Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Die neue Aufgabe ist sehr wichtig“
Annette Widmann-Mauz wird Staatsministerin für Integration
BERLIN - In der Landes-CDU hatten ihr viele die Daumen gedrückt, dass sie Gesundheitsministerin wird. Schließlich war sie acht Jahre lang Staatssekretärin im Gesundheitsministerin. Doch nun soll die 51-jährige Chefin der Frauen Union und Abgeordnete aus dem Wahlkreis Tübingen die neue Staatsministerin für Integration werden und damit Aydan Özoguz folgen. Sabine Lennartz sprach mit Annette Widmann-Mauz über die überraschende Berufung.
Der FDP-Vorsitzende im Stuttgarter Landtag, Ulrich Rülke, meint, dass Kanzlerin Merkel die LandesCDU abstrafe. Was sagen Sie dazu?
Wir können mit großem Selbstbewusstsein sagen, dass Vertreter der baden-württembergischen CDU auf europäischer Ebene und in der Spitze des Bundestages gut vertreten sind, von Günther Oettinger über Wolfgang Schäuble bis zu Volker Kauder. Und ich werde jetzt einen Platz am Kabinettstisch als Staatsministerin für Migration, Flüchtlinge und Integration einnehmen. Nach 20 Jahren Gesundheitspolitik jetzt diese verantwortungsvolle Aufgabe übertragen zu bekommen, ist sehr wichtig. Dieses Thema prägt unsere Gesellschaft in den Diskussionen. Es sind viele Sorgen, Ängste, aber auch viele Chancen damit verbunden.
Die Landes-CDU hatte Ihnen die Daumen gedrückt, dass Sie Gesundheitsministerin werden. Hatten Sie es sich nicht auch gewünscht?
Politik ist ein umfassendes Feld. Personalentscheidungen müssen in einem Gesamtkonzept Sinn machen. Ich freue mich sehr, dass mir Angela Merkel diese Aufgabe angetragen hat.
Wann wurden Sie gefragt und wie lange haben Sie überlegt?
Ich bin in der letzten Woche gefragt worden, und es hat mehrere Gespräche gegeben. Die Aufgabe fand ich von Anfang an sehr reizvoll.
Haben Sie schon Projekte im Kopf ?
Aus meiner politischen Tätigkeit liegt mir ein Thema besonders am Herzen: Wie Integration aus der Familie heraus gelingen kann, ist für die Frauen Union schon lange ein Thema. Frauen spielen eine zentrale Rolle, was die Vermittlung von Werten und Normen angeht und bei der Frage, wie Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau gelingt. Wir müssen die Potentiale der Frauen und Mütter für eine gelingende Integration nutzen. Und wir müssen umgekehrt die Akzeptanz in der Mehrheitsgesellschaft, zu der ich gehöre, stärken und Vorurteile abbauen. Ich habe sehr viel Lust auf diese Themen.
Was sagen Sie zur Berufung von Jens Spahn ins Kabinett?
Er ist der Vertreter einer bestimmten Gruppe. Die CDU ist immer dann stark, wenn sie sich in ihrer ganzen Breite wiederfindet. Dabei geht es nicht nur um konservativ oder nicht konservativ. Ich freue mich, dass wir ein gleichmäßig besetztes Kabinett mit einem ausgewogenen Verhältnis von Männern und Frauen herstellen konnten.