Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Hintersinnige und rabenschwarze Geschichten
Ingrid Koch und Peter Frey amüsieren im Theater Ravensburg mit ihrem Abend rund um die Liebe
RAVENSBURG - Der erste „kleine Versuch über das Unmögliche“, nämlich die Liebe, ist im vergangenen Oktober im Theater Ravensburg so gut angekommen, dass der Abend mit den beiden so unterschiedlichen Wortkünstlern Ingrid Koch und Peter Frey am Mittwoch wiederholt wurde. Und wieder war das Theatercafé gesteckt voll.
Zwar vermisste Ingrid Koch die spontanen lauten Lacher vom ersten Mal, doch das Schmunzeln in den Gesichtern und mehrfacher Zwischenapplaus verrieten, dass die Zuhörer sich nicht minder amüsierten, zumal ja wohl jede und jeder Erfahrungen mit dem Thema mitbringt.
Was aber ist die Liebe? Ausgehend von der Definition, die das Online-Lexikon Wikipedia liefert, sinnierten die beiden über die unterschiedlichen Felder, von der Liebe zu teuren Schuhen bis zur Feindesliebe – „do muss i no dra arbeite“. Natürlich standen dann doch Mann und Frau im Mittelpunkt und unverblümt ging es zur Sache – von Frühlingsgefühlen mit Schmetterlingen im Bauch und Elektroblitzen im Hirn bis zum Sex im Alter, der mit 60 Jahren noch lange nicht aufhöre.
Alles kam unter die Lupe, wurde seziert, wobei Ingrid Koch ihre Mitmenschen zuweilen schwäbisch deftig, mehr aber liebenswürdig hintersinnig beobachtete. „D’Welt isch halt ungerecht“, stellte sie fest, denn die Gleichstellung sei längst nicht erreicht. Während ein älterer Mann mit junger Frau als toller Hecht gelte, heiße es umgekehrt, bei „alter Fregatte mit jüngerem Lover“: „Schämt die sich it, die alte Hex?“
Klar, dass sie die Schöpfungsgeschichte etwas zugunsten der Frau manipuliert, schließlich ist doch Eva dem Adam haushoch überlegen – oder etwa nicht? Ob Singles, die sich nach Zweisamkeit sehnen und den zeitweiligen Partner dann doch auf den Mond wünschen, ob verunglückter Wochenendausflug, enttäuschte Liebe, ob Psycho-Folternummer oder Scheidung mit Rosenkrieg – nichts blieb ausgeklammert.
Kurz und schmerzlos
Und wehe, wenn Peter Frey seine lieben Zeitgenossen in die Finger bekommt. Denn da treibt der Humor rabenschwarze Blüten. Da fällt schon mal ein Baum ganz unabsichtlich auf die liebe Gattin oder es rollt Frau Müllers Kopf, den sie eigenhändig mit Spucke wieder anklebt. Neben längeren Geschichten bringt Frey auch mal die Sache ganz kurz und schmerzlos auf den Punkt: „Herr Müller hat den Hochzeitstag vergessen. Er fehlte vorm Altar.“Oder die frei erfundenen „Sonderschichten“des lieben Gatten im Büro: „Will’s der Zufall, kommt’s ans Licht – manchmal will er aber nicht.“
Versöhnlich war Peter Freys Zugabe: Schlafe ein Paar mit den Jahren in getrennten Räumen, könne aus Gewöhnung Respekt, die Begegnung inszeniert werden. Ingrid Koch schloss mit ihrer oft gewünschten Nummer vom „Chili-Luder“am nächtlichen See.