Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Vortrag beschäftigt sich mit dem Thema Populismus
Angelika Vogt erklärt am Freitagabend, wie Populismus entsteht und warum es sich lohnt, zu widersprechen
WEINGARTEN - Was ist Populismus, wie unterscheidet er sich von Rechtsextremismus, wie entsteht er und wie kann man ihm begegnen? Mit diesen Fragen setzt sich Angelika Vogt am Freitag, 23. Februar, ab 19 Uhr im Tagungshaus der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart in Weingarten auseinander. Am Samstag, 24. Februar, gibt es von 10 bis 18 Uhr außerdem ein „Argumentationstraining gegen rechts“.
Angelika Vogt ist Leiterin der Fachstelle „Kompetent vor Ort. Gegen Rechtsextremismus“des Demokratiezentrums Baden-Württemberg. „Das Grundprinzip des Populismus besteht aus einem Gegensatzpaar – der vermeintlich anständige und fleißige Bürger auf der einen Seite und das angeblich korrupte Establishment auf der anderen Seite“, erklärt die Referentin. So verstünden sich die Populisten als „Vertreter des Volkes“– auch wenn dieses eigentlich aus vielen kleinen Gruppen mit ganz unterschiedlichen Interessen bestehe.
Grundsätzlich ließen sich populistische Strömungen keiner bestimmten gesellschaftlichen Schicht zuordnen. Auch der Bildungsgrad sei, so Vogt, nicht ausschlaggebend. „Entscheidend ist, welche Einstellungen vorhanden sind“, erklärt sie. Fremden- oder Menschenfeindlichkeit trete in allen gesellschaftlichen Kreisen auf. Auch die Angst vor einem sozialen Abstieg mache viele Menschen für den Populismus erreichbar – auch wenn diese Angst lediglich empfunden sei und nicht einer realen Bedrohung entspreche.
Gezielte Tabubrüche sind charakteristisch
Erkennbar wird Populismus laut Angelika Vogt zum Beispiel durch „gezielte Tabubrüche“. Die Populisten sagen das, was man eigentlich nicht sagt, verbreiten Vorurteile und pauschalisieren, rufen teilweise zu Gewalt auf oder beleidigen, erklärt Vogt. Auf diese Weise würden populistische Parteien ausnutzen, dass etablierte Parteien von den Wählern als „verschwommen“wahrgenommen werden. Begünstigt werde dieses Gedankengut durch soziale Netzwerke, so Angelika Vogt. „Dort entstehen Echoräume. Die Populisten sehen gar keine anderen Positionen mehr.“
Auch in den Medien sei es ein schmaler Grat: Einerseits sei Aufklärung nötig, andererseits werde Populisten durch Berichterstattung oder die Einladung zu Talkshows auch eine Plattform geboten.
Doch wie kann man im Alltag mit populistischen Aussagen umgehen? „Es lohnt sich immer, Stellung zu beziehen“, findet Angelika Vogt. Auch, wer sich nicht auf eine große Diskussion einlassen möchte, könne aussprechen, ob er eine Meinung teile oder nicht. Schweigen werde hingegen meist als Zustimmung gedeutet. „Schon mit der Aussage ,das sehe ich aber nicht so’ lässt sich dieses Schweigen durchbrechen“, erklärt Vogt. Denn die Populisten seien entgegen ihrer eigenen Wahrnehmung nicht in der Mehrheit.
Von heute auf morgen werden sich populistische Bewegungen in Deutschland wohl nicht auflösen, ist sich Angelika Vogt sicher. Denn sie seien mit viel Unsicherheit und Unzufriedenheit verbunden. Deshalb sei es umso wichtiger, sich aktiv mit diesem Thema auseinanderzusetzen.
Anmeldungen zum kostenlosen Vortrag „Populismus - Eine Einführung“am Freitag, 23. Februar, um 19 Uhr sind unter www.akademie-rs.de/vanm_22335 möglich. Das „Argumentationstraining gegen rechts“ist ausgebucht.