Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Finale für den Verkauf der HSH Nordbank
HAMBURG (dpa/AFP) - Allmählich wird es eng: Bis Mittwoch Mitternacht muss der Kaufvertrag für die HSH Nordbank unterschrieben sein – sonst wird das Institut abgewickelt. Das war die Bedingung, unter der die EU-Kommission die massiven Finanzhilfen für die durch Fehlspekulationen und Marktturbulenzen während der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise in Not geratene HSH genehmigte. Hamburg und SchleswigHolstein stützten ihre ehemalige Landesbank zeitweise mit einem Risikopuffer von zehn Milliarden Euro.
Die Verhandlungen laufen bis zum letzten Tag und werden mit der New Yorker Investmentgesell- schaft Cerberus geführt. Mit am Tisch sitzt auch der US-Investor J. Christopher Flowers, der bereits an der HSH Nordbank beteiligt ist. Gerungen wird in den Verhandlungen nicht nur um den Kaufpreis, sondern vor allem um die Vertragsinhalte. Dabei geht es um den Umgang mit staatlichen Garantien für die Bank, Mitarbeiter, Standorte, die Übernahme von Pensionslasten, Zukunftsgarantien und ähnliche Fragen. Der Kaufpreis, der sich nach Medienberichten um eine Milliarde Euro bewegen könnte, ist nur ein Element.
Die HSH Nordbank war 2003 durch eine Fusion der beiden früheren Landesbanken von Hamburg und Schleswig-Holstein entstanden. Sie entwickelte sich unter anderem zu einem der bedeutendsten Schiffsfinanzierer der Welt. Seit der Finanzkrise bereitet die Bank den beiden Ländern nur noch Sorgen. Vor allem die Schifffahrtskrise hat das Institut ins Wanken gebracht.
Wie hoch die Schlussrechnung für die Steuerzahler ausfallen wird, ist offen und wird endgültig erst in mehreren Jahren vorliegen. Vieles hängt davon ab, wie sich die Schifffahrtsmärkte in den kommenden Jahren entwickeln. Experten zufolge sind Beträge im Bereich von 14 bis 18 Milliarden Euro möglich, die am Ende von Hamburg und SchleswigHolstein zu tragen sind.