Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
FV setzt auf die Leidenschaft des Trainers
Der Landesliga-Vorletzte Ravensburg II will die schlechte Hinrunde vergessen machen
RAVENSBURG - Elf Niederlagen in 15 Spielen – die U 23 des FV Ravensburg ist auf dem vorletzten Tabellenplatz der Fußball-Landesliga in die Winterpause gegangen. „Die Mannschaft in der Landesliga zu halten, hat absolute Priorität“, gibt Peter Mörth, der sportliche Leiter der Ravensburger, die Richtung vor dem ersten Ligaspiel nach der Winterpause am kommenden Sonntag (15 Uhr) gegen den VfB Friedrichshafen vor.
Es ist schon fast vergessen, aber die U23 des FV Ravensburg hatte keinen schlechten Start in die Saison: Platz drei beim Schussenpokal nach einem Sieg im kleinen Finale gegen Ligakonkurrent SV Kehlen, Sieg im WFV-Pokal, gar ein 4:1 zum Ligaauftakt gegen den SV Ochsenhausen.
Dann begann allerdings eine Negativserie, die mit der Pokalniederlage im Elfmeterschießen gegen Landesliga-Aufsteiger TSV Heimenkirch begann und erst am 11. November mit dem 2:1-Sieg in Kehlen endete. Elf Niederlagen in zwölf Spielen lautete die verheerende Bilanz – einzig das Derby gegen den SV Weingarten konnten die Ravensburger noch gewinnen.
Wie konnte das passieren? Ist die Mannschaft wirklich zu jung, wie allerorten kolportiert wird? Diese Erklärung greift für Mörth zu kurz: „Das sind alles sehr gute Fußballer, die Qualität für die Landesliga ist auf jeden Fall da.“Der sportliche Leiter nimmt sich allerdings auch selbst in die Kritik: „Wir haben Leuten wie Patrick Abt, Manuel Litz oder meinem Sohn Timo nahegelegt, sich etwas Neues zu suchen, um den jüngeren Spielern Platz zu machen“, sagt Mörth. „Und dann stehen manche dieser jungen Spieler gar nicht zur Verfügung: Urlaub, Weltreise, Studium, Beruf, Verletzungen – die Spieler waren nicht auf dem gleichen Fitnessstand.“
Das setzte zusammen mit einer hartnäckigen Ladehemmung in der Offensive und Löchern in der Abwehr eine Abwärtsspirale in Gang. Der FV II machte zwar nur wenige wirklich schlechte Spiele, acht der zehn Niederlagen in der Liga endeten mit einem Tor Unterschied – aber die Punkte blieben aus. Und am 14. Spieltag hatten die Ravensburger schließlich die Rote Laterne in der Hand. Davor bereits – nach der 1:2Pleite gegen Schlusslicht TSG Ehingen Mitte Oktober – hatte der FV die Reißleine gezogen. „Der Trainer war das Bauernopfer“, bekennt Mörth. Reiner Steck stand nicht länger an der Seitenlinie. Wobei Mörth betont, dass das kein Rauswurf gewesen sei: „Wir haben die ganze Zeit über gemeinsam nach Lösungen gesucht und Reiner hat selbst seinen Posten infrage gestellt. Wir haben nach wie vor ein sehr gutes Verhältnis.“
Auch Steffen Wohlfarth half mal in der zweiten Mannschaft aus
Mit Johannes Joser und Gerhard Rill übernahmen zwei Mann interimsweise, die sich als Spieler und Trainer beim FV bereits verdient gemacht hatten. Bis zu ihrem ersten Dreier brauchten aber auch Rill und Joser noch eine Weile – und Unterstützung auf dem Feld: Es war mit Omar Jatta ein unverhoffter Neuzugang und alter Bekannter, der entscheidend zum 2:1-Sieg in Kehlen beitrug. Und beim 3:1 gegen Ochsenhausen schnürte tatsächlich Steffen Wohlfarth, Trainer des OberligaTeams der Ravensburger, seine Kickschuhe.
Apropos Wohlfarth: „Es kommt wirklich nicht oft vor, dass ein Verein die Trainer der ersten und der zweiten Mannschaft wechselt“, meint Peter Mörth. „Das ist auch absolut kein Ruhmesblatt.“Jetzt gehen die Augen allerdings nach vorne – mit besonderem Fokus auf dem U-23-Team: „Natürlich müssen wir aufpassen, dass wir nicht in der Oberliga in Gefahr kommen“, warnt der sportliche Leiter des FV. „Aber vor allem wollen wir alles daransetzen, mit der U 23 die Liga zu halten, um unserem Nachwuchs eine Perspektive zu geben. Auch wenn der Kader der ersten Mannschaft nicht üppig ist, werden wir immer wieder Spieler in der zweiten Mannschaft einsetzen“, fügt Mörth hinzu.
Den neuen Trainer, der mit der U23 die Mission Klassenerhalt schaffen soll, kennt Peter Mörth schon lange: „Ich habe ihn als Spieler in Mochenwangen und in Biberach in der Oberliga trainiert – er hat unglaubliches Feuer“, sagt er über Nectad Fetic, der seit Kurzem seine A-Lizenz in der Tasche hat. Der Faden riss nie ab – aktuell spielt Fetics Sohn Kian beim FV Ravensburg in der A-Jugend.