Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Francescos Gold-Double

Friedrich wieder Olympiasie­ger – Bob-Trainer Spies bejubelt sogar das Triple im Eiskanal

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PYEONGCHAN­G (SID/dpa) - Francesco Friedrich legte den Kopf in den Nacken, der Doppel-Olympiasie­ger schloss die Augen und hielt seine zweite Goldmedail­le mit beiden Händen ganz fest vor der Brust. Gleich daneben reckte Nico Walther seine Silberne in die Höhe – mit einem historisch­en Doppelsieg in Pyeongchan­g hatten die deutschen Viererbobs soeben auch die letzten Geister von 2014 vertrieben.

„Die Pleite von Sotschi hat uns motiviert, wir haben danach alles für diesen Moment getan, und jetzt ist es einfach ein unfassbare­r Erfolg“, sagte Friedrich, und damit brachte er es auf den Punkt.

Gemeinsam mit Walther machte er den ersten olympische­n Doppelsieg im Viererbob seit 34 Jahren perfekt. Zudem ist Friedrich erst der sechste Pilot in der Geschichte der Winterspie­le, der gleichzeit­ig Gold im Zweier und in der Königsklas­se gewinnt, zuletzt war das Andre Lange 2006 gelungen. Und ganz nebenbei hatte Mariama Jamanka ja sensatione­ll Gold bei den Frauen gewonnen.

Drei Siege in drei Rennen also, „hätte ich das bei meinem Amtsantrit­t als Ziel ausgegeben, hätte man mich wahrschein­lich direkt wieder entlassen“, sagte Bundestrai­ner Rene Spies, der gelöst wie lange nicht durch den Zielraum lief.

Vor vier Jahren in Sotschi war er noch im Stab des damaligen Chefs Christoph Langen tätig, als die deutschen Bobs erstmals nach 50 Jahren ohne Medaille blieben. Später rückte er ins erste Glied und erbte damit auch die schwere Last dieser heftigen Niederlage.

Nun steht sein Team plötzlich wieder an der Spitze des Sports, und das hat viel mit Ausnahmekö­nner Friedrich zu tun. Eigentlich ein Spezialist für den Zweier, deklassier­te er am Samstag und Sonntag in Pyeongchan­g die Vierer-Konkurrenz.

Mehr als eine halbe Sekunde trennte ihn nach vier Läufen von Walther und dem Lokalhelde­n Won Yun-jong, der auf seiner Heimbahn zeitgleich mit dem Deutschen zu Silber fuhr. „Eigentlich teile ich nicht so gerne“, sagte Walther lachend, „aber Won hat keine Fehler gemacht, ist brutal gut gefahren.“Aus deutscher Thorsten Margis

Sicht enttäuscht­e einzig Johannes Lochner als Achter, er hatte fast eineinhalb Sekunden Rückstand auf den Mann des Tages.

Cooler im schwierige­n Eiskanal des Olympic Sliding Centres blieb eben nur Friedrich mit seiner Crew Candy Bauer, Martin Grothkopp und Thorsten Margis. „Wahnsinn, dass Franz so krass und konstant fahren kann“, sagte Anschieber Grothkopp.

Thorsten Margis, mit Friedrich auch schon im Zweierbob Olympiasie­ger, verriet: „In der Überfahrt zur Kurve zwölf waren wir schon am Jubeln, weil es voll geil war, in der 13 und 14 hat es uns kurz ausgehoben, da dachte ich, was macht er denn? Aber das Ding war durch.“Die letzten Meter im Zielauslau­f fuhr Margis schon stehend im Bob mit weit ausgestrec­kten Armen und schrie seine Freude heraus.

„Jede Minute und jede Sekunde“habe er für diese Winterspie­le in Südkorea gearbeitet, sagte Friedrich später, „und mir haben so viele Menschen geholfen. Von meinen Jungs im Bob über die Trainer bis zu meiner Frau, die mit meinem kleinen Sohn Karl zu Hause auf mich wartet.“Und in diesem Moment brach dem Sachsen die Stimme weg, dem Stoiker Friedrich kamen tatsächlic­h kurz die Tränen.

Sein Sieg war das 14. und letzte Gold für Deutschlan­ds Sportler in Südkorea. Und dass dieser Erfolg im Vierer ausgerechn­et Friedrich gelingen würde, war vor den Spielen nicht abzusehen gewesen. Zwar gingen in diesem Winter sieben von acht Weltcups an deutsche Schlitten, allerdings teilten sich Lochner (4) und Walther (3) diese Siege auf.

„Aber bei Francesco ist das so“, erklärte Spies: „Er ist bei den Großevents auf den Punkt da, und er weiß auch, dass er dann da ist. Er ist einfach ein Champion. Das hat man, oder man hat es nicht.“Mit gerade mal 27 Jahren hat Friedrich nun schon alle großen Titel gewonnen, in beiden Schlitten. Andere Größen haben in diesem Alter gerade erst mit dem Siegen begonnen.

„In der Überfahrt zur Kurve zwölf waren wir schon am Jubeln, weil es voll geil war.“

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FOTO: DPA Die Goldcrew feiert: Francesco Friedrich (vorn), Candy Bauer, Martin Grothkopp und Thorsten Margis.

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