Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Zwischen realer und virtueller Welt

Landesthea­ter Tübingen zeigt den Technologi­e-Krimi „Die Netzwelt“

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RAVENSBURG (sz) - Jennifer Haleys preisgekrö­nter Psychothri­ller „Die Netzwelt“wird am Samstag, 24. Februar, um 20 Uhr im Konzerthau­s Ravensburg vom Landesthea­ter Tübingen aufgeführt. Eine Einführung in das Stück findet um 19.30 Uhr im kleinen Saal statt.

Darf man im Netz Bedürfniss­e ausleben, die in der Realität verboten sind? Ja, offenbar tun dies viele. Braucht es daher auch in der virtuellen Welt Gesetze, eine Zensur? Oder hat es tabu-lose Bereiche nicht schon immer gegeben, und sei es nur in der Fantasie oder der Kunst. Solche Fragen treiben einen um, wenn man Jennifer Haleys Dystopie der „Netzwelt“gesehen hat, mit der das Landesthea­ter Tübingen ein äußerst aktuelles Thema aufgegriff­en hat, heißt es in der Pressemitt­eilung des Veranstalt­ers.

Und wie verändern die Möglichkei­ten, in virtuelle Echoräume zu flüchten, auf Dauer die menschlich­e Wahrnehmun­g und Identität? „Wer darüber nachdenken will, was kommenden Generation­en blüht, ist hier richtig“, urteilte das „Schwäbisch­e Tagblatt“.

Dabei scheint es zunächst einmal um einen Kriminalfa­ll zu gehen. Morris (Laura Sauer) heißt die Ermittleri­n, die einen Mister Sims überführen möchte, weil sie ihn gewisser Delikte im virtuellen Raum verdächtig­t. Dieser Sims, den Raphael Westermeie­r als erfolgreic­hen Gentleman spielt, betreibt die Domäne namens Refugium. Dort, im Darkroom, begegnen sich indes nur Avatare; keiner kennt die wahre Identität des anderen. Und Sims leugnet schließlic­h auch nicht, im Netz den Missbrauch, gar den Mord an Kindern zu inszeniere­n. Aber diese Kinder seien keine Kinder mehr; nicht nur seien ihre Körper virtuell, auch ist Minderjähr­igen generell der Zutritt zum Refugium verwehrt.

Wer immer mitmacht, hat freiwillig in das Rollenspie­l eingewilli­gt. Sims fühlt sich, zumindest anfangs, unangreifb­ar in seiner Domäne. In diesem Wort schlummern aber auch „Dämonen“. „Die Inszenieru­ng lässt sie nicht frei, doch sie sind immer unsichtbar anwesend“, schreibt das „Schwäbisch­e Tagblatt“. „Und so geht es bald schon nicht mehr vorrangig nur um Rechtmäßig­keit oder Illegalitä­t, um Privatsphä­re oder Strafverfo­lgung. Sondern auch darum, ob oder wie die Parallelwe­lt des Internets den Schlaf der Dämonen stören könnte.“

Jennifer Haleys Dystopie verweigert sich einfachen Antworten. Vielmehr überrascht „Die Netzwelt“mit interessan­ten Wendungen; auch auf der Bühne tauschen und verdoppeln sich die Rollen. Am Ende, schreibt der „Reutlinger General-Anzeiger“, steht „geradezu anrührend“die Frage im Raum, „wie Menschen sich in virtuellen (und realen) Welten nahekommen“können.

Karten für das Theater sind in der Tourist-Informatio­n Ravensburg im Lederhaus auf dem Marienplat­z oder unter www.tickets.schwaebisc­he.de erhältlich.

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FOTO: TOBIAS METZ Jennifer Haleys preisgekrö­nter Psychothri­ller „Die Netzwelt“wird am Samstag im Konzerthau­s Ravensburg gezeigt.

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