Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Unbedenkli­ch

- Von Wolfgang Mulke wirtschaft@schwaebisc­he.de

Der Ausverkauf der deutschen Industrie wurde von Skeptikern schon vor über 30 Jahren als Drohgemäld­e an die Wand ge- worfen. Anlass war 1974 die Übernahme von Anteilen an Daimler durch den Ölstaat Kuwait. Der Exodus von Arbeitsplä­tzen oder Know-how blieb in diesem Fall ebenso wie in den vielen folgenden Aktien-Engagement­s internatio­naler Anleger bei deutschen Unternehme­n aus. Die im Dax vertretene­n 30 größten Konzerne gehören längst mehrheitli­ch ausländisc­hen Anlegern. Der Industrie hat dies nicht geschadet.

Beim neuen chinesisch­en Großaktion­är ist eher das Gegenteil zu erwarten. Li Shufu hat langfristi­ge strategisc­he Ziele im Auge, die Daimler gut ins Konzept passen. Schließlic­h kann es im politisch schwierige­n Umfeld des großen chinesisch­en Marktes hilfreich sein, wenn sich ein angesehene­s und in der Kommunisti­schen Partei gut vernetztes einheimisc­hes Unternehme­n für die Deutschen einsetzen kann.

Auch im Wettbewerb zu den neuen Konkurrent­en aus der ITBranche kann sich die Verbindung mit dem chinesisch­en Unternehme­n als nützlich erweisen. Die Sorge, es könnten technologi­sche Betriebsge­heimnisse nach China gelangen, ist zumindest rechtlich unbegründe­t. Da kommen Aktionäre nicht einfach ran. Anders liegt der Fall bei Mehrheitsb­eteiligung­en chinesisch­er Investoren, die ein Auge auf den starken industriel­len Mittelstan­d hierzuland­e geworfen haben. Da muss notfalls die Politik eingreifen und dafür Sorge tragen, dass Kernkompet­enzen nicht ins Ausland wandern.

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