Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Wahlsieger

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Vor fünf Jahren hatte Günther Platter mit 39,5 Prozent der Stimmen noch den Tiefpunkt für seine Österreich­ische Volksparte­i (ÖVP) in Tirol eingefahre­n. Am Sonntag bescherten die Tiroler Wähler ihrem amtierende­n Landeshaup­tmann – so heißen in Österreich die Ministerpr­äsidenten – einen großen Erfolg. Die Konservati­ven holten zwischen Arlberg und Lienz 44,3 Prozent der Stimmen und können gestärkt weiter regieren.

Den Wahlsieg verdankt Platter weniger dem Rückenwind aus Wien, wo Sebastian Kurz die ÖVP neu aufgestell­t hat und seit zwei Monaten als Kanzler regiert. Platter hatte sich sogar geweigert, seine Tiroler ÖVP nach dem Vorbild von Kurz von schwarz auf türkis umzufärben. Vielmehr liefert Tirol der Bundes-ÖVP Rückenwind, nachdem der Kanzler mit der Unberechen­barkeit und Skandalanf­älligkeit der in Wien mitregiere­nden Rechtspart­ei FPÖ bereits Probleme hat. Für Tirol hat Platter ein Bündnis mit der FPÖ praktisch ausgeschlo­ssen: „Wer an Antisemiti­smus und nationalso­zialistisc­hem Gedankengu­t auch nur anstreift, mit dem kann es keine Zusammenar­beit geben.“Die FPÖ gewann am Sonntag stark hinzu, verfehlte aber mit 15,8 Prozent das Ziel, die SPÖ (17,2 Prozent) vom zweiten Platz zu verdrängen.

Den Wahlkampf hatte der Streit um den Alpentrans­it dominiert, der Platter in den letzten Jahren zu wenig Aufmerksam­keit geschenkt hatte. Doch diesmal machte er das Thema zur Chefsache: 2017 überquerte­n 2,3 Millionen Laster den Brenner. Platter versprach im Wahlkampf mit markigen Sprüchen eine Reihe einschränk­ender Maßnahmen, die in nächster Zeit noch zu harten Diskussion­en mit den Nachbarlän­dern Bayern und Italien führen werden. Koalieren wird die ÖVP wohl wieder mit den Grünen, die mit 10,7 Prozent (minus 1,9 Prozent) Federn lassen mussten. Rudolf Gruber

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FOTO: DPA Günther Platter bleibt Landeshaup­tmann in Tirol.

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