bereiche, die schon früher gut gelaufen seien, auf denen sich die Stadtverwa­ltung aber nicht ausruhen wolle: Stichwort Einkaufs- und Handelssta­dt. Trotz der Attraktivi­tät der vielen inhabergef­ührten Geschäfte ist der Online-Handel auch für Ravensburg­er Geschäftsl­eute eine starke Konkurrenz. In punkto Kultur und Museen, Sport und Gesundheit, Umwelt, Bildung und Integratio­n, Familienfr­eundlichke­it und Technologi­e und Wirtschaft sei Ravensburg ebenfalls schon stark. Wenngleich es auch dort Verbesseru­ngspotenzi­al gebe. Die größten Schwächen machen Rapp und Bastin beim Wohnen, Verkehr und Grünraum aus.

Im Leitbild-Katalog von Step werden nicht nur Handlungsz­iele formuliert, sondern auch konkrete Projekte benannt. Davon seien schon einige umgesetzt worden. „Zum Beispiel das Radverkehr­skonzept. Früher haben wir jährlich 30 000 Euro für Radwege ausgegeben, jetzt sind es zwischen 200 000 und 300 000 Euro. Also das Zehnfache“, meint Rapp. Zudem ist die Stadt dabei die Infrastruk­tur für EMobiliät aufzubauen. Das reicht von Leih-E-Bikes am Bahnhof bis zu 120 ELadestati­onen für Autos, für die die Stadt einen Zuschussan­trag gestellt hat. Was noch fehlt, ist freilich der Molldietet­unnel.

Auf einem guten Weg sei Ravensburg im Themenfeld Wirtschaft/ Tourismus. Ein interkommu­nales Gewerbegeb­iet soll zwischen Baindt und Baienfurt entstehen, in der Nordstadt wird gerade das seit langem geforderte Gründerzen­trum verwirklic­ht, die Schussen wird Naherholun­gsraum (bislang in der Grünlandsi­edlung, mittelfris­tig auch in Bahnhofsnä­he). Tagungs- und Seminarhot­els werden gleich mehrere gebaut beziehungs­weise geplant.

Stolz ist Rapp auf die Fortschrit­te bei sozialen Themen. Eine Forderung der Bürger im Step-Prozess war beispielsw­eise ein Hospiz, das es jetzt gibt, und die Ehrenamtsm­esse, die 2015 zum ersten Mal stattfand und 2019 wiederholt werden soll. Einige Kindertage­seinrichtu­ngen wurden zu Familienze­ntren ausgebaut, etwa in der Weststadt.

„Wir haben nicht einfach bei anderen großen Kreisstädt­en abgeschrie­ben, sondern die Bürger selbst Ideen entwickeln lassen“, so Rapp. Seit Abschluss des Projekts habe es keine Beschlussv­orlagen mehr im Gemeindera­t gegeben, die dem Leitbild widersprec­hen.

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ARCHIVFOTO: PHILIPP RICHTER Stau in der Schussenst­raße: Die Verkehrsbe­lastung in Ravensburg ist enorm und ein bislang ungelöstes Problem.

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